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Dublin · Happy new year!

Es geht erneut in den Norden. Nach meinem spontanen Trip nach London, besuche ich gemeinsam mit meinem Freund die Insel westlich von Grossbritannien: Irland. Ein Trip nach Dublin soll es sein über Neujahr.

Nach einer etwas holprigen Ankunft mit der günstigen Airline Ryanair* erreichen wir die grüne Insel. Meinen ersten Verzückungsmoment habe ich, als wir auf einer Wiese ein paar herumhoppelnde Hasen sehen. Die scheinen hier nahe des Flughafens einfach so wild rumzuhüpfen. Der Aircoach*, welcher uns als günstigste Transportmöglichkeit ins Stadtzentrum empfohlen wurde, führt uns in nur 30 Fahrtminuten in die Nähe unseres zentralen Appartments. Da wir jedoch unsere Station verpasst zu haben scheinen, spazieren wir erstmal durch die schönen Wohngegenden Dublins und erfreuen uns ab den bunt bemalten Türen und schönen Bauten. Das Klima ist überraschend mild. Hier im Norden hätten wir sogar mit Schnee gerechnet. Allerdings bin ich froh um die zur Schweiz vergleichsweise warmen Temperaturen, da wir morgen früh aus dem Bett geklingelt und der Tag grösstenteils draussen verbringen werden…


Sonntag, 30. Dezember 2018. Eine der letzten Tage eines unglaublich ereignisreichen Jahres. Mein Reisejahr wird mit Land Nr. 12, Irland, abgeschlossen. Doch bereits an Tag 2 verlassen wir es wieder und zwar für einen Tagesausflug in das angrenzende Nordirland, welches im Gegensatz zum südlichen Teil der Insel zum Vereinigten Königreich gehört. Hier bezahlt man ausserdem nicht mit Euro, sondern mit Englischen Pfund oder den landeseigenen Irischen Sterling.

Frühmorgens steigen wir in den Car, wo uns der Reiseleiter Liam begrüsst, dessen Optik uns an den Londonbusfahrer „Ernie“ aus Harry Potter erinnert.

Die ca. 2 stündige Fahrt bringt uns zum Giant’s Causeway, den 40’000 Basaltsäulen, die sich an der Nordatlantikküste befinden und als 8. Weltwunder zu einem der UNESCO Welterben gehören.

Zu der „Strasse der Riesen“ gibt es zwei Theorien. Die Sage geht folgendermassen: Wie wir alle wissen, können Giganten nicht schwimmen. Dem Giganten Finn McCool blieb somit die einzige Möglichkeit, nach Schottland zu gelangen, eine Brücke zu bauen, um auf der Nachbarinsel seinen Rivalen Benandonner bezwingen zu können. Als er diesem jedoch gegenüberstand, erschrak er ab dessen viel grösseren Statur und flüchtete zurück nach Irland. Dort wendete er sich hilfesuchend an seine Frau, die ihm mit folgendem Plan zu Hilfe kam: Finn McCool verkleidete sich als Baby und legte sich schlafend in ein Bett(chen). Als Benandonner die Brücke überquerte und auf der Suche nach seinem Feind an dessen Haustür klopfte, begegnete er lediglich dessen Frau, die ihm bei einem Kaffee die Lüge auftischte, Finn McCool sei draussen auf der Jagd. Plötzlich waren Geräusche aus dem Hinterzimmer zu hören. Auf Nachfrage hin, wer das sei, präsentierte ihm die Gigantenfrau das „Baby“ – den verkleideten Finn McCool. Benandonner erschrak sosehr ab der Grösse des Nachwuchs, dass er sich nur vorstellen konnte, wie gross dessen Vater sein müsse, dass er fluchtartig nach Schottland zurückkehrte und dabei die Brücke zum Einsturz brachte. Dies sind heute die übergebliebenen Säulen, welche auch auf Schottland in Küstennähe zu finden sind.

Die wissenschaftliche Erklärung ist etwas kürzer: Das Gebiet war vor rund 60 Millionen Jahren vulkanisch aktiv. Die aus dem Erdinnern herausströmende Lava kühlte an der Oberfläche so schnell ab, dass sich hexagon-förmige Skulpturen formten. Die Basaltsäulen.

Und als wären die Steinsäulen an sich nicht schon Naturspektakel genug, überrascht uns der Blick auf den wilden Atlantik mit Delfinen! Ein wohl seltener Anblick, denn öfters trifft man hier auf Seelöwen, anstatt auf Delfine.

Die Fahr führt weiter entlang der Küste zur Carrick-a-rede rope bridge. Seit 300 Jahren wurde diese Brücke von Fischern zum Fangen von Lachs benutzt. Die Fische hielten die Mündung zwischen dem Festland und der Insel für einen Fluss und schwammen so direkt in die Netze der Fischer.

Die 20 Meter lange Brücke in 30 Meter Höhe ist nun eine Touristenattraktion. Vor 40 Jahren war wohl eine grössere Portion Mut nötig, da lediglich die oberen Seile zum festhalten existieren. Mittlerweile wurde die Brücke sicherheitshalber ausgebaut und die Überquerung ist nicht mehr ganz so wagemutig und die umliegende Aussicht definitiv spektakulärer als die Brücken-Attraktion.

Nach einem kurzen Stopp bei den Dark Hedges, einer Allee mit über 300 Jahre alten Bäumen, wo eine Szene der Serie „Game of Thrones“ gedreht wurde, halten wir in Belfast, der Hauptstadt von Nordirland. Hier wurde vor 106 Jahren die Titanic gebaut. Wir lassen den ereignisreichen Tag in einem Pub ausklingen und treffen anschliessend unsere Gruppe bei der Clock Tower, einer Kreuzung aus Big-Ben und dem schiefen Turm von Pisa, wieder, um die Rückfahrt nach Dublin anzusteuern.

Was bei einem Städtetrip nach Dublin nicht fehlen darf, ist ein Besuch in einen oder mehrere der vielen Parks. Der Phoenix Park, welcher etwas ausserhalb der Stadt liegt, ist sogar doppelt so gross wie der berühmte Central Park in New York und grösser als alle Parks Londons zusammen. Und das, obwohl London ca. 8 Millionen mehr Einwohner zählt als Dublin. Wir erkunden den naheliegenden St. Stephen’s Green Park mit seinen zahlreichen riesigen Meermöwen und bewegen uns anschliessend mal wieder von Pub zu Pub, wo wir Kaffee und Hop House Bier trinken. Das kultige Guinness schmeckte uns bereits in einem irischen Pub in der Schweiz nicht (mein Vergleich: wie Sojasauce ^^‘).

Trotz eigenem Appartment mit Kochmöglichkeit, geben wir unglaublich viel Geld fürs Auswärtsessen aus. Die kulinarischen Erlebnisse gehören für mich einfach dazu und trotz der hohen Preise in Dublin, geniessen wir alle Mahlzeiten auswärts. Im Eddie Rocket’s fühlen wir uns wie in Domis Lieblingsmusical „Grease“, welches wir letztes Jahr sogar live geschaut haben. An vegetarischen Alternativen mangelt es in dieser Stadt auch nicht und so füllen wir unsere Bäuche mit Burger und Pommes.

Der Countdown ins 2019 läuft. Am Neujahrstag stürzen wir uns wie so viele in die Pubs Dublins und wechseln im Stil eines Pubcrawls nach jedem Getränk die Bar. Mal erfreuen wir uns an toller Livemusik, mal erdrücken uns fast die Menschenmassen und schliesslich bleiben wir in einer fast leeren Bar hocken, und stossen fröhlich mit den Mitarbeitern hinterm Tresen an.

Insgesamt sind wir beide etwas schockiert von der ganzen Szene. Die halbnackten Frauen, mit teils als Oberteil umfunktionierten Dessous, die auf hochhackigen Schuhen über die Pflastersteine stürcheln und deren mangelnde Winterkleidung mich nur schon beim Anblick frösteln lässt. Die leeren Bierfässer türmen sich auf den Gehwegen und zahlreiche Bierdeckel sind schon richtig als Teil der Strasse in den Teer eingetrampelt. Kaum eine Gruppe lässt 5 Minuten die Finger vom Handy oder geniesst den Moment, ohne ihn mit seinen Followern zu teilen. Nachdem ich beobachte, wie eine Frau kurz tanzt, während ihre Freundin eine Story filmt, und beide anschliessend den Rest des Abends nur noch am Handy tippen, wird mir wieder einmal bewusst, wie sehr sich die Realität von der aufgebauten Persönlichkeit im Internet unterscheiden kann. Warum sich eine solche Fassade aufbauen und sich als etwas geben, was man gar nicht ist? Zwischen den vielen Glitzerpailletten und Echtfell-Jacken sind Domi und ich uns einig, dass dieser Glamour-Lifestyle nicht unsere Welt ist. Vielmehr beeindruckt haben uns Irlands Naturschönheiten und viel mehr bleiben uns Genussmomente in tollen Restaurants und Spaziergänge an der frischen Luft, als der Hype um den speziellen Neujahrstag und die New-year-new-me Vorsätze. Schlussendlich ist es doch einer von 365 Tagen und ich brauche keinen Jahreszahl-Wechsel, um weiterhin an meiner Persönlichkeit zu arbeiten und das Leben zu erzielen, das mich glücklich macht.


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