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Vanlife 1.0 · Ein Traum wird wahr

Wie alles begann...

Noch nicht mal den Führerschein in der Tasche, habe ich mir mit 20 Jahren mein erstes eigenes Auto gekauft: Einen Fiat500. Nachdem das "L" endlich weggepackt werden durfte, war ich kaum mehr vom Fahrersitz zu bringen. Also so richtig! Wir haben Picknicks gemacht und die in der Garage im Auto gegessen, wenns beim Zelten geregnet hat sind wir unters Panoramadächchen in den Cinquecento geflüchtet oder haben mit Malibu-Cola im Kofferraum angestossen.

Von Anfang an habe ich mich ins Autofahren verliebt und habe von da an alle möglichen Orte auf 4 Rädern besucht. Mit 175km/h auf der Deutschen Autobahn nach München, ein Mini-Roadtrip nach Norditalien und sogar mal mit einer Spontanübernachtung weit hinten im Verzascatal im Kofferraum der kleinen Knutschkugel, haben mich auf den Geschmack von Roadtrips gebracht.

Als meine Cousine Ramona und ich im 2016 dann für 3 Wochen den Westen der USA mit dem Mietauto erkundet haben, begann der Wunsch in mir zu wachsen und ich beschloss, mein nächstes Auto wird ein "Büsli"!


Der perfekte Mix aus der Einfachheit und doch einem gewissen Komfort. Die Mobilität, überall hinfahren zu können und die Freiheit, spontan anzuhalten und dort zu bleiben, wo es einem gefällt. So stellte ich mir meine zukünftigen Reisen in Europa vor. Ich liebe es, dass man am Morgen aufwacht und als erstes an die frische Luft geht. Die Gemütlichkeit in den kleinen 4 Wänden auf Rädern zu haben, aber doch auch wieder den Luxus von gewohnten Alltagsgegenständen zu Hause schätzen zu lernen.


Erste Probereisen

Während wir in den USA zwar per Mietauto unterwegs waren, jedoch in Motels übernachteten, fuhren wir in Australien mit einem Camper herum. Das Wohnmobil war sehr komfortabel und besass alles, was man so braucht. Seine Höhe erlaubte es sogar, im Van zu stehen und zu kochen. Für Europa jedoch, wo die Strassen wesentlich enger sind als im Inselstaat Australien, stellte ich mir ein kleineres Modell vor.

Schliesslich folgte die Reise nach Kroatien in einem kleinen Modell von Dacia, welches wir über Camperking in Gebenstorf gemietet hatten. Bei diesem Ausbau handelte es sich um eine fixfertige Campingbox, hinten mit ausfahrbarer Küche und vorne mit klappbarem Bett. Ein gut überlegtes System, bei dem mir aber der Gemütlichkeitsfaktor fehlte. Auf dieser Reise konnte ich einige Ideen für meinen Wunschausbau sammeln.

Vanlife in Frankreich: Matratze ins Auto und Wurfzelt aufschmeissen - auch so lässt's sich reisen.

Der Van

Ich glaube ganz fest daran, dass man im Leben das zurück bekommt, was man auch aussendet. Und manchmal fügen sich gewisse Dinge auch einfach. Seit sich die Idee in meinem Kopf festgesetzt hat, habe ich das natürlich bei jeder Gelegenheit in meinem Umfeld erwähnt. Und siehe da: Mein Vater, der selbst sehr begeisterter Autofahrer ist und einen grossen Freundeskreis mit Autohändlern hat, kam eines Tages mit Fotos auf dem Handy zu mir und präsentierte mir seinen neuen VW T5, den er von einem Kollegen zu sehr attraktivem Preis abkaufen konnte. Ein Diesler mit 2012er Jahrgang, handgeschaltet und mittlerweile mit 130'000km. Innen bereits leer, lediglich mit Spezialvorrichtung, die mein Vater für den Transport von seinem Motorrad benutzt. Denn das ist die Idee: Während ich noch studiere, nutzt er das Büsli für den Transport seines Motorrads und nach dem Studium kaufe ich ihm das Auto ab und nehme den Umbau vor.

So war es zumindest geplant. Doch während der Hype um #vanlife zunahm und die Coronakrise einen richtigen Boom an Campingreisen auslöste, entschieden wir uns dafür, den Ausbau schon in Studiumshalbzeit vorzunehmen.


Der Ausbau

Bedürfnisse und Vorstellung

Schliesslich ging es an die Planung des Ausbaus. Der Hauptfaktor bei meinem Ausbau sollte sein, dass er modular ist, sprich, immer wieder herausgenommen werden kann. Dadurch kann man den T5 nicht nur als Campingbüsli nutzen, sondern auch weiterhin für den Töfftransport. Zudem gibt es so weniger Schwierigkeiten bei der Prüfung, denn die Selbstausbaubedingungen in der Schweiz sind enorm komplex und ohne Strom und Wasser hängt man schnell fest zwischen "Zwar kein Wohnmobil, aber auch kein gewöhnlicher Transporter".

Einfach, leicht und günstig sollte es sein. Weder mit inwändiger Küche, noch mit Toilette oder Dusche. Denn für mich gehört dieser Luxusverzicht zum Campen dazu. Ich möchte möglichst viel Zeit draussen verbringen, unter freiem Himmel (oder zumindest unter Kofferraumdeckel :P ) kochen und in Campingstühlen essen. Reisen im Campingstil mache ich sowieso nur im Sommer, also einfach auf gutes Wetter setzen :P. Das Bett soll den meisten Teil einnehmen und darunter bringt Stauraum Ordnung.


Inspiration & Recherche

Die Ausbaumöglichkeiten scheinen beinahe unbegrenzt. Am meisten überzeugte mich ein Ausbau im Stil von Sophie & Andes von @silvervanproject. Bei ihrem T5 kann man sogar im Innenbereich sitzen und seitlich befindet sich ein Regal, welches bis an die Decke geht.

Dagegen sprach jedoch die Bettbreite, die mir zu schmal schien. Hier 2 Fotos, die ich aus ihrem Instagramprofil zur Inspiration stibitzt habe:

Schliesslich begeisterte mich der Ausbau von Brina & Igor von @brina.explores. Auch ihr Modell ist ein T5. Besonders praktisch finde ich hier den Tisch am Heck. Auch sie haben ein Bett, welches sich zum Sitzbereich umbauen lässt, jedoch nutzen sie die gesamte Fahrzeugbreite, was mir sehr zusagt. Auf meinen Reisen habe ich gemerkt, dass mich das Umgebaue von Sitzbereich zu Bett mit der Zeit nervt und ich habe mich entschieden, hauptsächlich ein Bett und Stauraum zu bauen. Evtl. wird das für einen nächsten Umbau eine Optimierung, die Reisen werden's zeigen =)


Ausmessung & Bauplanung

Nachdem meine Vorstellung immer klarer war, ging es an die Ausmessung und exakte Planung des Ausbaus. Die Höhe des Innenausbaus ist durch die Radkästen gegeben. Im Verlauf der Bauplanung verwarf ich den Wunsch einer Hängebefestigung für mein Surfboard, da dies ohne Bohren schnell gefährlich zu einem Katapult mutieren kann. Der obere Teil der Trennwand zur Fahrerkabine liess sich herausmontieren, wodurch mehr Licht in den Schlafbereich gelangt. Ebenfalls problemlos demontieren lässt sich die Vorrichtung für das Motorrad. Die vorhandenen Haken im Boden wollte ich zur Befestigung der einzelnen Elemente nutzen. Im Verlauf des Ausbaus stellte sich jedoch heraus, dass alles so satt sitzt, dass sich die Bodenbefestigung erübrigte.

Abgesehen von diesen kleinen Vorbereitungen, kommen wir nun zum eigentlichen Teil: Dem Ausbau selbst!


Bei meinem Ausbau handelt es sich um eine Konstruktion aus 3 Elementen.

(Die Masse sind nur noch ca. Angaben)

  1. Element: Küche, Esstisch, Bettfuss

  2. Element: Bettende, Kleiderschrank

  3. Stauraum und Kühlschrank

Element 1 ist zur Hecköffnung hin offen und dient quasi als Küche mit 3 Stauräumen. Die Trennwand hinten bietet mehr Stabilität fürs Bett, sowie eine Abgrenzung zum mittleren Element. Als Deckel dienen Holzleisten, die den Rost fürs Bett ergeben. Zusätzlich kann die Tischplatte in der mittleren Öffnung verstaut und mittels anschraubbarem Tischbein befestigt werden.

Während beim 1. Element noch die gesamte Fahrzeugbreite genutzt wird, beschränkt sich das 2. Element auf die Breite von 1.40m, die durch meine Matratze gegeben ist. Auch hier besteht der Deckel aus Bettrostlatten. Die mittlere Platte ergibt 2 separate Stauräume, die ich als Kleiderschränke sehe und stabilisiert das Bett zusätzlich. Einige verschraubte L-Profile geben zusätzlichen Halt. Damit die Aufbewahrungskisten beim Fahren nicht an die Seitentür rutschen, sollen Spannseile das ganze als Rutschbefestigung halten.

Das 3. Element ergibt sich aus dem Bereich, der noch übrig ist. Meine Matratze misst 1.40 x 2.00m, was zur Fahrerkabine hin noch ca. 40cm übrig lässt.

Bei dieser Konstruktion handelt es sich um eine Art Box ohne Boden. An die beiden Stauräume gelangt man durch abheben der Deckel. Der vorderste Stauraum ist perfekt auf meine Kühlbox abgemessen, an die man durch ein seitliches Törchen gelangt. Dieses haben wir erst später im Ausbau nachgebessert, da wir erst dann festgestellt haben, dass sich die Kühlbox durch die Wölbung der Trennwand nicht von oben verstauen lässt. Ja gewisse Sachen und viele Optimierungen merkt man meist erst wenn man mal angefangen hat. Um das Kabel zum Zigarettenanzünder zu ziehen, befindet sich ein Loch im Deckel dieses Fachs. Unterhalb der Deckel haben wir jeweils noch 2 Leisten angemacht, damit sie schön an ihrer Stelle sitzen und nicht wegrutschen, wenn mal keine Matratze im Van liegt.

Die Grundkonstruktion sieht schliesslich folgendermassen aus:


Details & Verschönerungen

Wer denkt, dass mit der Grundkonstruktion alles getan ist, der wird spätestens in meiner Budgetaufstellung merken, dass sich auch die Kleinigkeiten schnell summieren. Natürlich hängt das sehr von den persönlichen Vorstellungen und dem Mass an Perfektionismus ab :P. Auf einige Aufhübschungen konnte ich gar nicht verzichten und finde, dass sie sich für das Endprodukt sehr gelohnt haben:

  • Gummilippe als Kantenschutz für die halbe Abtrennwand (Hierfür habe ich ein etwas dickeres Kabel gekauft und ausgehölt. Die Klüpperchen haben das Kabel über mehrere Tage der Form angepasst.

  • Schwarze matte Folie zur Überdeckung der Klebereste der Styroporteile. Diese bringt man am besten zu zweit an und drückt die Folie mit einer Kreditkarte langsam an, um Blasen zu vermeiden.

  • Schwarzer Lackstift, um kleine Kratzer zu übermalen.

  • Viele Magnethaken, um Lichterketten, Dekozeug und das Vorhangtuch zu befestigen.

  • Lichterketten und Lampions habe ich einfach batteriebetriebene genommen, da mein Vanausbau keinen Strom hat.

  • Kokosschale mit Makrameschnur für ein Pflänzchen =) -> YouTube Tutorial

  • Ein Spiegel mit Kunstpflanzenkitsch, weil ich mal wieder zu lange auf Pinterest unterwegs war und dieses Dekoelement unbedingt haben wollte. Tipp: Von Anfang an Heissleim verwenden statt Sekundenleim! Zusätzliche angeleimte Magnete halten die Rückseite an der Autowand.

  • Muschelmagnete für Polaroid Erinnerungsfotos.

  • Weltkarte! Muss doch sein auf Reisen, oder =D Ganz einfach mit Sprühkleber an der eh schon befestigten Kunststoffplatte aufgeklebt.

  • Hängetaschen an den Sitzen für mehr Aufbewahrungsmöglichkeiten.

  • 2 Haken und Stoffsäckli um WC-Rollen oder Dinge die schnell griffbereit sein sollen aufzubewahren.

  • Untersetzer für Trinkflasche und Aufbewahrungsböxli am Bettkopf. Mit Klett auf dem 3. Elementdeckel befestigt.


Der Esstisch

Mit der Lösung für den Esstisch bin ich sowas von zufrieden! Die Platte dafür wurde lediglich zugeschnitten, geschliffen und mit Sprühlack versehen. Für den Fuss gibt es simple Systeme, die man einfach an der Unterseite der Platte festschraubt und das Fussrohr lässt sich einfach anmachen. 2 Leisten dienen zum Verstauen an der Decke des mittleren Hohlraums. Gegen das Herausrutschen haben wir 2 Winkelschrauben angeschraubt, in die die Jalousie Kloben des Tischs gehängt werden können. Das Gegenstück dazu liegt auf idealer Sitzhöhe weiter unten.


Hängender Zusatztisch

Instagram sei dank stiess ich auf eine geniale Umsetzungsidee für einen Zusatztisch! Eine hängende Platte für die seitliche Schiebetür. In Stehhöhe dient die Ablage ideal als Kochtisch für den Gaskocher. Als Kratzschutz dienen Filzstücke. Ein zusätzliches Extra: Minischaukel für die Gaskatusche =D.


Kleiderschrank + Kühlschrank

Die Kisten im mittleren Element halten durch einen einfachen Herausrutsch-Schutz: Ein gezopftes Seil (weil hübsch), das durch 2 Winkelschrauben und eine Ringschraube hält.

Ein Traum ist der Kühlschrank direkt nebem dem Bett. Naja fast zumindest ;). Das Törchen hält mittels Magnetscharnier. Im Deckel befindet sich ganz einfach ein Loch, wodurch die Stromzufuhr zum Zigarettenanzünder gewährleistet wird.


Kosten (in Schweizer Franken)

Kommen wir nun noch zu ein paar Facts in Zahlen.

Hier möchte ich anmerken, dass ich bei der Besorgung von Holz und Kleinmaterial von einem hohen Vitamin-B Rabatt profitieren konnte und damit unter dem herkömmlichen Einkaufspreis lag (Mega Merci nochmals an dieser Stelle :) )


Mein Budget für den Komplettausbau (Holzkonstruktion, Deko, Campingausrüstung) setzte ich auf max. 1'000.-. Ich dachte tatsächlich bis zu dieser Auflistung, ich sei drunter. Das zeigt mal wieder, wie sehr sich Dekozeug und auch die Campingausrüstung summieren ^^'. Dabei sei jedoch erwähnt: Einiges wie z.B. die Kissen oder Kisten können natürlich zweckentfremdet und auch im sesshaften Heim gebraucht werden. (Ja so schnell redet man sich seine Ausgaben schön :) ).


Grundkonstruktion: 300.-

Holz (Fichte, Qualität B/C+): 250.-

3-Schichtplatte, 19mm, 500 x 205cm

Zuschnitt nach Mass


Kleinmaterial (Schrauben, Schleifpapier, Tischbein etc.) 50.-


Aufbewahrung: 200.-

Küche

3 Körbe: 30.-

Satinband für Körbe: 4.-

2 Kisten: 20.-

Netzdrahtkorb: 5.-

selbstklebende Haken: 2.-

Gewürzgläser: 10.-


Kleiderschrank

4 Kisten: 80.-

Korb (2er Set): 10.-

2 Haken (Möbelknopf): 8.-

Hängeaufbewahrung: 25.-


Camping-Zubehör: 245.-

Küche

Kühlbox 25l: 90.-

Campingkocher: 95.-

Frischwassertank 10l: 12.-


Strom (Kabel und Campingstecker): 45.-


Dekoration: 160.-

Outdoor-Lampions: 30.-

Kokosschale: 12.-

Spiegel: 17.-

Kunstpflanze für Spiegel: 12.-

Kissenbezüge: 90.-


div. Arbeitsmaterial: 160.-

Sprühkleber: 13.-

(Sprüh-)Klarlack: 12.-

Kunststoffkleber: 5.-

weisse Schnur: 14.-

Edding: 3.-

3 Möbelgriffe: 24.-

28 Magnethaken: 60.-

Schwarze Folie (matt, 90x210cm): 12.-

Kabel (Schutz Abtrennwand): 5.-

Naturseil für Hängetisch: 10.-


Einige Dinge gab es auch als Geschenk oder waren bereits in meinem Besitz. Das kann ich jedem mit einem solchen Traum nur empfehlen. Bereits die frühe Organisation und das Besorgen der Materialien macht unglaublich viel Vorfreude und man kann natürlich Geburtstage und Weihnachten dafür nutzen =)

Alle Kosten aufzulisten ist sehr schwierig, da man auch ständig neue Kleinigkeiten dazukauft (Abwaschbecken, Taschenlampe, Campingstühle etc...). Ich hoffe aber, die Auflistung hat eine ungefähre Vorstellung von meinem Budget-Ausbau gegeben.


Reiseaussichten

Und ja, so plötzlich ist es vorbei. Abgesehen von der Vorplanung und Organisation aller Materialien nach nur etwa 3 effektiven Bau-Arbeitstagen! Doch was heisst hier vorbei! Mein grosser Traum ist wahr geworden und das Projekt hat mir mal wieder bewiesen, dass man irgendwann aufhören muss davon zu reden und "einfach machen" soll! Meist steht man sich mit seinem eigenen Kopf nur selbst im Weg. So richtig wahrhaben kann ich es erst langsam, habe aber immer wieder Euphorie-Anfälle, wenn es mir bewusst wird.

Es wird wohl höchste Zeit für die erste Reise, um den Innenausbau in Aktion zu testen.

Und wegen der Situation mit Wechselnummer & noch-Besitz meines Vaters, wird der erste Trip voraussichtlich im Juni sein. Wohin, das kannst du natürlich wie immer auf meinem Blog mitverfolgen =D. Bis bald, on the road!


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