Das erste eigene Auto bleibt immer was besonderes. Egal, ob es eine totale Blechkiste war, oder wie in meinem Fall, gleich mein kleines Traumkütscherchen, ein Fiat Cinquecento. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Dabei ist es bereits 3 Jahre her, seit ich einen grossen Sparbatzen dafür verwendet habe, mir ein Auto zu kaufen und damit mit frischem Führerschein herumzutuckern. Egal, ob es nur zum Beck um die Ecke ging, oder zur besten Freundin, die 5 Gehminuten von mir entfernt wohnte – ab dem Zeitpunkt legte ich alle Strecken auf 4 Rädern zurück. Mein Auto war mein kleines Baby und ich verliebte mich in das Fahren, meine Lieblingsplaylist hoch und runter laufen zu lassen, die süssesten Autodüfte auszuprobieren und den kleinen 4-Plätzer mit Minitraumfänger, Herzauspuff und Flügeln am Logo zu schmücken. Es war einer der besondersten Sommer meines Lebens. Mit meinem ersten eigenen Auto schienen sich mir Wege, ein neues Gefühl von Freiheit zu eröffnen, das sich bald darauf in die Freude an Roadtrips verwandelte.
Mittlerweile steht dieses niedliche Modell der Marke Fiat leider nicht mehr in der Garage. Verkauft für die Weltreise, also die absolut richtige Entscheidung :). Vermissen tue ich es trotzdem mehr als erwartet und anlässlich unseres 18-tägigen Roadtrips durch Kroatien, möchte ich in Erinnerungen schwelgen und euch von meinem Miniroadtrip durch Norditalien erzählen, den ich im November 2015 gemacht habe.
Die Route
⏰ 4 Tage/3 Nächte, 3 Städte, 🚗 1’435 km
Stopp 1: Como
🚗 = 235km
⏰ = 3h
Es wird Herbst. Die Blätter verfärben sich in bunte Farben und fallen langsam von den Bäumen ab. Ein Schauspiel, über das sich jährlich viele freuen, doch für mich bedeutet das nur wieder das Ende eines weiteren Sommers. Das Ende meiner Lieblingsjahreszeit und Beginn der kurzen und kalten Tage, die mich jedes Jahr erneut über Auswanderungspläne nachdenken lassen.
Auf der abendlichen Fahrt zu meinem damaligen Freund muss ich schon beinahe die Heizung aufdrehen. Poncho und Kuschelpulli liegen griffbereit auf dem Beifahrersitz. Frustriert möchte ich das Ende des Sommers nicht wahrhaben und nach einigen Gesprächen und Abklärungen ist es beschlossene Sache: Wir fahren nach Italien. Ein Miniroadtrip, um den Sommer im südlichen Nachbarsland ausklingen zu lassen.
Ursprünglich geplant war eine ganze Woche, in der wir spontan nach Como fahren und ab da schauen wollten, wie ich mit den langen Strecken als einzige Fahrerin klarkomme, um anschliessend weitere Stopps auszusuchen. Doch leider wurden nicht beide Ferienanträge bewilligt und so schrumpfte unser Roadtrip auf nur 4 Tage, die uns zur Verfügung standen.
Aufgeregt düse ich los. Zum ersten Mal 130 km/h fahren, wie aufregend! 😀 Auf nach Como, unserem ersten (und einzigen?) Stopp. Die Stadt empfängt uns mit einem wunderbaren klaren blauen Himmel. Es scheint, als würde er sich mit dem Comer See messen, der in einem ebensolchen Blau ruhig zwischen der hügeligen Landschaft liegt.
Halb ziellos haben wir einfach mal „Como Zentrum“ ins Navi eingegeben und landen mitten im Stadtzentrum, wo wir zuerst noch etwas weiter am See entlangfahren und ausserhalb des Stadttrubels ein paar Stopps machen. Beim schlängeln durch die schmalen italienischen Strässchen wird mir bewusst, was die Italiener wohl zum kleinen Fiat500 inspiriert hat und ich bin froh um mein kleines Auto. Die Verkehrsregeln werden teils ignoriert und stattdessen wird (typisch italienisch :D) wild gestikuliert und irgendwie funktioniert der Verkehr auch in diesem Chaos.
Schliesslich finden wir einen Parkplatz im Zentrum Comos und es wird Zeit, sich eine Bleibe für die erste Nacht zu suchen, denn dafür benötigen wir ein Hotel, der Fiat ist dann doch etwas zu kuschlig (Anmerkung am Rande: Ein Jahr darauf verschlug es uns spontan für 1 Übernachtung ins Tessin, wo uns tatsächlich die heruntergeklappten Hintersitze und der Kofferraum dienten ^^ SEHR kuschlig, doch für eine Nacht mit anschliessenden Rückenschmerzen war’s zu verkraften :D).
Unsere hungrigen Bäuche führen uns in ein Restaurant direkt am See, dessen geschmückter Wintergarten sehr einladend auf uns wirkt.
Es stellt sich heraus, dass das Restaurant zum angrenzenden Hotel gehört und so finden wir unsere Bleibe für die erste Nacht und können am Nachmittag beruhigt die Stadt erkunden.
Como ist einerseits bekannt durch seine wunderbare Altstadt und zahlreiche Bauten wie der gotische Comer Dom, andererseits kennt man die Stadt auch für die schöne Seepromenade und die Standseilbahn, von der man einen wunderbaren Panoramablick hat. Wir wussten nicht, was uns erwartet und haben die norditalienische Stadt nach einem Tipp eines Arbeitskollegens angesteuert. So werden wir auf unserem Spaziergang von zahlreichen schönen Altbauten überrascht, deren Schönheit ich in mich aufsauge, jedoch auf das Nachlesen der genauen historischen Hintergründe verzichte – muss nicht immer sein und wie dieses Kätzchen in den Blumen des Floristenladens, geniessen wir viel lieber die Ruhe, die Stadt aussersaisonal nicht touristenüberströmt vorzufinden.
Die Sonne senkt sich langsam gen Horizont. Eine friedliche Feierabendstimmung herrscht am See, wo nun viele Einheimische am See spazieren, oder den Tag auf einer der vielen Parkbänke ausklingen lassen.
Vom gegenüberliegenden Seeufer aus haben wir die Standseilbahn erblickt, über die wir nun eine andere Perspektive auf die Stadt bekommen möchten.
Zur richtigen Tageszeit erreichen wir die Spitze und geniessen einen wunderbaren Sonnenuntergang vor der Panoramakulisse und mit Blick auf Como und den Comersee.
Die Stadt hat wunderbare Reize und nur schon nach einem Tag scheint es uns, als hätten wir sehr viel erlebt. Wir sind zufälligerweise noch auf einem Strassenmarkt gelandet, haben in einer Seitengasse ein Gelato geschlemmt, und doch juckt es uns, weiterzuziehen. Also ist es beschlossene Sache: Morgen wird der Motor wieder angelassen uns es geht auf nach…
Stopp 2: Venedig
🚗 = 311km
⏰ = 3.25h
In die Stadt der Liebe… Moment mal, ist das nicht Paris? Wer auch immer das Liebes-Duell offiziell gewonnen hat, Venedig ist definitiv die Liebesstadt Italiens. So passt es doch, diese als Päärchen zu besuchen.
Über die Brücke erreichen wir das riesige Parkhaus vor der Stadt, wo mein Auto bis zum Folgetag abgegeben wird. Zu Fuss überqueren wir nun die ersten Kanäle und erblicken nebst zahlreichen kleinen Booten auch schon die ersten Gondeln, die friedlich vor sich hin plätschern.
Erstes Ziel ist wieder die Suche nach einer Bleibe. Nachdem uns das erste Hotel etwas zu teuer ist, scheinen wir mit dem zweiten gleich einen Glücksgriff gemacht zu haben. Der Hotelbesitzer persönlich, ein älterer Herr, dessen Lebenswerk sein Hotel zu sein scheint, davon bin ich überzeugt, als er uns leidenschaftlich begrüsst und uns stolz das Romeo & Julia Zimmer präsentiert (das einzige Zimmer mit einem kleinen Balkon), welches er uns gerne für eine Nacht überlässt, mit der Bedingung, mein Freund müsse mir abends ein Ständchen unter dem Balkon singen. 😀
Nach diesem freundlichen Empfang in Venedig wird es Zeit, die Stadt selbst zu erkunden. Es wirkt alles sehr kompakt und klein durch die vielen schmalen Gässchen, die in alle Himmelsrichtungen führen. Plötzlich gelangt man an einen Platz, wo ein Gebäude schöner ist als das andere. Die Stadt der Liebe… definitiv haben hier zahlreiche Architekten ihre Liebe zum Beruf verwirklicht und einige der meines erachtens schönsten Gebäude der Welt hervorgezaubert. Und das alles unter gar nicht so einfachen Bedingungen, denn die Stadt wurde auf über 100 Inseln erbaut, die durch mehr als 150 Kanäle miteinander verbunden sind. Das Wasser ist bestimmt ein grosser Faktor was die Verwitterung der Steine angeht und viele Gebäude scheinen bereits mehrmals restauriert worden zu sein.
Der Verkehr findet ausschliesslich auf dem Wasser statt und wir müssen schmunzeln, als wir dem von zu Hause gewohnten Müllwagen in Form eines Müllboots begegnen, auf dem die Arbeiter die Mülltonnen vom Wasser aus leeren.
Einmal und vielleicht das einzige Mal in unserem Leben in Venedig… da lassen wir es uns nicht nehmen und steigen in eine der völlig überteuerten Gondeln. Der tiefe Griff ins Portemonnaie hat sich jedoch gelohnt. Es ist einfach nochmals ein ganz anderes Feeling, durch die Kanäle übers Wasser zu schweben und die Stadt aus dieser Perspektive aus zu bewundern.
Ganz ohne Stadtplan in der Tasche, erreichen wir zwei der wohl Hotspots in Venedig (wie wir unschwer an den Touristenmengen erkennen können), spenden ein paar Münzen einem Keyboardspieler, der gemäss Schild um seinen Verlobungsring spielt und verlaufen uns auf dem Rückweg in den verwinkelten Gassen, finden durch die vielen kleinen Beschilderungen schliesslich doch noch zum Hotel. Ja, ein Taxi wäre hier sicherlich auch nicht so leicht aufzutreiben gewesen ^^
Oh wunderschönes Venedig mit wohlverdientem guten Ruf. Doch auch diese schöne Stadt Norditaliens verlassen wir nach nur einem Tag und setzen unsere kleine Reise fort zum letzten Stopp.
Stopp 3: Garda
🚗 = 465km
⏰ = 5h
Es scheint, als gingen wir dem Wasser nach. Als Schweizer sind wir aber auch sehr verwöhnt mit unseren zahlreichen Seen und für mich trägt so eine blaue Lagune einfach gleich unglaublich viel zu einem schönen Stadtbild bei.
Zwar ist es zu dieser Jahreszeit bereits zu frisch zum schwimmen, doch trotzdem verschlägt es uns nach Garda an den gleichnamigen See, wo man beim Anblick des klaren Wassers und der Fischer auf den Bootsstegen gleich Lust zum Angeln kriegt.
Die Palmen schenken mir die Sommerglücksgefühle, die ich mir von diesem Trip erhofft habe.
Dies ist eigentlich meine erste Spontanreise. Abgesehen von Como, haben sich die weiteren beiden Ziele spontan mit dem Blick auf die Karte und der fahrbaren Distanz ergeben. Auch die Unterkünfte haben wir spontan vor Ort gesucht. In Garda schien sich dies zuerst als nicht ganz so einfach herauszustellen, da in der Nebensaison vieles dicht macht. Direkt am See finden wir jedoch das schönste Hotel dieser Reise und erhalten das Zimmer im Dachgeschoss, welches nebst dem schönen Schrägdach-Raum auch eine riesen Terrasse mit Blick auf den Gardasee zu bieten hat.
Und hier endet unser Kurztrip. Bei einem weiteren kitschigen Sonnenuntergang und völlig entspannt. Trotz langen Strecken und einigen Stunden im Auto, kurzen Aufenthalten an den jeweiligen Orten und vielen Eindrücken, konnte ich in diesen 4 Tagen so viel Energie tanken. Einfach an der Freude auf der Strasse, begleitet von der Lieblingsplaylist, und dem Entdecken neuer Orte, auch mal ganz spontan und sich uninformiert von den Sehenswürdigkeiten dieser Städte beeindrucken zu lassen.
Wer auch immer nun im Besitz meines Fiätchens ist, ich hoffe, er oder sie hat genauso viel Fahrspass damit wie ich und ich wünsche allen Autofahrern da draussen eine gute Fahrt und viel Vergnügen beim Entdecken der auch gar nicht so weit von zu Hause entfernten Orte.
Garda > Zürich
🚗 = 424km
⏰ = 5h
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