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St. Gallen · 5-Seen Wanderung Pizol

Sie gilt als eine der schönsten Panorama-Bergwanderungen der Schweiz: Die 5-Seen Wanderung Pizol. Ihr Anstrengungsgrad wird auf mittel eingestuft. Der beinahe Rundweg führt auf 11.4km in ca. 4.5h über 553 Höhenmeter hoch und 911 Höhenmeter runter. Genügend Zeit sollte jedoch eingeplant werden, da die traumhaften Seen für längere Bewunderungspausen einladen!


Von Bad Ragaz aus erreicht man die Talstation Wangs Pizolbahnen bequem mit dem Bus. 2 Gondeln und 1 Sessellift führen hoch über die Berggrenze.


Wir nehmen die zweite Fahrt morgens gegen 9 Uhr bei strahlendem Sonnenschein. Der Wetterbericht kündigt Regenfälle gegen den späteren Nachmittag an. Diesen werden wir somit sicher entkommen, so denken wir zu Beginn der Wanderung und möchten den lang ersehnten Ausflug, zu dem mich ein Foto der kitschig blauen Seen in einem Instagram Post gelockt hat, heute endlich umsetzen.


Die Route beherbergt fünf kristallklare Bergseen, die sich im UNESCO Weltnaturerbe Sardona befinden. Ein Geheimtipp ist der Ausflug sicher nicht, so sind wir trotzdem überrascht, dass sich nebst uns zahlreiche weitere Wanderer heute der Wanderung annehmen. Etwas beruhigend stimmt uns dies jedoch, hinsichtlich der schlechten Wettervorhersage für den Nachmittag.

Ab der Pizolhütte führt die Route mit einem kleinen Abstecher zum ersten See: Der Wangser See. Ein gemütlicher Umweg von 20min um etwas warm zu werden. Die spektakulären Bergsee, so sind wir uns sicher, kommen jedoch erst noch.

Im nächsten Abschnitt werden in etwa 1 Stunde gleich die Hälfte der Höhenmeter der gesamten Wanderung zurückgelegt. Obschon wir anfangs Juli haben und die Wanderung gut in T-Shirt und Trägertop machen können, führen teilweise schneebedeckte Abschnitte den Wanderweg entlang. Der sich schlängelnde Aufstieg bringt einem auf diesen Höhenmetern ziemlich zum schnaufen. Oben angekommen schmunzeln wir über ein Schild, das auf gutes Schuhwerk hinweist. Die pure Ironie, dass ich selbst durch einen Instapost auf die Wanderung aufmerksam geworden bin, doch genau wegen der dadurch steigenden Popularität und sich überschätzenden ungeübten Wanderern Schilder wie diese nötig zu werden scheinen.

Das erste Highlight der Wanderung rechtfertigt die Beliebtheit jedoch sofort! Unter uns erstreckt sich der Wildsee in seiner noch ziemlich gefrorenen Pracht mit der schroffen Bergkette des Pizols im Hintergrund. Die Schneeflächen um den kitschig blauen See sind teilweise pink gefärbt, was im Kontrast zu den grauen Felsen ein wunderbares Farbspiel hervorruft.

Wir geniessen unser Picknick und warten ab, bis die anderen Wanderer alle weiterziehen, um den See bei einem kurzen Drohnenflug noch aus der Vogelperspektive bestaunen zu können.

Eher holprig wird es im nächsten Streckenabschnitt, wo die geforderte Trittsicherheit die Existenz des zuvor entdeckten Warnschilds rechtfertigt. Schon nach kurzer Zeit biegen wir um die Ecke und vor uns erscheint der Schottensee. Mein Hirn scheint überfordert mit den verschiedenen blauen Farbspektren, denn das Blau dieses Sees ist tatsächlich noch intensiver als das des vorherigen.

So mühsam der Abstieg im steilen Hang auch ist, so zahlt sich der Verlust der hart erarbeiteten Höhenmeter bei der Aussicht wieder aus.

Im weiteren Abschnitt erhaschen wir wunderbare Tiefblicke auf die alpinen Bergketten der Region.

Schliesslich erreichen wir den Schwarzsee, der durch die mittlerweile aufgezogenen Gewitterwolken in ein dunkles Blau gefärbt ist.

Die aufziehenden Wolken verheissen nichts gutes. Leicht nervös setzen wir die Wanderung mit immer schneller werdenden Schritten fort. Eine etwas frustrierende Eigenschaft der Pizol 5-Seen Wanderung ist nämlich der 3-malige Auf- und Abstieg zwischen den verschiedenen Seen, der ziemlich in die Schenkel und Knie geht.


Beim Baschalvasee wird nur flüchtig ein Foto geknipst und die Regenmontur ausgepackt. denn schon fallen die ersten Regentropfen auf uns.

Der nachfolgende Abschnitt erschreckt uns mit mehreren Schneeabschnitten, die wir mit zitternden Beinen und in der Hoffnung, nicht einzustürzen, überqueren. Nicht mal die vorgelaufenen Fussabdrücke im kalten Weiss oder die zahlreiche Wanderer vor und hinter uns wirken beruhigend. Als dann die ersten Hagelkörner fallen, machen wir uns eher um die weiteren Wanderer Sorgen, die noch grössere Teile der Strecke vor sich haben.


An einem erneut hohen Punkt der Wanderung beobachten wir, wie ein Helikopter ein Filmteam beinahe notfallmässig abholt, während wir selbst nur noch fassungslos auf die grossen Hagelkörner blicken können, die den Boden vor uns innert kürzester Zeit zu Matsch werden lassen. Wie gerne wären wir gleich mitgeflogen, denn eine kurze Besprechung, wie weit wir denn schon sind, macht uns mit Schrecken bewusst: Vor uns liegen immernoch 2 Stunden Weg!


Vorsichtig doch so schnell wie möglich setzen wir unseren Weg fort - was bleibt uns auch anderes übrig? Schliesslich donnert es zum ersten Mal lautstark über uns. Schockiert wird uns bewusst, dass um uns herum kein einziger Baum ist - logisch, die Wanderung befindet sich ja oberhalb der Baumgrenze! Erst zählen wir die Sekunden zwischen dem Donnern - oder war es zwischen Donnern und Blitzen? Ich weiss nur noch, dass uns die Abstände dazwischen viel zu kurz vorkamen und wir uns schnellstmöglich unter einen Felsvorsprung geflüchtet haben.

Kaum zu glauben, dass wir die Wanderung noch kurzärmlig begonnen haben und nun vor Nässe triefend hier sitzen.

Hier warten wir ab, bis sich das Gewitter etwas verzogen haben und wandern schliesslich schnellstmöglich im strömenden Regen zur Gaffia Station.


Was für eine Erleichterung es ist, als die Station endlich vor uns sichtbar wird. Glücklicherweise fahren Sessellift und Gondel trotz des Unwetters, weswegen wir die Busstation im Tal einigermassen unbeschadet erreichen. In Bad Ragaz haben wir aufgrund einer vorabendlichen Übernachtung in Zürich glücklicherweise Ersatzkleidung deponiert und wechseln auf der Bahnhofstoilette erleichtert in diese.


Nach dieser Grenzerfahrung ist eine ganze Tafel Schokolade für die noch mehrstündig anstehende Heimfahrt nötig. Meine zweite völlig verregnete Wanderung in diesem Jahr, sie wird mir definitiv in Erinnerung bleiben!


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