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Südfrankreich · Roadtriphighlight auf dem Weg nach Spanien


Gefahrene Kilometer: 2'187 km (davon 900 km in Korsika)

Reisezeitraum: 22. - 26. August 2022


*Die Preisangaben für die Campingplätze gelten für 2 Personen + 1 Van inkl. Taxen (ohne Strom).


Als wir durch das grosse Tor der Fähre hinausfahren blicken wir auf die hübschen Häuser von Nizza. Wir sind zurück auf dem Festland. Nach 6 Stunden Fährenfahrt setzen wir unseren Roadtrip aber nicht an der Côte d'Azur fort. Zu schick und Campingunpassend empfinden wir Frankreichs Goldküste. Und obwohl Nizza anmachend schön ausschaut, fahren wir sofort aus der Stadt hinaus und, man glaubt es kaum, weg vom Meer. Schock bei Philipp :P. Doch seit Jahren stehen einige Schmuckstücke Südfrankreichs auf meiner Reisewunschliste und die erste davon befindet sich nunmal im Landesinnern. Die Fahrt stimmt auch meinen Schatz wieder munter. Über eine wunderbare Passstrasse schlängeln wir uns zwischen Steinwänden durch und geniessen beinahe freie Fahrt bis zur Ortschaft Castellane. Das niedliche Dorf eignet sich ideal als Ausgangspunkt für den Verdon Nationalpark. Die schönste Strecke, so haben wir gehört sei die von Castellane über die D952 nach Moustiers-Sainte-Marie. Über die Park4Night App haben wir unter den zahlreichen Luxuscampingplätzen einen sympathisch klingenden Stellplatz gefunden: Camping hinter einem Museum. Nur wenige Fahrzeuge befinden sich auf dem Platz direkt an der Strasse. Trotz dem direkten Anschluss besteht kaum Fahrlärm und wir geniessen unser Wiesenplätzchen wieder einmal in Gesellschaft eines Büsis.


* Keine Duschen auf dem Camping. Fürs Einchecken ist etwas Französisch notwendig ;).


Campingmenu:

Baguette mit Pesto Avocado und Burrata Tomaten Salat.


Die Verdonschlucht

Zum ersten Mal wachen wir fröstelnd auf. Nichtmal unser neustes Upgrade, meine selbstgenähten Vorhänge, konnten die Kälte abdämmen. Eingemümmelt warten wir auf den Sonnenaufgang und trinken unseren Kaffee selbstverständlich im Bett. Die frühe innere Uhr, die man beim Campen irgendwie entwickelt, zahlt sich immer aus, wenn man Orte besuchen möchte, die besonders beliebt sind. Wie heute bei uns. Es geht auf in Richtung Verdonschlucht. Erste Tiefblicke eröffnen sich bereits auf der Fahrt. Unseren ersten Stopp machen wir beim Parkplatz Point Sublime.

Von hier ist die Aussicht besonders schön und wir entscheiden uns für eine kleine 1km Wanderung hinunter in die Schlucht. Bis zum tieferliegenden Punkt, der ebenfalls Point Sublime heisst benötigen wir ca. 30min und laufen anschliessend noch kurz zum Wasser hinunter. Mystisch blau schimmert es vor uns. Dahinter zeichnet sich die prächtige Felswand ab, für die die Verdonschlucht so bekannt ist.

Im nächsten Kreisel erwischen wir erstmal die falsche Ausfahrt und düsen auf einer schmalen, einer Einbahnstrasse gleichenden Strecke, weiter in die Höhe. Hier im französischen Inland geht es immer hoch und wieder runter und der Blick aus dem Fenster ist ein konstantes Highlight, wie ich nur schon zu Beginn dieses zweiten Abschnitts unseres Roadtrips finde.

Plötzlich offenbart sich vor uns in knalligem Türkis der Lac de Saint-Croix. Was für ein Anblick!

Wir fahren der westlichen Seeseite entlang und legen einen spontanen Mittagsstopp an einem Picknicktisch ein, um die Landschaftseindrücke sacken zu lassen. Wie uns während der Fahrt aufgefallen ist, befinden wir uns schon mitten im Lavendelgebiet. Allerdings scheint die Blütezeit durch zu sein und eine kurze Recherche bestätigt, auch in Valensole, was unser Lavendelfeld-Ziel war, ist die Violette Landschaft bereits durch für dieses Jahr. Trotzdem sehen wir noch zahlreiche "Püschel" von verblühten Lavendelfeldern und beschliessen, zur Blütezeit wiedermal zurückzukehren.


Roussilon und die roten Felsen

Weiter geht es auf Überlandstrecken, vorbei an malerischen Dörfern bis nach Céreste, wo wir einen der bisher schönsten und ruhigsten Stellplätze finden. Der Camping de Sibourg wird von einer Familie geführt und eingecheckt wird im Erdgeschoss des Hauses. Kaum andere Fahrzeuge befinden sich auf dem Platz. Wir stehen gefühlt alleine in einem Wald, der umgeben ist von Feldern. Ein absoluter Traum! Nur wir und die Geräusche des Waldes.

Eine 30-minütige Weiterfahrt bringt uns wie in eine andere Welt. Im Provençal Colorado befinden sich Felsformationen, die an Nationalpärke der USA erinnern. Auf der kleineren der beiden Routen, der Sahara-Route kann man die farbigen Felswände bestaunen. Der Weg benötigt ca. 1 Stunde, wobei grosszügig Fotostopps eingerechnet sind. Die grössere Route war bei unserem Besuch leider wegen Brandgefahr geschlossen (vor 10 Uhr Vormittags wäre sie noch offen gewesen). Eintritt für 2 Personen inkl. Van: 6€.

Ein weiterer Ausflug in der Gegend, der ebenfalls 20-30 Fahrminuten entfernt liegt, ist Roussilon. Alleine die Fahrt durch Frankreichs Vororte ist ein absoluter Roadtrip Traum und ich verliebe mich mal weider ein Stückchen mehr in das Land und besonders in diese Gegend. Zwischen dem Grün der Bäume ist orange und gelb dauerpräsent. In den Feldern stehen wunderschöne Pferde, einige davon mit Dalmatiner-ähnlichen Fellmustern. Zwischen den Hügeln liegen kleine Dörfer, die förmlich zum Entdecken rufen. Eins davon, St.Saturnin ist so schön, dass ich Philipp urplötzlich auf eine Seitenstrasse lenke und wir durch das Dorf fahren, dessen malerisches Stadtbild von einer Mauer durchbrochen wird. Es scheint ein kleiner Geheimtipp zu sein, denn auf den Strassen sehen wir kaum Touristen. Ganz im Gegensatz zu unserem Ziel: Roussilon, die rote Stadt. Auf einem Hügel türmen sich die rostroten Häuser von Roussilon. Parkiert wird entweder direkt am Dorfanfang oder noch besser vor der Hochfahrt, da die Plätze sehr begrenzt sind. Erneut dürfen wir unsere Blicke über skurille Gesteine schweifen lassen, aus dessen Material die Gebäude des Dorfes errichtet worden sind. Hier scheinen Glacegeschäfte und Restaurants den Hauptumsatz zu generieren, so voll sind die Terrassen. Ein Bummel durch die Lädelchen der Gassen lohnt sich, denn anstelle der Standard Souvenirs findet man hier edle Delikatessen und wunderhübsche Dinge die man eigentlich nicht braucht, aber sich im Urlaub dann doch gönnen möchte. Auch von Roussilon aus kann man eine Tour entlang Gesteinsformationen machen. Wir verzichten darauf, da wir uns ziemlich eindruckgesättigt fühlen nach dem heutigen Tag und verziehen uns bald zurück auf den Campingplatz im beinahe einsamen Waldstück.


Campingmenus:

Gekochte Kartoffeln mit würzig gebratenen Zucchettistreifen und Rahmsauce.

Pasta mit Dosen Erbsen Rübli an Bratensauce.


Cassis und die traumhaften Calanques

Beim Wort Cassis muss ich immer an die leckeren Hustenbonbons denken, die ich als Kind mehr genascht als zu halsreizlindernden Zwecken konsumiert habe. Cassis erinnert mich an ein tiefes Lila, wie ich meine Nägel gerne bemale. Cassis heisst auch ein Ort in Frankreich, dessen Route ich schon mehrmals geplant habe, ja wo ich sogar Airbnbs gespeichert habe, da ich seit sicher 7 Jahren schon hierhin möchte. Bei meiner damaligen Planung lockten mich die Bilder der kitschig blauen Calanques de Cassis. Felsbuchten mit glitzernden Meereszungen im kompletten Farbspektrum von Blau, die sich durch graue bewachsene Felsen ziehen, die spitz aus der Erde emporragen. Was ich damals nicht wusste und erst 1 Tag vor unserer Ankunft recherchiert habe: Bei den Calanques de Cassis handelt es sich um einen Nationalpark, zu dem man nicht einfach hinfährt und mit Flipflops zur Bucht spaziert. Eine Wanderung von etwa 1.5 h pro Weg ist nötig, um zur malerischsten der drei Buchten zu gelangen, der Calanque d'en Vau. Der Wanderbeschrieb für den Abstieg zur Bucht schaudert mich und leicht Wein beduselt wegen einer Resteverwertung unseres Risottoweins beim Mittagessen buche ich uns ein 2er Kayak und wir beschliessen, die Calanques erstmal vom Wasser aus zu bestaunen.

Es gibt in Cassis 2 Kayak Vermietstationen, über die man online vorreservieren kann:

Um bis zur Calanques d'en Vau zu gelangen empfehlen sie eine Mietdauer von 3-4h. Wir haben uns für 3h entschieden (50€ für 2 Personen) und waren tatsächlich bereits nach 2h zurück. Allerdings haben wir ziemlich durchgepaddelt, da das Meer sehr unruhig war und sind direkt zur Calanques d'en Vau für einen kurzen Bade- & Picknickstopp. Denn um 16 Uhr, so war ja klar, ist der Strand mehr als überfüllt und auch das Meer teilen sich zahlreiche Kajaks mit kleineren Motorbooten und grossen Sightseeing-Booten.

Unser Fazit zum Kajakausflug: Ich finde es lohnt sich, die Calanques vom Wasser aus zu sehen. Allerdings ist der Weg strenger als erwartet. Vielleicht lag es aber auch am starken Wellengang. Zu einem Kajak-Päärli werden wir aber wohl nicht :).

Cassis selbst ist wunderschön. Umrahmt von imposanten Felsen vor denen sich Rebberge aneinanderreihen, befindet sich der Stadtkern tiefergelegen vor dem Hafen und dem Strand. Bei einem Besuch hierhin muss man sich unbedingt auf eine Touristenüberfüllte Stadt einstellen. Der Kies am Strand ist kaum noch sichtbar, so viele Menschen tummeln sich hier. Viele schönere Hotels und Ferienresidenzen locken hier vor allem die Franzosen zum Urlaub.

Am Folgetag klingelt der Wecker bereits um 6:30. Kurz nach 7 Uhr sind unsere Wanderschuhe geschnürt und wir machen uns auf, die Calanques zu Fuss zu erkunden. Ein kurzer Abstecher in die Boulangerie Paul stärkt uns mit frischen Pain au Chocolat auf dem 40-minütigen Weg zum Eingang des Nationalparks. Der Park ist ein offenes Naturschutzgebiet und es gibt kein Eingangshäuschen mit Öffnungszeiten oder Eintrittspreisen. Ich nerve Philipp jetzt schon mit meinen Wiederholungen, dass es doch gut gewesen ist, so früh los zu laufen :P. Nicht nur um möglichst im Schatten zu wandern, bei unserem Rückweg wird sich der frühe Aufbruch erst richtig bestätigen, denn zwischen 9 und 10 Uhr kommen uns schon scharenweise Leute entgegen. Doch zurück zur Wanderung. Diese startet erstmal auf angenehmen unbefestigten Weg. Bald erreichen wir die erste Bucht Port-Miou, in welcher sich ein Bootshafen befindet und nicht gebadet werden darf.


Wir haben uns für die blaue Panoramaroute entschieden und folgen der Küste auf zuerst unbefestigter gerader Strasse, die bald in eine leichte Steigung übergeht. Die Wege sind super eingezeichnet und man findet sich leicht zurecht. Während wir der Küste der zweiten Bucht, der Calanque de Port Pin folgen, steigt die Sonne immer höher auf und das Dunkelblau des Meeres beginnt langsam im Sonnenlicht zu glitzern. Die Morgenstimmung ist wunderschön, wir aber jetzt schon völlig durchgeschwitzt bei der bereits drückenden Hitze.

Der Weg wechselt sich etwas fies in Neigung und Steigung ab und versöhnt hin und wieder mit geraden Passagen. Nach etwa 40min erreichen wir sie, die Calanque d’en Vau! Zwar ist der Panoramapunkt nirgends ausgeschildert aber wir suchen unsere eigenen Plätzchen um den atemberaubenden Tiefblick zu geniessen. Die Sonne steht kurz nach 9 Uhr ideal um die Farbenpracht der Bucht zu präsentieren. Im Gegensatz zum gestrigen Kajakausflug sind noch nicht so viele Leute am Strand aber doch auch schon ein paar wenige Kajaks unterwegs. Der Abstieg zum Strand hinunter soll der schwierigste Teil der Wanderung sein, da er sehr steil ist und die Steine teils extrem rutschig. Uns genügt der Blick von oben und wir folgen der blauen Route zurück Richtung Calanque de Port Pin bis zum Startpunkt und von da in der mittlerweile brütenden Hitze komplett erschöpft zurück zum Campingplatz.


Wichtig zu wissen für die Wanderung zu den Calanques de Cassis:

  • Es gibt Parkplätze vor dem Nationalpark, jedoch mit einer Höhenbegrenzung von 1.90m und wir wurden von Einbrüchen gewarnt, insbesondere bei Campingfahrzeugen! Wir würden also dringendst zum Campingplatz raten und den Bus dort sicher stehen lassen.

  • Um den Weg zum Startpunkt zu sparen gibt es auch einen Bus (Busstation direkt vor dem Campingplatz) für ca. 1.30€ pro Weg.

  • Jeweils am Vorabend ist online einsehbar, ob der Nationalpark betretbar ist. Dies sollte man unbedingt checken.

  • Weitere Informationen hier verfügbar.

  • Unbedingt früh (zwischen 6-7 Uhr) loswandern, es lohnt sich um die Calanques geniessen zu können.

  • Im Nationalpark gilt Drohnen-Flugverbot.

* Der einzige Campingplatz in Cassis. Bei unserer Ankunft gegen 14 Uhr hatten sie ein Schild draussen, dass keine Plätze mehr frei waren - dies wohl vergessen wegzunehmen, denn wir erhielten problemlos einen Platz. Also einfach fragen oder vielleicht sogar vorab reservieren, da es wirklich der einzige Camping in Cassis ist und Alternativen schwierig oder weit ausserhalb zu finden sind.

Campingmenu:

Selbstgemachter Nudelsalat.

Abstecher in die Camargue

Unser letzter Stopp in Frankreich. Es dürstet uns nach Spanien, einer neuen Mentalität und wir beschliessen 3 Tage früher als vorgehabt weiterzureisen. Um die Fahrt aufzuteilen machen wir einen letzten Schwenk weg von der Autobahn und düsen gestärkt nach der anstrengenden Wanderung ins Gebiet der Camargue. Die Schwemmlandebene ist bekannt für eine grosse Artenvielfalt an Vögeln, die zum Rasten und Brüten hierhin fliegen. In dem Sumpf- und Feuchtgebiet befinden sich zudem die Camargue Pferde, die das Landschaftsbild mit ihrem weissen Fell veredeln. Wir möchten hier vor allem eins: Flamingos sehen! Und die finden wir im Ornithological Park of Pont de Gau.

Was eigentlich klar war, wir aber unterschätzt haben: hier im Rhonendelta, das durchzogen ist von Bächen und Flüssen wimmelt es von Mücken! Zum Glück hat Philipp noch seinen Extreme Mückenspray aus dem Amazonas dabei, doch gemütlich ist es nicht, obwohl wir heute auf einer riesigen Wiese einer Farm übernachten. Fluchtartig verlassen wir den Platz am nächsten Morgen, stocken unser Campingequipment mit einem Fliegennetz aus und düsen los an die Grenze Spaniens.


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