Maui ist anders. Die vielen Gebirge von Oahu werden hier durch eine eher flache Landschaft mit einzelnen hohen Vulkanbergen ersetzt. Anstelle der bis zu fünfspurigen Strassen, fahren wir hier auf einspurigen, die uns teilweise komplett durchschütteln. Es scheint alles viel naturbelassener zu sein. Passend zu dem naturverbundenen Spirit dieser Insel, befindet sich unsere Unterkunft praktisch im Dschungel.
Nach dem Lebensmitteleinkauf für die nächsten Tage, erreichen wir unser Privatbungalow gegen Einbruch der Dunkelheit. Zu Beginn fühlen wir uns sehr unwohl, könnten uns aber gleichzeitig dafür ohrfeigen, dass wir uns tatsächlich so von den vielen gesehenen Horrorfilmen verunsichern lassen und bei jedem unbekannten Geräusch zusammenzucken. Noch lächerlicher kommt uns unsere eigene Angst vor, als Chandra, die Housesitterin, völlig entspannt, barfuss und in Hippie-Pluderhosen hereinspaziert. Wohlbemerkt: an ihre 2 stündige Verspätung, um mit ihrem Hund am Strand spazieren zu gehen, hängte sie nochmals eine Stunde an 😁 Für mich als total überpünktlicher Mensch, der im Zürich-Alltag zu Hause nur schon nach 5min hinterhertelefoniert, war das ein toller kleiner Erleuchtungsmoment. Einfach mal alles etwas entspannter nehmen und nicht so konsequent nach der Zahl auf der Uhr gehen. Denn was konnte schon passieren bei der Verspätung in diesem Fall? Die Unterkunft war offen, wir konnten uns bereits gemütlich einrichten und das Abendessen kochen und worst-case hätten wir die Türen halt gar nicht abgesperrt (was die hier sowieso immer tun, so mitten im Nirgendwo scheint das Vertrauen in die Menschen noch wunderbar vorhanden zu sein 🙂).
Sonntag, 11. Februar 2018: Road to Hana
Roadtrips – ich liebe sie! Meine Freude am Autofahren wird wohl nie nachlassen 😃 Zum Glück, denn heute fahren wir die Road to Hana entlang. Eine ca. 2 stündige Fahrt hoch oben inmitten von grünem Gestrüpp, faszinierenden Bäumen, nicht faszinierenden (diese Erkenntnis hatten wir ja bereis in Oahu 😉) Wasserfällen und mit immer wieder atemberaubender Aussicht auf den Pazifik.
Auf der Fahrt kommen wir immer wieder an kleinen Farmen mit Verkaufsständen vorbei. Alle scheinen hier unglaublich ökologisch zu leben und einiges ihrer Nahrung selbst anzubauen. Am liebsten würde ich meine kleine Schwester, die sich zu Hause vegetarisch bis beinahe vegan ernährt, hierherbeamen, um ihre blauen Augen leuchten zu sehen 😊. Die Leichtigkeit im Wesen der Einheimischen hier gefällt mir unglaublich. Es wirkt alles so authentisch und beinahe magisch – so finden wir an einer Farm selbstgemachtes Bananenbrot, nachdem Susanna mir erst am morgen noch, völlig unabhänging von den heutigen Erlebnissen, von Bananebrot erzählt hat – „Muss ich unbedingt mal probieren“ Ja schneller als erwartet! 😁
Das Mittagessen geniessen wir am Black Sand Beach im Waianapanapa State Park, während Mongoose (frettchenartige Tiere) auf der Wiese vor uns herumwuseln.
Am Nachmittag landen wir im Haleakala Nationalpark (südlicher Eingang). Wie sich herausstellt, befinden sich hier die Oheo Pools, die auf meiner Maui Must-See Liste stehen. Mit Flipflops – ich war nun nicht auf eine Wanderung vorbereitet – laufen wir über von Wurzeln durchzogene Wege und erkunden die Umgebung. Die Pools sind leider zum Baden gesperrt. Dann erreichen wir einen Wasserfall (no comment! 😅) der sich, oh siehe da, in trockenem Zustand befindet! Also mal eine Wasserfall-lose Wanderung zu einem Wasserfall 😂
Ein weiterer Zufallsmoment, wie der mit dem Bananenbrot, ereignet sich am nächsten Tag:
Montag, 12. Februar: Haleakala Nationalpark
Heute steht mal ein gemütlicher Strandtag auf dem Plan (Reisen ist ja soo anstrengend 😉 Ironie an!). Jedoch gefolgt von einem meiner bisher schönsten Erlebnisse überhaupt – aber dazu später mehr.
Kommen wir zu meinem ersten grossen Wow. Auf Empfehlung von Chandra hin fahren wir zum Baby Beach, an dem sich tatsächlich viele Babies und Kleinkinder befinden :). Nebst den Kindern beim Spielen zuzuschauen (ich finde das sowas Wundervolles!), schweift mein Blick immer wieder über den abgebuchteten, ruhigen Meeresteil. Seit wir in Hawaii sind, halte ich ständig Ausschau nach Walen, Delfinen und Schildkröten und bilde mir ständig ein, irgendwo eine Flosse zu erblicken. Doch plötzlich bewegt sich tatsächlich etwas im Wasser. Es sieht zuerst aus wie ein schwimmender Felsen, doch bei genauerem Hinsehen: Eine Schildkröte!Und was für eine!!! Bestimmt etwa 1m gross treibt sie vor sich her – unbemekt von allen anderen Badegästen. Schnell schnappe ich meine Taucherbrille und geniesse meinen Glücksmoment: Schwimmen mit einer Schildkröte.
Das Lustige am Ganzen ist, dass ich erst vor wenigen Stunden beim Telefonat mit meinem Freund traurig erzählt habe, ich sei noch keiner einzigen Schildkröte begegnet. Maui scheint solche Gespräche mitzuhören ☺️
Für das nächste grosse Wow zwängen wir uns wieder in Jeans und Wollpullover, denn die Temperaturanzeige sinkt von 25 auf kalte 5 Grad herunter. 3’055m hoch ist der Vulkan Haleakala – Ziel unseres Sonnenuntergang-Ausflugs. Bei der Fahrt hinauf können wir uns noch nicht wirklich vorstellen, dass dies ein tolles Spektakel werden soll. Durch eine Nebelschicht hindurch durchbrechen wir plötzlich die Wolkendecke und erreichen die Spitze, umgeben von blauem Himmel. Hier oben scheint es, als wären wir auf einem anderen Planeten gelandet – komplett surreal. Der Anblick des Wolkenmeeres lässt uns sprachlos werden und erst recht bin ich komplett hin und weg, als die Sonne langsam den Tag beendet.
Maui, die so niedlich klingende Insel, hat uns nochmals eine komplett andere Seite von Hawaii gezeigt. Mal schauen, welche Faszinationen auf Big Island auf uns warten…
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