Vor 4 Jahren haben Sina, Debi, Eva und ich uns im Vorkurs für das LehrerInnenstudium kennengelernt. Es war quasi Liebe auf den ersten Blick. Ab Tag eins, als wir alle komplett verwirrt im Zeichnungsunterricht sassen, blieb unser Quattro bestehen. Und der Kontakt trotz Wohndistanzen ebenfalls. Doch abgesehen von einem Wochenende in der Lenzerheide haben wir es noch nicht auf die seit 4 Jahren vorgenommene gemeinsame Reise geschafft. Wie das Leben halt so ist...
Sina und Debi, die beiden Nordschweizerinnen in unserer Gruppe, haben die Initiative ergriffen und mittels Doodle (Erwachsensein lässt grüssen) endlich einen Termin gefixt für einen 4-Tages Trip. Unsere Glarnerin Eva muss leider zu Beginn schon abgsaben, da es bei ihr Ferien- & Arbeitgebertechnisch nicht klappt. Bei mir, die mittlerweile letzte Studentin in unserer Gruppe, ist mal wieder alles schwammig, da ich erst von meiner Sommerauszeit zurück bin und nebst neuer Wohnung auch einen neuen Nebenjob am aufgleisen bin. Mal wieder "ankommen" und mein Leben ordnen, sagt man... Naja ein bisschen ;)
Ein Gruppenanruf genügt, bei dem wir mögliche Reiseziele auswählen. Als die Wahl schliesslich auf Griechenland fällt, siegt meine Prioritätensetzung. Der Hybridunterricht macht's möglich, der potentielle Arbeitgeber wird Verständnis für mein Reiseherz zeigen müssen: Aus 4 Tagen wird 1 Woche gemacht! Völlig hibbelig buchen wir noch am selben Abend und mit strahlenden Augen beichte ich meinem neuen Mitbewohner, dass er mich mal wieder eine Zeit lang entbehren muss. ❤
Es zieht mich also nochmals in den Süden. Griechenland ist bekannt dafür, auch im Herbst ein sonniges Reiseziel zu sein. Da wir uns an Sinas Schulferien orientieren müssen (sie ist nämlich die einzige von uns vier, die schlussendlich diesen Berufsweg weitergegangen ist), haben wir damit sicher ein Nebensaisonziel ausgewählt. Fast ein Jahrzehnt lang flog meine Familie jeden Herbst für 10 Tage nach Kos oder Zypern. Den Familien-Pauschalurlaub haben wir mit den Jahren durch einen Mietwagen ergänzt und von Halbpension auf B&B gewechselt. Dadurch wurden Hotelferien zu Inselerkundungsferien und ich denke noch gerne an die schönen Klippen Zyperns, unsere lieblings Karaokebar und den leckersten Dessert meines Lebens, Flambierte Erdbeeren, zurück. Für unseren Mädelsurlaub war schnell klar: Ein Mietwagen ist nicht wegzudenken und als Unterkunft bevorzugen wir ein Studio mit Küche.
Nach nur 2 1/2 Stunden landen wir in Thessaloniki. Der Blick aus dem Fenster lässt das Gefühl aufkommen, eher in Zürich gelandet zu sein. Graue Wolken und Regentropfen, gepaart mit einer eiskalten Bise empfangen uns. Unsere Gesichtsausdrücke teilen es mit: Am liebsten würden wir gleich ins nächste Flugzeug steigen und in die Wärme fliegen, die wir uns sosehr erhofft haben. So unberechenbar das Wetter diesen Sommer in ganz Europa war, bleibt wohl auch der Herbst. Während Portugal im Westen mit einer Hitzewelle und 30 Grad heimgesucht wird, ziehen Stürme über die Türkei und Griechenland im Osten des Kontinents. Bei solchen unvorhersehbaren Wetteraufkommen nützt das Studieren der Klimatabellen und stündliche aktualisieren der Wetterapp definitiv nichts mehr.
Wir nehmen es nun halt wie es kommt und sind froh, als wir endlich unsere kleine Klapperkiste, einen Nissan Micra, für die nächste Woche, in Empfang nehmen können.
Trotz dem Grauschleier über Griechenland, erahnen wir, wie schön unsere Ortschaft ist. Polychrono liegt im ersten "Ärmchen" auf dem Festland Griechenlands. Direkt an der Strandpromenade liegt unser Studio mit Meerblick. Wenn ich eins gelernt habe in diesem Sturmsommer, dann dass Orte, die sogar bei schlechtem Wetter schön wirken, wahre Fundstücke sind. So geht es uns von Anfang an bei dem mittlerweile verschlafenen Örtchen.
Der erste Aufheller ist der freundliche Empfang vom Typen an der Rezeption - oder vielmehr dem Angestellten in der Bar unterhalb der Studios. Ohne klassisches Check-in scheint er sofort zu wissen, dass wir seine Gäste sein müssen und begleitet uns in unser Studio. Nebst der funktionstüchtigen Heizung erfreuen wir uns auch über die Raumgrösse, die definitiv grösser als erwartet ist. Eine wahre Freude, ein wohliges zu Hause zu haben, da die Wetteraussichten erst für die letzten 2 Tage besser ausschauen.
Fürs Abendessen zieht es uns auf die Promenade. Zahlreiche laut miauende Katzen werden unsere Begleiter und wer mich kennt weiss, dass damit schon mein ganzer Glückshaushalt gefüllt ist. Die niedlichen Vierbeiner sind meist noch im Babyalter und unglaublich zutraulich. Mein Herz schmilzt dahin! Naiv schauen wir beim ersten geöffneten Restaurant auf die Karte und entscheiden uns trotz leckerem Angebot, die Promenade weiter entlang zu laufen. Mal schauen, was da noch kommt. Tatsächlich: Nichts! Die Ortschaft scheint schon im Winterschlaf zu sein. Nebst der Bar/Café Mougre hat noch eine Bar, das Salty, und ein Restaurant, das Flegra, geöffnet. Die Wahl ist also klar. Wir haben Glück und das letzte geöffnete Restaurant hat nicht nur ein unglaublich gemütliches Ambiente, sondern das Essen ist auch köstlich! Sina ist leicht überfordert, als der Kellner ihr einen kompletten Fisch hinstellt und diesen, obwohl sie ihn fertig isst, einfach nicht abräumen möchte. So kommen wir mit dem Besitzer des Restaurants ins Gespräch, der sie darauf hinweist, die Haut sei ebenfalls essbar und sogar das leckerste am gesamten Tier! Wohl ähnlich wie bei "Güggeli". Und als wir schon beinahe von unseren Stühlen purzeln kommt noch die ultimative Überraschung auf einem Silbertablar: Eine Crêpe mit Schokosauce und Bananeneis, die der Kellner vor uns anrichtet und in mundgerechte Stücke schneidet. Der hat uns damit sofort zu den glücklichsten Frauen im Raum gemacht.
Es dauert nicht lange und wir kennen nicht nur die beiden Restaurantbesitzer-Brüder Nikolaos und Giannis, sondern auch unsere Tischnachbarn. Es wird ein völlig verrückter Abend. Der Kinderlose der Gebrüder scheint eher Tiere als seine "Babies" zu haben und plötzlich läuft er mit seinen beiden Vögeln durchs Restaurant und möchte sie Debi auf die Schulter setzen. Die Musik wird aufgedreht und unsere Stimmung mit einem Fire Water aufgeheizt. Ein paar der Jungs vom grossen Tisch stehen auf und beginnen zu tanzen. Es sieht aus wie ein Griechischer Tanz und passend zur Musik singen einige von ihnen mit. Plötzlich packt der Kellner eine grosse Kartonschachtel aus und die Männer beginnen, Gipsteller auf den Boden und über ihre Köpfer zu zerschlagen. Wir fühlen uns komplett wie im Film und verstehen nicht, was gerade abgeht. Bis wir schliesslich selber mittanzen und beim Tellerzerschlagen mitmachen. "Just for fun" sei der Sinn dahinter und das versteht man wohl erst, wenn man selbst daran teilgenommen hat.
Wir lernen, dass Weisswein mit Pepsi lecker schmeckt und mit "Jámas" angestossen wird.
Als wir nach 12 Uhr noch mit dem Kellner Xaris und Nikolaos ins Salty weiterziehen, fühlen wir und schon beinahe wie Einheimische, da wir durch sie sofort den Barbesitzer und das Personal kennenlernen. Hier sind alle Freunde und wir fühlen uns sofort in dem Kreis aufgenommen. Wer weiss, ob wir das alles in der Hochsaison erlebt hätten, wo gemäss Angaben von Nikolaos 1'000 Gäste am Tag bedient werden.
Am Folgetag müssen wir erstmal mächtig ausschlafen, um die Erlebnisse von unserem ersten Abend zu verarbeiten. Das Wetter ist noch immer bewölkt aber immerhin regnet es nicht mehr. Unser Hoffnung liegt schon nur noch darauf. Immerhin soll es trocken sein, wenn wir schon keinen Sonnenschein erhalten. Dank unserem Mietauto sind wir sowieso flexibel und gestalten unser Programm halt um das Wetter herum.
Heute zieht es uns in ein Thermal Spa. Den Mineralien im Wasser wird eine heilende Wirkung zugeschrieben. Man soll sich nur 30-60 Minuten im Bad aufhalten. Da der sonstige Wellnessbereich überlaufen ist und uns die Wartezeiten zu lang sind, nehmen wir lediglich ein kurzes Bad im Stinkewasser. Der Schwefelgeruch steigt einem beim betreten sofort in die Nase. Das Wasser ist weniger warm als erwartet und die gesamte Badeanlage eher etwas heruntergekommen, beinahe scho unhygienisch. Besonders der Blick an die Decke, die grünlich gesprenkelt ist, löscht uns ab und nach einem kurzen Bad trinken wir lieber noch eine Erfrischung auf der Terrasse mit schönem Ausblick auf das Meer und die Klippen. Plötzlich zeigt sich die Sonne, die hier an der Westküste knapp die grauen Wolken zu durchbrechen vermag. Die Stimmung ist gleich ganz anders und wir geniessen die wärmenden Strahlen bei dieser schönen Location.
Zu Hause beschliessen wir, abwechselnd einen Abend auswärts zu essen und einen Abend im Studio zu kochen. Heute wird es also sehr gemütlich mit Pasta und Wein auf unserem improvisierten Esstisch, da sich lediglich ein Tisch auf dem Balkon befindet - Schönwetter vorausgesetzt. Im Mougre gibt es einen Maitai als Schlummertrunk, gemütlich in Trainerhose - schliesslich wohnen wir direkt im Stockwerk obendran - und mit einigen Lachflashs wegen unserer selbstkreierten Uno regeln. Da mag sogar ich das Kartenspiel plötzlich, bei dem ich sonst zu einer schlechten Verliererin werde.
Unser morgendliches Ritual beginnt mit dem Blick nach draussen. Wettercheck und tatsächlich sieht es an unserem dritten Tag schon viel freundlicher aus. Wir beschliessen, zu den Klippen im Süden zu fahren. Google Maps scheint in Griechenland so seine Probleme zu haben und das Navi will uns über eine Offroadstrecke lotsen. Gerade noch genug früh um nicht in einer Matschpfütze zu landen, wenden wir und laufen zu Fuss zu den Klippen. Durch einen regelrechten Wald aus Olivenbäumen führt ein kleiner Naturweg in die Höhe, von wo aus wir das Meer und die schroffen Steinwände bestaunen können.
Unsere Hoffnung ist geweckt, den Tag am Strand ausklingen lassen zu können. Doch zuerst wollen wir an die Küste, wo uns Google Maps ein Godzilla Rock Formation anzeigt. Anstatt entlang der Küste fahren wir durchs Landesinnere und befinden uns plötzlich in schwindelerregender Höhe. Als wir schliesslich auf eine Schotterpiste fahren und das Ziel immernoch nicht näher kommt, wird mir immer mulmiger. Erinnerungen aus der Offroadsession in Costa Rica werden wach und ich weiss, dass ich auf solchen Strassen lieber nicht am Steuer sitze. Als uns am Ende schliesslich eine Sackgasse mit einer verlassenen Hotelanlage empfängt, entscheiden wir uns gegen die Weiterfahrt und für einen Fahrerwechsel. Sina ist etwas geübter im Driften und bringt dieselbe Strecke zurück in wesentlich schnellerem Tempo hinter uns als ich es geschafft habe.
Unser kleines Offroadabenteuer beenden wir und fahren zum Elani Beach. Wo normalerweise ein gefüllter Strand zu sein scheint, findet man ab Oktober nur noch ein verlassenes Hotel vor. Und einen herrlichen menschenleeren Strand vor einer beigen Felswand. Die Sonne wärmt uns durch die frische Abendbrise und wir geniessen die salzige Meerluft.
Zurück in Polychrono zieht es uns erneut an den Strand. Beim Strandspaziergang in der Abendsonne wird uns bewusst, wie schön der Ort ist und vor allem wäre, wenn das Wetter etwas besser mitspielen würde. Vor dem Flegra begegnen wir unseren neuen Freunden, die nun auch die Lichterketten vor dem Restaurant zusammenpacken. Zu unserem Glück haben sie noch diesen Monat geöffnet und wir können zum Abendessen erneut in das griechische Lokal einkehren. Und wieder ist es absolut köstlich und in dieser Woche macht mich der leckere Couscoussalat mit Feta und Halloumikäse zur Wiederholungstäterin.
Völlig empört sind wir jedoch, dass wir heute keinen Dessert erhalten und zuschauen müssen, wie alle anderen Tische sich über die schokoladige Überraschung freuen. Dafür spendieren uns die, wir nennen sie Serben, obwohl nur einer von Ihnen aus Serbien stammt und der Rest aus Griechenland ist, eine Getränkerunde. Wir sind nicht besonders interessiert an noch mehr Bekanntschaften und spielen lieber Uno mit dem Team des Flegras. Heute sogar mit Nikolaos Tochter Rebecca, die mit einem der orangen Katzenbabies auf dem Sofa spielt. Die kleinen Kätzchen schienen nach unserem ersten Abend nämlich wie spurlos verschwunden und wir sind froh, dass eines davon hier ein neues zu Hause gefunden hat.
Und dann noch beim absoluten Tierfreund Giannis, der seine beiden Vögel heute sogar gewaschen hat und auf der Stuhllehne vor dem Kamin trocknen lässt.
Und mal wieder endet unser Ausgehabend im Salty, mit einigen Chocolate Tequilas, sehr lauter Musik, da heute eine Party stattfindet und einer neuen Freundschaft zur Barmitarbeiterin.
Mit leichter Katerstimmung fahren wir zum Hafen Sani Beach. Eine grosse Resortanlage liegt hier direkt am Meer und die Anlage gleicht einem kleinen Dorf, abgeschottet vom Rest. Hier scheinen sich die noch übrig gebliebenen Touristen zu tummeln. Und wohl die crème de là crème, das Monaco Griechenlands, wenn man die luxuriösen Yachten begutachtet.
Wir verschlafen nicht immer nur den halben Morgen, sondern plempern auch gewaltig rum, sobald wir irgendwo etwas essen oder trinken. So ist es schon beinahe Abend, als wir zum Possidi Beach aufbrechen. Der Strand gleicht einer Sandzunge, die ins Meer hinausragt und sieht auf Bildern einfach nur traumhaft aus. Da er sich an der Westküste befindet, beschliessen wir, hier den Sonnenuntergang zu geniessen.
Bereits bei der Anfahrt überlegen wir umzudrehen. Dichte Wolken verdecken die Sonne und kündigen an, dass heute wohl kein Farbenspiel am Himmel sichtbar sein wird. Hätten wir nur besser sofort umgedreht. Ab dem Campingplatz führt nämlich nur noch eine unbefestigte Strasse zum Strand und ich weigere mich, dieser auch nur einen Versuch zu geben, da es mir schon beim Anblick vor den Pfützen graut. Wir parkieren also auf dem Kiesweg etwas weiter vorne und begegnen bereits da einem Hund, der uns sofort nicht geheuer ist. Sein Herrchen ist ausser sichtweite oder vielleicht handelt es sich sogar um einen Streuner. Er kommt uns zwar nicht zu nah, läuft jedoch mit uns mit und markiert ständig Abschnitte des Gebüschs. Wir werden immer unruhiger. Als wir auf den ungeteerten Weg abbiegen, fährt gerade ein knallgelbes Auto Richtung Strand. In ihm sitzt ein etwas unheimlich dreinschauender Typ mit einem riesigen Chaos aus merkwürdigen Gegenständen auf der Rückbank. Mein Bauchgefühl schreit nach einem Déjà-vu, als in unseren Mietwagen auf Gran Canaria eingebrochen wurde.
Doch der wahre Schrecken kommt erst noch... Die gruslig dreinschauenden Maschendrahtzäune des Campingplatzes sind nichts im Vergleich zum Hund, der plötzlich in Angriffstellung am Ende der Strasse steht. Zuerst denke ich noch, er befindet sich hinter dem Zaun. Das klärt sich schnell auf, als das Gebell losgeht und er in unsere Richtung rennt. Wir versuchen uns gegenseitig zu beruhigen und drehen sofort um. Beide Hunde befinden sich in unmittelbarer Nähe und knurren sich an. Zu allem Übel erscheinen zwei weitere hinter dem Zaun zum Campingplatz und bellen mit. Wir möchten nur noch wegrennen und uns in die sichere Blechkiste zurückziehen. Wir versuchen, so schnell wie möglich, aber gleichzeitig so ruhig wie nur möglich zu laufen, um den Hunden unsere Angst nicht zu zeigen. Der Hund vom Anfang bleibt stets an unserer Seite und kommt uns plötzlich näher, während der agressive von ihnen immer wieder hinterherbellt aber auch nicht verschwinden möchte.
Als wir endlich beim Auto sind stürzen wir uns durch die nächstmögliche Tür hinter die sicheren Scheiben und können endlich ausschnaufen.
Erst nachträglich wird uns bewusst, dass uns der Hund wohl nur beschützen wollte oder sogar vor den anderen warnen, deswegen wohl das dauernde Markieren. Denn gleich als wir das Auto erreicht haben, verschwindet er aus unserer Bildfläche und wir bleiben zurück mit einem Schock und wenig Lust, dem vermeintlichen Bilderbuchstrand einen erneuten Besuch abzustatten.
Die Fahrt zurück führt wieder übers naturbelassene Landesinnere. Der Schock scheint noch tief zu sitzen, denn als wir plötzlich nicht mehr alleine auf der Landstrasse sind und ein Auto hinter uns fährt, fühlen Debi und ich uns wie in einer Verfolgungsjagd. So schnell bin ich wohl noch nie über die zahlreichen Schlaglöcher gedüst und Sina amüsiert sich nur noch ab uns Angsthasen ^^'.
Die köstlichen Gnocchi an Gemüserahmsaue, die wir lediglich mit Salz würzen, da sich unser "Provencale"Gewürz als getrocknete Minze herausstellt, verschlingen wir im Nu nach diesem ereignisreichen Tag. Die Debatte Catladies (Debi + ich) vs. Doglover (Sina) ist heute mal einstimmig gewonnen :P.
Erneut warten wir ab, bis sich die morgendlichen Regentropfen verziehen und die Sonne hervorschaut. Heute ist Debis letzter voller Tag, denn sie fliegt am Dienstag nach insgesamt 6 Tagen in Griechenland nach Hause, während Sina und ich noch 2 Nächte länger hierbleiben.
Noch immer liegt die Hoffnung auf einen Meeresschwumm in unserer Gruppe. Heute möchten wir den Strand, der seit Reiseplanung unser Whatsappgruppen-Profilbild ziert, besuchen. Googelt man nämlich Chalkidiki, die Region in der sich Polychrono befindet, erscheinen sofort Fotos des türkisblauen Wassers, das sich durch eine weisse Sandbucht hindurch zu einer Lagune bildet. Der Glarokavos Beach liegt an der Ostküste und nur etwa 25min von Polychrono entfernt. Die Anfahrt kurz vor dem Strand wird wieder eine kleine Offroadsession. Nach den gestrigen Schockbegegnungen springe ich über meinen Schatten und fahre den Hinweg über die mit schlammigen Wasser gefüllten Schlaglocher selbst. Hauptsache wir müssen nicht zu Fuss an den Zäunen vorbei und werden womöglich erneut wie aus dem Nichts angeknurrt. Mit Sinas Zuspruch und "nicht anhalten, einfach nicht anhalten" im Ohr, gelingt das super und wir sind froh, die Lage erstmal aus dem Auto heraus abchecken zu können.
Der Strand sieht wiedermal völlig verlassen aus. Einige leerstehende Bauten erwecken den Eindruck, dass hier im Sommer wohl einige Strandparties abgehen. Vor uns spaziert bereits ein weiteres Touristenpaar den Strand entlang. Eine Frau badet im Meer, während ihr Partner auf dem Campingstuhl neben ihrem Auto innehält. Unter dem Fahrzeug und auf dem Weg streunen zahlreiche wunderschöne Katzen herum. Ein gutes Zeichen für die Abwesenheit der bellenden Vierbeiner. Wir laufen entlang der Lagune und geniessen die Ruhe dieses Ortes. Es ist herrlich und langsam lässt die Anspannung wegen dem Erlebnis vom Vortag nach.
Dort, wo das Meerwasser in die Lagune hineinfliesst, packen wir unsere Strandtücher aus und sprechen über Gott und die Welt, während uns die Sonne immer mehr aufwärmt. Als es schliesslich doch etwas frisch wird, beenden wir unseren Strandaufenthalt mit einer ordentlichen Fotosession und kehren zurück zu unserem heimeligen Polychrono.
Es wird der letzte Abend zu dritt im Flegra und wir geniessen es nochmals ordentlich, dass wir hier so nette Menschen kennengelernt haben. Xaris offeriert uns heute sogar 2 Desserts, da wir uns mit einem Hauch Humor aber sehr viel ernst bei ihm beschwert haben, dass er uns letztesmal vergessen hat. Aus der Musikanlage dröhnt unser Griechenland-Favorit "Madame (Padam Padam)". Giannis überrascht uns mit Erzählungen seiner zahlreichen Reisen. Überhaupt scheint hier ein anderes System von Arbeiten zu existieren. In den Sommermonaten sind 7-Tagewochen mit locker mehr als 10-Stunden Schichten die Norm. Im Winter dann, verreisen viele der Griechen ins Ausland oder gehen weiteren Arbeiten nach. Betrachtet man nur die Wintermonate klingt ein solches Arbeitssystem verlockend. Doch ich will mir nicht vorstellen, wie sehr die Hochsaison dafür an einem Nagen muss.
Im Salty gibt es heute keine Cocktails, da der Barkeeper und Besitzer selbst im Flegra zu Gast sind und Maria, die nette Angestellte keine ausgefallenen Drinks mixen kann. Wir sind mit 2 Chocolate Tequila Shots zufrieden und plumpsen nach dem kurzen Absacker glücklich in unsere gemütlichen Betten.
Es heisst Abschied nehmen von unserem Trio und im Duo weiterreisen. Nachdem wir wiedermal völlig verplempert haben, bleibt uns nur wenig Zeit in der Grossstadt Thessaloniki. Allerdings sind wir auch nicht traurig darüber, da die Stadt gleich eine völlige Reizüberflutung für uns ist. Debi fehlt uns ab der ersten Minute, ab der wir sie am Flughafen abladen. Sina und ich beschliessen, auf der Rückfahrt einen Stopp im Nationalpark Agios Mamas Marsh einzulegen. In dem Sumpfgebiet direkt am Meer leben nebst zahlreichen Vogelarten vor allem eine besondere, die uns anzieht: Flamingos!
Die Anfahrt jedoch gestaltet sich mal wieder als etwas abenteuerlich. Irgendwie scheint uns Griechenland herausfordern zu wollen.
Mir schien, so ein Nationalpark wird sicher einen offiziellen Eingang haben. Wir biegen von der A24 links ab und fahren eine noch gute Strasse entlang in Richtung Ekklisia Agios Mamas. Bereits bei der Vorbeifahrt erhaschen wir Blicke auf die Flamingos, jedoch aus zu weiter Ferne.
Am Ende der Strasse erreichen wir die Kirche und eine grosse Parkplatzfläche. Dies scheint nicht unser Ziel zu sein. Wir kehren also nochmals um und probieren es von der anderen Seite her, wo uns mit Schlaglöchern gesprenkelte Strassen durch ein verlassen wirkendes Wohngebiet führen. Auch hier kommen wir schnell an unsere Grenzen und vermeiden ein Steckenbleiben in den kleinen Abzweigungen, die förmlich nach 4x4 schreien. Aber irgendwie müssen wir doch von der anderen Seite her an den See mit den Flamingos gelangen! Google Maps zeigt uns sogar Restaurants und Beachbars. Der Strand muss also zugänglich sein. Mein Vorschlag ist, einfach auszusteigen und durch die einladend ausschauenden Olivenbaumalleen hinunter zur Lagune zu schlendern. Unser Bauchgefühl schreit berechtigterweise dagegen, denn kurz darauf haben wir eine erneute Schreckbegegnung mit zwei Hunden. Diesmal glücklicherweise mit dem Auto zwischen uns und den lautstark bellenden Vierbeinern. Ich muss richtig aufpassen, den verwildert dreinschauenden von ihnen nicht zu überfahren, so nahe kommt er an unser Auto. Nein, aussteigen und auf gut Glück hinunterlaufen kommt definitiv nicht mehr in Frage!
Erneut bei der Kirche fahren wir weiter ins Dorf und sehen plötzlich "Beach" ausgeschildert. Den Schildern folgen wir in Richtung "Mama's Bitch Beach Bar" und fahren auf gut Glück weniger nach dem Navi sondern mehr nach Fahrbarkeit der Strassen. Die Schotterpiste schüttelt uns ordentlich durch. Je näher wir der Lagune kommen, desto euphorischer werden wir. Wir haben es geschafft, von der anderen Seite aus so nah wie möglich an die Flamingos heranzukommen! Obwohl keine Menschen- & vor allem Tierseele weit und breit ist, lassen wir die Autotüren sicherheitshalber offen, um schnell die Flucht ergreifen zu können. Nur für den Fall der Fälle.
Zu Fuss stapfen wir bis fast in den Sumpf, um die Flamingos so nah wie möglich betrachten zu können. Ihr Gackern wird immer lauter. Wir haben unseren Moment, sind völlig happy jetzt gerade hier zu sein und geniessen diese Tierbegegnung unglaublich.
Wie angekündigt wird das Wetter die letzten beiden Tage noch so richtig sonnig. Wir nehmen die gemütlichen Liegestühle vor dem Salty in Anspruch und lassen unsere letzten Urlaubstage ausklingen. Sogar ein Schwumm im glasklaren Wasser liegt drin.
Ab Tag 1 habe ich mich Hals über Kopf in ein kleines Kätzchen verliebt. Wir haben sie liebevoll "Bitch" getauft, da sie solche Besitzansprüche hat, dass sie jede andere Katze, deren wir auch nur einen Hauch an Aufmerksamkeit schenken, immer anfaucht und böse anmiaut. Jeden Tag blutet mein Herz, wenn ich das kleine Tigerli miauend zurücklassen muss. Erst recht natürlich, als sie am letzten Abend so zutraulich ist, dass sie sogar auf meinem Schoss einschläft. Eine Vanreise nach Griechenland ist ab da nicht mehr nur Vorsatz, sondern fix geplant. Allerdings mit genügend Reisezeit. Es ist nämlich eine Tollwutimpfung und 21 Tage Wartezeit nach der Impfdosis nötig, um den kleinen Flauschies ein neues zu Hause zu schenken.
Griechenland in der Offseason hat uns so tolle Begegnungen beschert und ein Gesicht von dem Land gezeigt, dass wir in der Hochsaison, in der der Strand zu einer Liegestuhl Fleischbank mutiert, sicherlich nicht erlebt hätten. Trotz dem wechselhaften Wetter möchten wir diese Reise nicht missen und haben uns in Land und Kultur verliebt.
Efcharisto!
Kommentare