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Sardinien · Eine Woche Vanlife entlang der Ostküste


Spontan verreisen. Eine Woche geht es für mich nach Sardinien und damit gleichzeitig auf meinen ersten Solo-Roadtrip ins Ausland. Doch die Reise wird anders als gedacht, aber viel besser als erwartet. Sardinien, soviel kann ich vorweg nehmen, ist ein absoluter Roadtrip Traum. Die traumhaften Strände gaben mir das Gefühl, mit meinem Büsli in der Karibik gestrandet zu sein. Ein Insel-Roadtrip im April 2023.


Anreise auf die Insel

Nervös breche ich frühmorgens auf in Richtung Livorno. Die Staumeldungen stehen für mich und kündigen eine reibungslose Fahrt für die knapp 7 Stunden von Bern bis nach Livorno an. Mein Beifahrersitz ist ungewohnt leer. Dafür fährt eine ordentliche Portion Nervosität mit. Es ist mein erster Roadtrip allein ins Ausland und ich bin ordentlich nervös, ob ich die lange Fahrt gut durchhalten werde. Doch auf jeder Reise ist es dasselbe. Diese Nervosität gepaart mit Aufregung. Aber über den leicht mulmigen Gefühlen steht vor allem eine Emotion: Vorfreude! Pure Vorfreude auf die Insel und viel Sonnenschein im durchzogenen April. Und vor allem das Bewusstsein, dass der Mut zu genau solchen Solo-Trips im mit ganz viel Stolz und wunderbaren Momentan belohnt wird. Niemand der sich meinen schrägen Gesang während der Autofahrt antun muss. Mein Büsli und ich on the road. Und plötzlich sind wir in Italien. In Marina di Pisa herrscht reges Treiben an diesem Ostersonntag. Ein köstlicher Cappuccino, mehr Schokopulver als Kaffee. An der Marina einige aufgewärmte Felsen, die beim draufliegen die Verspannungen von der langen Autofahrt lösen. Ich bin ready für die Insel und rolle schon bald auf die Nachtfähre in Richtung Olbia.


Sardiniens rauher Westen

„Das beste am Alleinreisen ist genau das: Du kommst an, lässt den Motor an und entscheidest alleine, wohin es dich heute zieht.“ Mein Vanlife-Kumpel Ramon ist parallel mit seinem gelben VW T2 Bus „Mellow“ in Portugal unterwegs. Alleine, so wie er praktisch immer auf Roadtrips geht. Seine Aussage fasst den Start in meinen Solo-Roadtrip perfekt zusammen. Geplant und organisiert wie ich bin, habe ich vorab einige Orte herausgesucht, die ich gerne anfahren möchte. Ein kleiner Schisshase, wie ich trotz meiner vielen Reisen halt doch nach wie vor auch bin, habe ich selbst die Campingplätze vorab geprüft, da in der Vorsaison jetzt im April erst wenige Plätze geöffnet sind. Trotz Planung behalte ich mir eine gewisse Spontanität vor. Nach der erholsamen Nacht dank spontanem Kabinen-Upgrade, schreit mein Bauchgefühl förmlich danach, weiterzufahren. Anstatt also auf direktem weg in den Süden zu fahren, entscheide ich mich um und düse erstmals an die Westküste. Das gewinnende Argument für diese Entscheidung: Ich möchte meinen ersten Tag auf der Insel mit einem Sonnenuntergang abschliessen. Und die gibt es nunmal an der Westküste.

Schnell beginnt der absolute Fahrspass. Kleiner Passstrassen führen durch die blühende Landschaft Sardiniens und eröffnen wunderbare Ausblicke auf die Weiten bis zur Küste. Die Costa Paradiso lockt mich mit ihrem Namen. Rote Felsen ragen aus dem kristallklaren Wasser empor. Eine kleine Wanderung führt entlang dieser traumhaften Landschaft zur Bucht Li Costi. Ein älterer Mann hat den Strand komplett für sich. Wie er geniesse ich das Alleinreisen während nur das Rauschen des Meeres zu hören ist. Hinter der Bucht offenbart sich eine Landschaft, die mich noch weiter in die Ferne schweifen lässt. Nach Westaustralien, zurück zu meiner Weltreise, die so unglaublich prägend war für den weiteren Verlauf meines Lebens. Ich bin noch nicht mal einen vollen Tag auf der Insel aber fühle schon jetzt, wie sehr ich diese Reise gebraucht habe. Wegzufahren und draussen zu sein bringt für mich so viel Klarheit in Zeiten innerer Unruhe und öffnet einfach wieder den Blick auf die Welt.

Solo-Reisende sprechen immer vom Bauchgefühl. Wer auf sein Bauchgefühl hört, dem passiert schon nichts. Eine Aussage, die so ungreifbar ist, die man aber versteht, wenn man selbst einfach losfährt. So hat es mich in der Früh spontan an die Westküste verschlagen. Beim Check-In auf dem Campingplatz Area Camper Maragnani scheint sich mein eigenes Bauchgefühl zu bewähren. Es ist Ostermontag und der Platz ist wortwörtlich pumpenvoll. Ich solle über den Platz laufen und schauen, wo noch was frei ist. Bis ganz nach vorne reiht sich ein Camper an den anderen. Doch dann traue ich meinen Augen kaum. zuvorderst, wo die Erhöhung in einer Klippe endet und einen traumhaften Ausblick auf das Meer bietet, ist noch ein Platz frei! Ich kann mein Glück kaum fassen und ergattere tatsächlich einen der beliebtesten Stellplätze. Meinem Sonnenuntergangswunsch steht damit nichts mehr im Wege! Und soviel sei vorweggenommen: Dies ist die schönste Schlafplatz-Aussicht während meines gesamten Roadtrips. Da lässt es sich auch mal über fehlende Sanitäranlagen hinwegschauen.


Oke nun bin ich also hier. Habe schon eine kleine Wanderung unternommen, gefühlt landschaftlich viel von der Insel gesehen. Gekocht, am Strand in meinem Buch geblättert und mein Bialetti aufgesetzt. Es ist erst 15 Uhr. Auch so eine Besonderheit am Alleinreisen. Die Zeit wirkt länger, so empfinde ich es zumindest. Zu zweit wird viel mehr gesprochen, diskutiert, in Erwägung gezogen… Nun reicht ein kurzer Blick auf die Uhr und ich beschliesse, noch einen Abstecher in die Hügelstadt Castelsardo zu machen.

Auch diese Entscheidung scheint die richtige gewesen zu sein. Sorgen um die Parkplatzsuche an einem Ostermontag waren umsonst, denn sofort finde ich den perfekten Platz an den Füssen der bunten Stadt. Ich spaziere die Treppen empor. lasse mich mit den Massen durch die belebten Gassen treiben, bis ein wunderbarer Gesang schliesslich zu einem Openair Konzert inmitten der Burgmauern führen. Ein zufriedenes Grinsen ist schon jetzt mein Dauerbegleiter.

Der Sonnenuntergang wird noch viel schöner, als ich ihn mir erträumt habe. Und so falle ich früh in einen tiefen Schlaf. Die kalten Nächte des Aprils zwingen einen früh in die gemütlichen 4 Wände auf Rädern, die man erst wieder verlassen möchte, wenn die Morgensonne das Blech aufheizt. Morgen, da wartet eine Überraschung auf mich…


Der kürzeste Solo-Roadtrip der Geschichte

Ich sitze im Camping-Café auf einen Schwatz mit dem Platzbesitzer Stefano. Während ich mit einer Hand seine 18-jährige Hündin streichle und mit der anderen Hand von meinem Brioche abbeisse, verbindet sich mein Handy mit dem W-Lan und die Nachrichten trudeln ein. Ganz zuoberst steht Viki: „Beb, I’m done here. Wo bist du gerade und wo bist du morgen?“ Mein Kopf schaltet sofort und ich schütte beinahe den Kaffee über das weiche Fell des Wolfshundes. Meine beste Freundin hat sich aus ihrem leider ungesundem Arbeitsplatz befreit und ist auf dem Weg zu mir! Und wieder scheint alles perfekt aufzugehen. Ich wollte heute zurück an die Ostküste fahren und nun landet sie kurz nach dem Mittag am Flughafen in Olbia. Ideal vom Timing und ideal von der Route her.

Hibbelig drücke ich aufs Gaspedal. Die kurze Solo-Roadtrip Erfahrung war wirklich kostbar. Doch ich bleibe dabei: Eine Reise zu teilen ist immernoch am schönsten.

Es gibt einiges zu erzählen. Wie das halt so ist, wenn man sich unter besten Freundinnen nur 2 Tage nicht gesehen hat ;). Zu zweit bringt man die Flasche Prosecco leer und bei der traumhaften Bucht vor dem Camping Calacavallo schmeckt der Aperol Spritz gleich nochmals besser.


Everyday is beachday

Unweit von unserem Campingplatz entfernt finden wir zwei der wohl schönsten Strände Sardiniens. Direkt neben dem Brandinchi Beach, der mit seinem weissen Sand, dem türkisen Wasser und dem im Hintergrund emporragenden Fels der Isola Tavolara zum Traummotiv wird, liegt der Spiaggia di Lu Impostu. Sich hier den ersten zarten Sonnenbrand einzufangen, ist der perfekte Start in unseren Urlaub.

Leicht sonnenverstrahlt fahren wir noch einige Kilometer weiter. Unser Ziel ist Cala Gonone. Von mehreren Leuten wurde mir der Ort, der Ausgangspunkt für Wander und Bootausflüge zu wunderschönen Buchten ist, empfohlen. Womit wir nicht gerechnet haben, ist die Strecke, kurz vor der kleinen Ortschaft. Ein mächtiger Hang, für grosse Camper und Fahrzeuge mit Anhänger nicht passierbar, führt über das Gebirge, das den Küstenabschnitt vom Landesinnern abtrennt. Über wenige enge Kurven, die mit einem T5 problemlos zu bewältigen sind, tuckern wir runter zur Ortschaft, wo sich nur ein Campingplatz befindet. Vom Camping Cala Gonone aus lässt sich die Ortschaft super zu Fuss erkunden. Auf dem Weg zu unserem Sangria am Hafen wird noch schnell die Bootstour für den nächsten Tag gebucht.


Boottrip zu den schönsten Buchten

Ich muss zugeben, zwar geniesst man im April klar den Vorteil, dass die Strände nicht überlaufen sind, doch der grosse Nachteil: Das Klima. Eigentlich ja offensichtlich. Zum Baden ist das Wasser mit nur 15°C gefühlt eisig. Wir haben gerade am Anfang des Monats zwar unglaubliches Glück und geniessen täglichen Sonnenschein. Doch heute ziehen graue Wolken über die Bergmassive der Ostküste und verstärken den Fahrtwind des Bootes mit kühlen Bisen.

Und doch, ist der Ausflug für mich eins der Highlight dieser Reise. Wir sind nur zu fünft mit unserem Guide und einem deutschen Paar auf dem kleinen Motorboot. Unsere Gruppe erkundet eine Felshöhle nach der anderen. Dank dem kleinen Boot können wir in die meisten davon sogar hineinfahren und die Höhlen von innen bestaunen. Doch das eigentliche Highlight sind die menschenleeren Strände. Der bekannteste davon ist Cala Luna, den man auch zu Fuss erreichen kann und der besonders bekannt ist wegen seiner höhlenübersäten Klippen. Bei jedem Strand scheint das Wetter mit uns zu sein und die Sonne zeigt sich wenigstens kurz. Mein Favorit ist der Cala Mariolu. Mit den zwei Buchten und den grossen Felsen im Wasser für mich der absolut schönste Strand ganz Sardiniens.


Der Sonne hinterer, ab in den Süden

Schweren Herzens verlassen wir Cala Gonone nach nur zwei Nächten. Der Ort hat uns sehr gut gefallen und hier könnte man definitiv länger bleiben und noch einige Ausflüge in den Wanderschuhen unternehmen. Doch der Wetterbericht kündigt Regen an und die Sonne scheint weiter im Süden zu scheinen. Also auf zum Capo Ferrato an der Costa Rei.

Und wie wir die Sonne finden! Gleich drei Nächte bleiben wir auf diesem wunderbaren Campingplatz, der direkt an den langen Sandstrand angrenzt. Dieser Küstenabschnitt ist ein wahres Paradies zum Baden. Je nach Wellengang lässt es sich sogar Surfen. Bei uns ist es jedoch so ruhig, dass wir direkt das SUP auspacken.

Ein Ausflug, der sich nicht wegen dem eigentlichen Ziel gelohnt hat, ist unsere Fahrt nach Cagliari. Wir merken schnell, die Hauptstadt ist uns zu riesig und wir möchten uns nicht vom Meer wegbewegen. Zwischen Stadt und Strand liegen jedoch Lagunen, in denen sich scharenweise Flamingos tummeln.

Doch so richtig lohnenswert ist der kleine Zipfelabschnitt bei Villasimarius. Der Ort selbst ist unglaublich niedlich mit kleinen Restaurants und Cafés. Die Küstenstrasse hier entlang genau so, wie man sie sich von einem Inselroadtrip erhofft. Mit zahlreichen Buchten, von denen wir bei einer für einen Spaziergang Halt machen.


Beim Capo Carbonara führt eine Wanderung bis ganz zum Kap. In nur 15 Minuten erreicht man über die kurze Route den Torre di Porto Giunco, einen Turm, der schon beinahe in sich zusammenbricht. In der farbenprächtigen Frühlingsblüte und den angenehmen Temperaturen lohnt sich das Wandern auf Sardinien selbst für kurze Ausflüge.

Sieben volle Tage habe ich auf der Insel verbracht. Ein eher kurzer Trip im Verhältnis zu der kilometerreichen Anreise. Doch als spontane Reise war es für mich die perfekte Wahl für einen Inselroadtrip. Ob man nun den Traumstränden nachgeht und die schönste Bucht der Insel sucht oder sich in der gebirgigen Landschaft auf Wanderschaft begibt oder einen Cappuccino nach dem anderen in den italienischen Dörfern sippt, Sardinien hat für jeden was dabei. Für mich ist die Insel tatsächlich wieder einmal weniger ein abgehakter Punkt auf der Bucketlist und vielmehr ein Ort, der mir so gut gefallen hat, dass ich zurückkehren möchte.


Tipps zu einem Roadtrip auf Sardinien

  • Aus Kostengründen bin ich bei Livorno auf die Fähre. Falls dies keine Rolle spielt würde ich eher Genua empfehlen, da dies doch rund 2 Fahrstunden pro Weg einspart.

  • Falls die Fähren ab Cagliari fahren, könnte man sich so die Hochfahrt zurüch nach Olbia sparen. Sehr nötig ist es jedoch nicht, da die Landschaften so schön sind, dass sich selbst diese Heimfahrt lohnt.

  • Ich würde jedem empfehlen, die Nachtfähre zu nehmen und eine Kabine vorab zu buchen. Auf der Fähre selbst zahlt man schnell den dreifachen Preis für ein Upgrade zur Schlafkabine.

  • Der April war schon stark in der Nebensaison. Viele Lokale und Campingplätze öffnen erst ab Mai. Auch die Klimatabelle scheint im Mai einen grossen Sprung zu machen. Als Reisemonate empfehle ich deshalb Mai oder September. Auf keinen Fall die Hochsaison.

  • Die Fahrstecken sollten nicht unterschätzt werden. Am besten auf die Naviangabe nochmals 30min dazurechnen. Die Inselgrösse ist nicht zu unterschätzen und es gibt praktisch nur einen Highway von Olbia nach Cagliari durch die Insel hindurch. Der Rest sind Überlandstrassen, teilweise auch bäuerliche Holperpisten.

  • Den Campingplatz Capo Ferrato unbedingt vorreservieren. Er war selbst anfangs April schon praktisch ausgebucht.

  • Ja, die Nächte im April sind kalt, auch wenn die Tage gefühlt 20-25°C messen ;)

  • Olbia hat uns mit einer sehr schönen Innenstadt überrascht und wir würden sogar empfehlen, hier einen Tag zu verbringen.

  • Ich habe 2 Tage für An-&Abreise und 7 volle Tage auf der Insel als Reisedauer berechnet. 10-14 Tage würde ich weiterempfehlen, um wenn möglich noch mehr von der Westküste sehen zu können und die Insel einmal zu umrunden.


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