Seit vielen Jahren ist es der grosse Traum meiner 1 Jahr jüngeren Schwester: Eine Reise nach Island. Die Insel im hohen Norden Europas hätte ich wohl kaum auf meiner Reiseliste gehabt, zieht es mich doch mehr in den warmen Süden. Doch wer einmal von der Magie der Vulkaninsel gehört und einen Blick auf die Fotos der unglaublichen Landschaften geworfen hat, bei dem wächst der Wunsch nach einer Islandreise.
Im September 2023 ist es endlich soweit und die Reise gebucht. 2 Wochen lang umrunden wir Island mit einem Mietcamper (Natürlich mit dem Komfort einer Standheizung). Ein Kompromiss, den wir eingehen, obwohl Denja nicht so Campingbegeistert ist wie ich. Denn Island ist selbst für Schweizer Verhältnisse sehr teuer. So haben wir die Freiheit unserer Route spontan zu planen und müssen nicht von einer Unterkunft zur nächsten Hetzen. Darum werden wir vor allem aus einem Grund noch sehr froh sein: Wegen Islands unberechenbarem Wetter…
Unser Camper für die nächsten 2 Wochen: Camper Philipp von happycampers2019 (Fotos: happycampers2019.de)
TAG 1 · Ankunft im Sturm
Das Flugzeug ruckelt von links nach rechts. Wie ich dieses Gefühl verabscheue… die Durchsage im Flugzeug kündigt einen Sturm an, der übers Wochenende über Island zieht. Denja und ich blicken uns entgeistert an. Die ältere Frau neben mir wird sichtlich nervös. Es wird klar, einige Passagiere werden ihre Anschlussflüge verpassen. Die Stewardess beruhigt uns. Es sei ein kleiner Sturm und islandtypisches Wetter.
Nach einer holprigen aber sicheren Landung zieht der Bilck aus dem Fenster aber erstmal unsere Mundwinkel nach unten. Strömender Regen und sichtlich starke Windböen fegen über die Rollbahn des Flughafen Keflavik. Zum Glück ist unser Camper direkt beim Flughafenparkplatz platziert.
Wir wagen uns nach draussen und müssen richtig gegen den Wind ankämpfen. Denja verliert beinahe ihren Rollkoffer. Als wir endlich den weissen Fiat Ducato erblicken, schmeissen wir unser Gepäck nach hinten und steigen mit Mühe in die Fahrkabine ein. Beinahe reisst der starke Wind die Autotüren aus den Angeln.
Erschrocken sind wir nun also hier. In Island, empfangen bei stürmischen Wetter, wie wir es so nicht kennen.
Erstmal ankommen und zurechtkommen in unserem Zuhause auf vier Rädern. Heute fahren wir nicht mehr weit. Es scheint mir auch sicherer so, da ich beim Geradeausfahren das Lenkrad sichtlich einschlagen muss.
🚐 Fahrzeit: 20'
TAG 2 · Der Golden Circle
Am nächsten Tag tropft es immer noch, doch der starke Wind hat etwas nachgelassen. Die erste Campingnacht war entsprechend unruhig, da man bei einem Transporter jede Windböe merkt und spürbar hin und hergeschüttelt wird.
Wir entscheiden uns trotzdem, unseren Roadtrip nun richtig zu starten. Die Fahrt führt uns auf direkten Weg auf den berühmten „Golden Circle“. Auf 300km folgt hier ein Highlight nach dem anderen. Einige der beliebtesten Naturattraktionen Islands lassen sich auf einfachem Weg erkunden. Dies und auch die Nähe zur Hauptstaft Reykjavik bedeuten entsprechend viele Touristen. Uns stört das nicht, denn auch wir möchten uns diese Highlights nicht entgehen lassen.
Im Thingvellir-Nationalpark erkunden wir mit Regenjacken bekleidet die mit klarem Wasser gefüllten Kontinentalspalten. Bei der Silfra Spalte, die durch das Auseinanderdriften der Nordamerikanischen und der Eurasischen Platte entstanden ist, stehen dick bekleidete Taucher an, um einmal im Leben zwischen den Platten zu tauchen. Meine bisherige Taucherfahrung reicht nicht für diese Aktivität. Doch wenn ich ganz ehrlich bin, sehe ich den Reiz auch nicht besonders. Hier bevorzuge ich definitiv die bunten und belebten tropischen Gewässer.
Weiter geht’s zu den Geothermalfeldern. Ein schwefeliger Duft weht an uns vorbei. Daran müssen wir uns auf dieser Reise noch gewöhnen. Freudige „ooh“ und „aah“ Rufe erklingen, als der grosse Geysir einen mächtigen Wasserstrahl in die Luft schiesst. Ein faszinierender Anblick. Sowas habe ich noch nie in meinem Leben gesehen!
Noch mächtiger wird es beim Gullfoss Wasserfall. Die Wassermengen rauschen in die Tiefe. So lauft, man kann gar nicht mehr zusammen reden. Je näher man entlang des Fusswegs zum Wasser läuft, desto mehr Wassertropfen wehen uns in die Gesichter. So eine Erfrischung wird uns noch öfters nach weniger erholsamen Campingnächten wach machen.
Als letzter Stopp steht der Kerid Krater auf unserer Liste. Schon jetzt merken wir, diese Reise wird nur so von Highlights gesäumt sein. Ein bleibendes für mich ist tatsächlich schon am ersten richtigen Reisetag der Anblick in den Krater hinunter. Das türkise Wasser im Kontrast zu den rostroten und moosig grünen Kraterhängen. Solche Vulkanlandschaften sind einfach nur wunderschön!
🚐 Fahrzeit: 3h
TAG 3 · Highlights im Süden Islands
Schon an unserem dritten Tag wird mir wieder einmal bewusst, weshalb Roadtrips meine liebste Reiseart sind. In Kombination mit dem Komfort des Campers, in dem wir uns schon total eingelebt haben. Jeden Tag warten neue Highlights auf uns. Heute direkt eines, das es in unser Top Ranking von ganz Island schaffen wird: Der Seljalandsfoss Wasserfall. Die Sehenswürdigkeiten in Island sind immer sehr einfach zu erreichen. Der wachsende Tourismus hat zwar dazu geführt, dass die Parkplätze vermehrt kostenpflichtig werden. Doch entsprechend dankbar sind wir um die Infrastruktur.
60 Meter hoch ist der Wasserfall vor uns. Über einen durchnässten Weg kann man sogar hinter den Wasserfall laufen. Die tosende Wassermenge sprüht immer wieder in unsere Richtung, bis wir komplett durchnässt sind. Unter lautem Gelächter erleben wir die pure Freude, die wir anschliessend durch eine heisse Schokolade beim Kiosk noch toppen. Eins kann ich klar an künftige Islandreisende weitergeben: Ignoriert den Preis und gönnt euch die Hot Chocolates! Ich wage zu behaupten, die sind sogar besser als unsere heimische Caotina ;)
Auf Roadtrips erlebt man innert kurzer Zeit so viel. Heute besichtigen wir noch den Skogafoss Wasserfall, der wie ein breiter Vorhang in die Tiefe stürzt.
Zwar sehnen wir uns etwas wärmeren Temperaturen und vor allem Sonnenstrahlen entgegen. Die Wetterschwankungen sorgen dafür für eine durchgehend mystische Stimmung, und uns begegnen immer wieder farbige Regenbögen, die die vulkanige Landschaft durchziehen.
Was mir besonders auffällt und gefällt: Auf den Strassen scheinen wir auf Höhe der Gletscher zu sein. Während wir in der Schweiz in die Höhe wandern, um den Eiszungen nahe zu kommen, reicht hier meist ein Halt am Strassenrand.
🚐 Fahrzeit: 2h 15'
TAG 4 · Canyon & Gletschersee
Wir befinden uns nun mitten auf der Ringstrasse - der gut ausgebauten Hauptstrasse, die einmal um ganz Island führt.
Einige Highlights der Insel befinden sich bereits am „Anfang“ sprich, dem ersten Abschnitt der Südküste entlang. Hier tummeln sich auch die meisten Touristen Islands und einige Unternehmen bieten Tagesausflüge zu den sehenswertesten Stopps an. Einer davon ist der bekannte Reynisfjara Black Sand Beach. Dunkle Basaltsäulen verleihen dem schwarzen Sandstrand ein faszinierendes Aussehen. Die Wellen schlagen mit einer Wucht auf den Sand. Einige Schilder warnen davor, sich zu nah an die Säulen und das Wasser zu bewegen. Sogenannte „Sneaker waves“ die wie aus dem Nichts auftauchen, sorgen hier jährlich für gefährliche Zwischenfälle.
Genau zu richtigen Zeitpunkt kämpft sich die Sonne endlich durch die dichte Wolkendecke. Ihre Strahlen tauchen den Fjaorargljufur Canyon in ein märchenhaftes Licht. Möwen fliegen durch die Schlucht und die weissen Punkte in der Ferne sehen aus wie kleine Elfen. Auf Island dauert es wirklich nicht lange, bis man die Sagen um die Insel nachvollziehen kann.
Auf der Weiterfahrt erblicken wir erneut einen mächtigen Gletscher und faszinierende Landschaften in der Ferne. Kurzerhand ist der Blinker gesetzt und wir biegen ins Landesinnere ab. Was für eine gute Entscheidung! Vom grossen Parkplatz aus erreichen wir in nur 15 Minuten den Gletscher. Die Landschaft ist unglaublich und ich hetze zurück, um Denja, die im warmen Camper warten wollte, doch noch nach draussen zu locken. Erneut erleben wir hautnah wie unberechenbar das Wetter in Island ist. Hatten wir zuvor beim Canyon noch Sonnenschein, kommen wir plötzlich in einen mächtigen Hagelregel. Die komplett durchnässten Kleider hängen wir in der ersten Woche fast täglich in die Nähe des Standheizungs-Auspuffs.
Reisetipp: Dieses Tagesprogramm liesse sich gut in 2 Tage aufteilen und noch den Svartifoss Wasserfall (ca. 2h Wanderung) - den schwarzen Wasserfall inmitten von Basaltsäulen, erkunden. |
Nach diesem abenteuerlichen Gletscher Abstecher, geht es zum Tourihotspot: Der Jökulsarlon Gletscher Lagune. Ursprünglich planten wir eine Bootstour auf dem türkisen Gletschersee zu unternehmen, um den Eismassen noch näher zu sein und vielleicht die ein oder andere Seerobbe zu erhaschen. Die Massenabfertigung, die uns hier zu Gesicht kommt, schreckt uns davor ab. So erkunden wir die Lagune viel lieber zu Fuss. Ich knipse meine Speicherkarte beinahe voll, so unglaublich finde ich diese Landschaft. Ich bin Denja gerade so dankbar, dass sie mich Sonnenanbeterin in den Norden locken konnte. Allein für diese Naturspektakel, hat sich die Reise gelohnt!
Zu meiner Überraschung liegt ein weiteres Highlight direkt gegenüber von der Jökulsarlon Gletscher Lagune. Am schwarzen Strand ist der sogenannte Diamond Beach. Grosse Eisblöcke liegen wie ein glänzender Kontrast entlang des dunklen Sandstrands. Da wir Island Ende der Saison (September) bereisen und die wärmeren Monate hinter uns liegen, befinden sich nicht so viele Eisstücke am Strand. Und doch ein faszinierender Anblick für mich: Eis am Strand!
🚐 Fahrzeit: 4h 15'
Tipp: Nachmittags & Camping Wik Cafe (kostenlose Eintritte für den Strand)
TAG 5 · Der schönste Strand & Küstenstrasse in den Norden
Nach diesem Highlightdurchzogenen Tag gehen wir es am nächsten Tag gemütlich an. Bei Campingreisen fallen schliesslich auch immer wieder alltägliche „Hausarbeiten“ an, um die es sich zu kümmern gibt. Ich muss zugeben, Island ist sehr auf Campingreisende ausgelegt. Über Park4Night finden wir problemlos und spontan Schlafplätze. Nur finde ich die Sanitäranlagen im Europäischen Vergleich eher niedriger. So wird es auch unsere tägliche Aufgabe, unsere Campingplätze entsprechend unserem Duschzyklus zu planen.
Am Vortag fuhren wir noch bis zum Camping Viking Café, wo wir den puren Luxus beheizter Privatduschen genossen.
Durch die Übernachtung beim niedlichen Kaffee, wo wir erneut eine Heisse Schokolade heruntergeschletzt haben :), erhalten wir kostenlosen Zutritt zum nebenan liegenden Stokksnes Beach.
Ein absoluter Geheimtipp, wie sich herausstellt! Bei heute mal klarem Himmel lassen wir uns die Haare vom starken Wind verstrubbeln und tollen über die schwarzen Dünen des Strandes. mit den schroffen Berggipfeln im Hintergrund, ist dies einer der schönsten Orte, die uns bisher auf der Reise begegnet sind.
Wir bewegen uns spürbar in die weniger touristischen Gegenden Islands. Tatsächlich haben wir schon die östlichen Fjorde der Insel erreicht. Hier bleiben wir schön auf dem Highway 1 um nicht auf die sogenannten Gravel Roads zu gelangen. Mit dem Campergewicht und ohne Allrad möchte ich das nicht riskieren. Die Strecke ist der pure Fahrspass und die Fahrt an sich ein Erlebnis. Ab hier wurde uns auch empfohlen den Tank regelmässig zu füllen. Schnell zeigt sich weshalb. Immer mehr tauchen wir in einsame Landschaften ein und fahren nur noch hier und da durch kleine Dörfer bis wir schliesslich die nächste grössere Stadt erreichen: Egilsstadir.
🚐 Fahrzeit: 4h
TAG 6 · Vulkanische Highlights
Nach einer Nacht auf einem der bisher schönsten Campingspots am See Lögurinn machen wir uns früh auf zu einer 1-stündigen Wanderung zum schönsten Wasserfall. Der Hengifoss fliesst eine imposante Schlucht hinunter, deren Gestein rote Schichten aufweist. Es wirkt fast, als wäre hier eine rote Lavaschicht versteinert.
Auf dem Weg nach Myvatn wagen wir einen Abstecher zum Studlagil Canyon. Mir tut die Bewegung nach dem vielen Autofahren gut. Nun in der regenstarken Saison ist das Wasser im Canyon jedoch sehr schlammig und gleicht gar nicht dem kitschen Blau, das er sonst wohl aufweist.
Dafür folgt anschliessend die für mich landschaftlich schönste Strecke Islands! Die zuvor noch moosige grüne Landschaft, auf der wir immer wieder zahlreiche kugelrunde Schafe sehen, wird plötzlich schwarz. Es fühlt sich an, als wären wir auf dem Mond gelandet. Die Gipfelsilhouetten in der Ferne sind wohl meist noch aktive Vulkane. Spürbar wird dies bei den Geothermalen Feldern Namafjall. Hier schwefelt es mächtig und Rauchschwaden steigen aus den Löchern im Boden hoch. Mir scheint, als wären wir dem lebendigen Erdinnern hier auf Island spürbar so nah wie noch nie.
🚐 Fahrzeit: 3h
TAG 7 · Die Blue Lagoon des Nordens
Auf so kilometerreichen Roadtrips sollte man immer Stopps einplanen, wo man mehr als 1 Nacht bleiben kann. Bei uns fällt die Wahl ohne lange zu überlegen auf Myvatn. Die Stadt gefällt mir enorm und ist gefühlt inmitten von Vulkanen und Geothermalen Aktivitäten erbaut worden.
Wir machen einen Abstecher zu einem weiteren Wasserfall. Der Dettifoss im Vatnajökull Nationalpark ist der zweitstärkste Wasserfall Europas und zeigt uns diese Mächtigkeit sofort mit riesigen Mengen an Wasser! Die Diversität der zahlreichen Wasserfälle Islands lassen sie für mich nie langweilig werden.
Entspannung von den vielen Stunden im Fahrersitz finde ich in den Myvatn Naturbädern. Im Gegensatz zu seiner Schwester, der Blue Lagoon in der Nähe von Reykjavik, kann man hier spontan ein Eintrittsticket kaufen. Entsprechend sind die heissen geothermalen Bäder nicht so überlaufen wie die im Westen der Insel. Ein absoluter Genuss!
🚐 Fahrzeit: 1h 30'
TAG 8 · Entlang der schönsten Küstenstrasse
Apropos Wasserfälle… es folgt noch einer :D
Heute aber wirklich mehr ein Abstecher, weil er sowieso auf der Route liegt: Der Godafoss Wasserfall.
Wir bewegen uns nun im Norden Islands. Die Insel wird fjordiger, die Distanzen länger. Zahlreiche Schiffsmasten zieren die Dörfer hier oben, wo uns Fischerei noch präsenter vorkommt als anderorts Islands. Die grösste Stadt im Norden ist Akureyri. Wir haben uns schon ans einsame Campingleben gewöhnt und mögen uns noch nicht dem Trubel einer Stadt hingeben. Obwohl Trubel hier sogar noch entspannt scheint. So halten wir beim herzförmigen Rot und passieren die Stadt nur auf unserer Durchfahrt. Dafür geniessen wir einige Stopps entlang der wunderschönen Küstenstrasse, wo die menschenleeren Strassen ein gemütliches Tempo zulassen.
🚐 Fahrzeit: 3h 15'
TAG 9 · Hot Pots am Meer
Nach meinem Badespass in den Bädern von Myvatn bin ich auf den Geschmack gekommen. Island hat durch seine vulkanische Aktivität überall heisse Quellen, beheizte Flüsse und natürlich auch von menschenhand gefertigte Hot Pots. Über unsere Campingapp sind wir schnell überzeugt von den wunderschönen Bildern des Camping Grettislaug. Der Empfang ist herzlich und wir quatschen ein bisschen mit dem ulkigen Platzbesitzer, der über die Hochsaison hier Gäste empfängt. Kaum parkiert hüpfe ich sofort in die beiden Hot Pots die ich eine Zeit lang komplett für mich alleine habe. Mit der Kulisse der schwarz grünen Berge im Hintergrund ein einzigartiges Erlebnis!
Das absolute Highlight aber kommt erst, als ich zurück bei Denja im kuscheligen Camper bin. Ausgebreitet auf unserem 2 Meter bett, blicken wir nach draussen direkt aufs davor liegende Meer. Als plötzlich ein glattes Köpfchen aus der Oberfläche schaut: Ein Seehund! Unser erster Seehund auf der Reise und das direkt vor unserem Bett aka Camper! Es scheint ein Baby zu sein, das im Wasser spielt und wie ein Delfin immer wieder heraushüpft und abtaucht. Wir sind komplett entzückt und bilden uns nach dieser Begegnung immer wieder ein, Wasserlebewesen in den Fluten des Meeres zu erblicken.
🚐 Fahrzeit: 1h
TAG 10 · Camping Erledigungen
Der Titel verräts: Heute ist ein Wasch & Campinghaushaltstag angesagt und wir kombinieren die Erledigungen mit dem Zurücklegen einiger Kilometer, um den Westfjords näher zu kommen.
🚐 Fahrzeit: 3h
TAG 11 · Abstecher in die Westfjords und Planänderung
Unser ursprünglicher Plan war es, einige Tage in den Westfjords zu verbringen. Sie gelten unter Islandreisenden als der schönste Ort Islands. Zum einen Landschaftlich, die unberührtheit der Natur, gleichzeitig aber auch die Unberührtheit da es nur wenige Touristen bis hierhin verschlägt.
Das bestätigt sich bereits auf den ersten Kilometern in diesen abgelegenen Zipfel Islands. Gleichzeitig scheinen auch die Strassen nicht mehr gut ausgebaut zu sein. Über holperpisten weiche ich mit 20km/h zahlreichen Schlaglöchern aus. Nach einem anstrengenden Abstieg erblicken wir die ellenlange Route vor uns. Es scheint nicht besser zu werden. Ausser einem anderen grösseren Camper, kommen uns nur noch Allrad-Fahrzeuge entgegen. Wir fühlen uns sichtlich fehl am Platz und ich wage ein enges Wendemanöver auf der verlassenen Strasse. Unser Abenteuer Westfjords nimmt somit ein schnelles Ende. Natürlich stellt sich nachträglich heraus, dass wir einer anderen Strasse hätten folgen sollen, die asphaltiert wäre.
Für uns ist es nicht so schlimm und wir steuern nun die Snaefellsnes Halbinsel an. Nachträglich betrachtet, sollte es wohl so kommen… Doch dazu später mehr.
Die Route 55 schüttelt uns nochmals durch, lohnt sich landschaftlich aber wieder mal vollkommen! Ein Vulkankrater nach dem anderen zieht an uns vorüber. Mal mit rötlicher Färbung, mal komplett Schwarz und einmal sogar mit weissem Schneegipfel. Es ist der Snaefellsjökull dessen Gipfel mit 1448m Höhe weiss gefärbt ist. Über einen Pass, der so schön ist, dass ich ihn die nächsten Tage nochmals befahren werde, kommen wir nach Olafsvik. Hier fühlen wir uns sofort wohl und beschliessen erneut, zwei Nächte einzulegen.
Abends fahren wir am Meer entlang zum Kirkjufellsfoss. Ein skurril geformter Berggipfel, der mit dem Bach und kleinen Wasserfällen vorne dran ein Postkartenmotiv für Island bietet.
🚐 Fahrzeit: 4h
TAG 12 · Islands schöner Westen
So langsam neigt sich unsere Island Reise dem Ende zu. Man mag glauben, nun lassen die Highlights nach. Falsch gedacht. Die Snaefellssness Peninsula katapultiert sich schnell in unser Top Ranking der schönsten Orte Islands. Irgendwie kommen wir hier so richtig an und geniessen die überschaubaren Distanzen. Wir besteigen den Saxholl Vulkankrater und bestaunen die erkalteten Lavafelsen um uns herum. Nach einem Abstecher zu den schroffen Lóndrangar Klippen suchen wir im Fjöruhúsið café Schutz vor dem plötzlichen Regen und stärken uns mit einer köstlichen Waffel.
Zu Beginn unserer Reise habe ich wie immer bei Mietfahrzeugen einen Ölcheck gemacht. Und das inmitten des Sturms. Leider stellte ich mit erschrecken fest, dass viel zu viel Motorenöl drin ist. Auch nach mehrmaligem nachmessen bestätigte es sich. Und das ausgerechnet am Anfang der Reise, an einem Freitag wo alle Garagen zu machen und dann noch im riesigen Sturm. Nach Meldung an den Vermieter nahmen wir also das Risiko in Kauf und starteten unseren Roadtrip. Leider immer mit einem etwas mulmigen Bauchgefühl. Heute, am vorletzten Tag unserer Reise, meldet sich plötzlich die Motorenleuchte. Und wie viel Glück kann man bitte haben? Nachdem wir beinahe fernab jeglicher Garagen in die Westfjords unterwegs waren, befindet sich einfach unmittelbar neben unserem Campingplatz eine Autogarage! Der Abstecher dorthin bestätigt zu viel vorhandenes Motorenöl, das nun abgelassen wird.
Ich schlucke etwas, denn so viele Kilometer wie wir und auch schon unserer Vorgänger zurückgelegt haben, glaube ich nicht mehr an das Überleben des Fiat Motors… Für uns Glück im Unglück und auch den Rest der Reise erleben wir ohne Zwischenfälle.
🚐 Fahrzeit: 1h 30'
TAG 13 · Letztes Wasserfall-Highlight
Es soll unser letzter Wasserfall werden. Der Hraunfossar ist eine Serie von Wasserfallen die in einen türkisen Fluss fliessen. Und obschon wir schon so viele Wasserfälle auf dieser Reise besucht haben, hat sich dieser Ausflug nochmals richtig gelohnt, denn er ist einfach nur wunderschön!
🚐 Fahrzeit: 2h 30'
TAG 14 · Ein Tag in Reykjavik
Und dann ist es plötzlich vorbei. Wir haben Island umrundet. Mit einem Rucksack voller Erinnerungen, zahlreichen wunderschönen Bildern im Kopf, verschlägt es uns zurück in die Zivilisation. Wir parkieren beim grosszügigen Parkplatz beim Hafen und spazieren durchs Laugavegur Einkaufsviertel.
Reykjavik gefällt uns auf Anhieb mit seinen niedlichen Kaffees und dem entspannten Vibe. Island würde sich also auch für einen Städtetrip schon lohnen, zumal von hier aus wieder die Touren in den Süden und auf den Golden Circle starten.
Wir sind gesättigt und freuen uns nun doch wieder auf zu Hause, fliessendes Wasser und ein Bett, das nicht bei jedem Windstoss umzukippen droht ;)
🚐 Fahrzeit: 2h 15'
TAG 15 · HEIMREISE
KOSTEN Island 2 Wochen Campingurlaub (pro Person)
Flug | 500.- |
Camper | 1'040.- |
Tanken | 275.- |
Hotel | 85.- |
Campingplätze | 169.- |
Maut (Tunnel) | 5.- |
Parkplätze | 23.- |
Essen Auswärts | 91.- |
Essen Einkauf | 140.- |
Flughafen Transfer | 20.- |
Hot Lagoon Myvatn | 46.- |
Hot Pots | 10.- |
TOTAL | 2'404.- |
TIPPS
Im Norden gibt es wenig Supermärkte und auch weniger Tankstellen. Es lohnt sich allgemein den Tankpegel hoch zu halten und wann immer möglich zu füllen.
Spartipp: Bei vielen Campingplätzen werden Lebensmittel von Abreisenden zurückgelassen. Es lohnt sich, hier das ein oder andere einzupacken.
Günstige Tankstellen: N1
Günstiger Supermarkt: Bonus oder Netto
Man kann in Island überall mit Karte bezahlen, selbst auf einfachen Stellplätzen. Teilweise benötigt man jedoch Münzen für die Campingduschen. Selbst einzelne Münzen können oft an Tankstellen oder bei der Campingplatz Aufsicht mit Kreditkarte bezogen werden.
Das Leitungswasser auf Island ist trinkbar, schwefelt aber an manchen Orten auf der Insel.
Ein Internet Datenpaket ist von Vorteil.
Die Campingplätze hatten immer genügend Plätze. Meist füllten sich die Plätze ab 18 Uhr. Wir fanden immer einen Schlafplatz ohne Vorbuchung. Plätze findet man über Google Maps oder die Park4Night ab. Wildcamping ist auf Island mit der Zunahme des Tourismus verboten.
Den Campingplatz-Standard würde ich als mittelmässig einstufen. Sehr oft hat es Platz für ca. 50 Fahrzeuge und darauf lediglich 1-2 Toiletten/Duschen. Manchmal handelt es sich um Massenduschräume. Dafür gibt es vielerorts beheizte Aufenthaltsräume. Hier am besten nach Bildern und Bewertungen anderer Campierenden gehen und die Plätze nach den eigenen Bedürfnissen aussuchen. Ein Duschzyklus von alle 2 Tage ist aushaltbar während eines Island Campingtrips ;).
Auch Drohnen fliegen ist mittlerweile vielerorts verboten und mit entsprechenden Schildern gekennzeichnet. Das betrifft besonders die Hotspots auf dem Golden Circle und im Süden. Sowieso sind Drohnenflüge beim isländischen Wetter sehr beschränkt möglich.
Ein 4x4 ist für die Ringroad nicht nötig. Bei den Westfjords schon eher, ausser man bleibt auf der 61 Richtung Ísafjörður.
Die niedlichen Papageitaucher sind nur über die Sommermonate bis Ende August auf der Insel.
Nordlichter kann man mit Glück ab September sehen. Empfehlenswerte App: Aurora.
Hilfreiche Wetter-App: Veður
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