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Dänemark · Kopenhagen, urban mal anders

Es scheint gefühlt ewig her zu sein, seit meine Schwester und ich auf unserem letzten Städtetrip waren. Rom im 2019... Bei unserem nächsten Trip darf sie die Stadt auswählen. Da sich Denja total für die nördlichen Länder Europas begeistert und sogar Norwegisch im Selbststudium lernt, fällt ihre Wahl auf die Hauptstadt Dänemarks. Nach Norwegen kriegt sie mich Warmblüterin dann doch nicht grad, aber Kopenhagen soll sehr schön sein, habe auch ich gehört ;).


Nach einem gefühlten Katzensprung per Kurzflug landen wir auch schon im Land nördlich von Deutschland. Heute weht ein stürmischer Wind durch die Gassen der Grossstadt und die kühle Luft der Ostsee treibt uns die Tränen in die Augen. Schnell haben wir das Metrosystem durchschaut und ziehen uns in unser Zelt zurück. Da ich diesen Sommer schon genügend kalte Campingnächte erlebt habe, probieren wir eine Art Camping der besonderen Art aus: Urban Camping. Die Bilder des Hostels haben mich nicht mehr losgelassen und der günstige Preis von CHF 25.- p.P./N. inkl. Frühstück mit top Lage im Viertel Nørrebro hat den Buchungsprozess nochmals beschleunigt. Die Zelte sind klein aber sehr sauber und gemütlich. Nur an den Geräuschepegel durch die dünnen Blachen und improvisierten Wände werden wir uns noch gewöhnen müssen, zumal unser Zelt auch direkt neben der Haupttüre liegt. Wir teilen ein 4er Damenzelt mit zwei Mitbewohnerinnen, die wir nie zu Gesicht kriegen, da sie die Nacht zum Tag machen und noch schlafen, wenn wir schon längst wieder auf den Beinen sind. Im unteren Stock liegt ein gemütlicher Aufenthaltsraum inklusive Bar. Hier werden wir noch einige Stunden verbringen.

Den Anreisetag beenden wir entspannt bei einer köstlichen Pizza im Miklagaard um die Ecke und kämpfen erstmal mit dem Umrechnungskurs der Währung. 1 CHF = 6.85 DK.


Malmö & Lund · Tagesausflug nach Schweden

Den Gesichtsausdruck des netten Typen am Empfang werden wir so schnell nicht vergessen, als er uns gefragt hat, was wir in Kopenhagen geplant haben und meine erste Antwort war: Nach Malmö fahren. Denja meint, die Dänen mögen die Schweden nicht so sehr oder zumindest will man ja nicht grad hören, dass man direkt wieder aus dem Land hinausfährt.

Wir fahren trotzdem zuerst nach Schweden rüber, einfach weil's cool klingt =D.

Um nach Malmö zu gelangen, fährt man nämlich über die Öresundbrücke, die längste Brücke der Welt! Auf Bildern sieht man, wie sie in einer künstlich angelegten Insel praktisch im Meer verschwindet. Wir stellen uns die Fahrt über die Brücke, die in so manchem nordländischen Krimi vorkommt, sehr spektakulär vor. Tatsächlich sehen wir nach kurzer Zeit das Meer. Oder besser gesagt FÜR kurze Zeit, denn die Fahrt übers Wasser dauert tatsächlich nur 3 Minuten (ja wir haben auf die Uhr geschaut)! Bei der Hinfahrt waren wir noch verwirrt und hätten beinahe vergessen auszusteigen, weil wir dachten, dass die Überfahrt doch nicht so kurz sein kann.

Schnell spuckt uns der Bahnhof also in einer neuen Stadt und einem neuen Land aus.

Etwas verloren irren wir durch Malmö, als wir schliesslich einen riesigen Park erreichen und vor uns das Meer erblicken. Ostseetypisch weht auch hier ein starker Wind und wir kämpfen uns den Blick frei gegen unsere eigenen Haare und Picknickdecken-Schals.

Hauptsache Strand denke ich mir und obschon dieser klimatechnisch ein völliger Kontrast zu meiner letzten exotischen Reise ist, ist die Meeresluft wieder eine absolute Wohltat.

Der Hunger treibt uns schliesslich zum erstbesten Italiener, den uns Google Maps vorschlägt: Via Napoli. Um die Mittagszeit ist das Restaurant aber schon komplett gefüllt - ein gutes Zeichen für leckeres Essen. So ziehen wir den Kaffee vor und vertreiben die Zeit in der nebenanliegenden Gelateria. Ich weiss nicht was kitschiger ist, die Deko mit den künstlichen Zitrusfrüchten oder die bunt gemusterten Fliesen am Boden. Die überkitschte Sizilianische Deko, kombiniert mit dem fröhlichen jungen Italiener hinterm Tresen, fühlen wir uns gleich wie nach Italien versetzt. Die knurrenden Mägen führen uns schliesslich doch nochmals ins Via Napoli, wo uns die kleine Speisekarte das lange überlegen abnimmt und wir köstliche Spinat Ricotta Cannelloni verspeisen.

Denja schlägt vor, das 15 Fahrminuten entfernte Lund zu besuchen. Anscheinend liest unsere Mutter gerne Krimis und die beiden haben das kleine Städtchen gegoogelt, als ein Krimischauplatz ihres Buches hier spielte. Meine Schwester schwärmt schon von den Bildern der niedlichen Häuser. Sie behält recht! Direkt als wir aus dem Zug steigen fühlen wir uns angekommen in der von Studenten belebten Stadt. Schnell sind wir mitten im Zentrum der Altstadt und lassen uns vorbei an den schönen Bauten treiben. Wir verlieben uns sofort in die Strassen mit den niedlichen Cafés und zahlreichen "Frisör" Salons. Mächtige Burgen ragen dramatisch in die Höhe, eine schöner als die andere und runden das Bild der Altstadt ab.

Die Zeit vergeht wie im Flug und erschöpft von den vielen Eindrücken kehren wir in unser Hostel in Kopenhagen zurück. Die Zelte sind zwar gemütlich, doch um den Abend noch etwas auszuchillen, hockt es sich dann doch gemütlicher im Aufenthaltsbereich. Auch wenn für heute, Freitag, eine Party angesagt ist. Der Raum ist ziemlich gefüllt aber die Stimmung angenehm gut gelaunt und nicht ausgelassen wie die grösste Sause.

Denja und ich sind noch völlig vertieft in die Planung des nächsten Tages, als sich Donnie und Raphael aus Deutschland zu uns setzen. Es geht nicht lange und der Smalltalk wechselt zu spannenden Gesprächen. Mit mir natürlich hauptsächlich über mein Lieblingsthema: Reisen! =D Das Deutsch wird noch von zwei weiteren vernommen und so stossen auch Leni und Konstantin zu uns. Das junge Paar scheint sich gleich richtig zu freuen, Anschluss gefunden zu haben. Oder um es mit Konstantins Worten zu beschreiben: Juhu, jetzt haben wir Freunde gefunden =D!

Und so fühlt es sich auch sofort an! Zu sechst spielen wir Billiard und es wird noch ein richtig schöner Abend. Leni und Konstantin sind ab Hamburg mit dem Fahrrad nach Kopenhagen gefahren. Ca. 800 Kilometer! In (glaube ich) 8 Tagen (?). Und das mit Zeltausrüstung und einigen regenreichen Tagen. Ich bin fasziniert, da ich solche Reisearten immer besonders finde. Noch toller finde ich, wie ehrlich und realistisch die beiden davon erzählen. Ich bin ja etwas allergisch auf gegenseitiges Hochschaukeln der Reiseerlebnisse, aber in dieser Gruppe ist dies gar nicht der Fall und es ist ein unglaublich toller Austausch. Stumm aber einvernehmlich scheinen wir entschieden zu haben, diese Konstellation die nächsten Tage wieder aufzugreifen. Besonders, da wir alle bis Montag bleiben. Schliesslich müssen wir unsere Billiard-Revanche noch gewinnen! :P


Kopenhagen · Sightseeing per Fahrrad

In Malmö kam mir plötzlich meine Freundin Valerie in den Sinn. Ich kenne Sie aus dem Kino-Nebenjob und wir haben auch im Unverpackt-Laden ihrer Schwester zusammengearbeitet. Mir fällt ein, dass sie sich für ein Auslandstudium in Schweden beworben hat. In welcher Stadt fällt mir jedoch nicht mehr ein. Whatsapp hilft aus und gibt sofort Auskunft: Malmö!

Ich glaub's kaum! In der Stadt, die wir gestern erst besucht haben. Als wir das herausfinden, schaufelt sich Valerie sofort einen Tag frei und beschliesst spontan nach Kopenhagen zu fahren. In dem Monat, in dem sie nun schon in Malmö studiert, hat es noch nicht für einen Städtetrip auf die Gegenüberliegende Uferseite gereicht. Umso besser, dann machen wir unsere XXL Sightseeing-Tour per Fahrrad direkt zu dritt.

Von meinem Studienkollegen Michel, der im Corona-Online Semester für ein Auslandssemester nach Kopenhagen geflüchtet ist und hier definitiv mehr Leben durch lockere Massnahmen hatte, habe ich eine riesige Liste an Tipps erhalten. Dank seinem Wissen haben wir uns ein ideales Tagesprogramm zusammengestellt, um möglichst viel von der Stadt zu sehen.

In unserem Hostel können wir für ca. CHF 15.- Fahrräder für einen ganzen Tag ausleihen (6h = 60DK / 24h = 100DK). Wir schwingen uns auf die Sessel und erreichen nach wenigen Minuten unseren ersten Halt: Den Superkilen Park.

Von Michel als "Instagrammable Park" notiert, fällt der Park optisch auch sofort auf. Künstlerische Verzierungen zieren den Boden, der teilweise als Skatepark dient. Kunstwerke in skurillen Formen können als Spielplatz genutzt werden. Zahlreiche Sportmöglichkeiten stehen zur freien Benutzung zur Verfügung, unter anderem sogar ein Boxring unter freiem Himmel! Wir finden das Konzept super, wie die Menschen in einem urbanen Umfeld zur Bewegung und zum Draussensein motiviert werden. Der Park wirkt wie ein Konzept für Städte der Zukunft.

Ohne Schachpartie, da man wohl die eigenen Figuren mitbringen müsste, geht es weiter zum Aussichtsturm Frelsers Kirke. Donnie hat uns empfohlen, hier nicht bei voller Stunde hochzugehn, da die Glocken tinitusprovokant laut sein sollen. Natürlich haben wir darauft nicht mehr geachtet aber die Uhrzeit zum Glück gut erwischt und keinen Hörschaden abgekriegt. Nachdem man die schmalen, knarrenden Holztreppen hinaufgestiegen ist, kommt man in den Aussenbereich, wo sich die Treppe elegant bis zur Turmspitze schlängelt. Um dort einfach aufzuhören. Oben wird sie einfach schmal. Die Aussicht auf die Stadt jedoch ist gewährt und man bekommt erst so ein Gefühl dafür, wie gross Kopenhagen doch ist.

Aus dieser Höhe spotten wir bereits ein Café, zu dem es uns anschliessend zieht.

Wie es immer schnell passiert in solchen Cafés, verplempern wir einige Zeit auf dem niedlichen Bootsrestaurant. Bei Iced Lattes, wahlweise mit Sirup oder veganer Milch, holen wir Gesprächsbedarf der letzten Monate auf, beobachten wie ein Boot unter der Brücke stecken bleibt und sich mit dem Gewicht von 1 weiteren Person (dem Kellner, der daraufhüpft) befreit und helfen bei der Rettung des wegwindenden Dachs.

Die Weiterfahrt führt uns plötzlich ins Stadtzentrum von Kopenhagen. Hier wissen wir, was gemeint war, als man uns erzählte, in Kopenhagen könne man sich einfach treiben lassen. Egal wo wir hinfahren, plötzlich stehen wir vor noch eindrücklicheren Gebäude. Meine Kamera packe ich erst gar nicht mehr ein.

Erst recht nicht, als wir den Fotospot überhaupt erreichen: Den Nyhavn. Mit seinen bunten Häusern und davor geankerten Segelschiffen gibt der Hafen aber auch ein wunderbares Bild ab. Entsprechend tummelt sich hier wohl der grösste Auflauf an Touristen.

Natürlich sind die Preise an einem solchen Hotspot umso höher. Wir beschliessen, etwas ausserhalb der Stadt zu fahren: Reffen Food Trucks.


Was für eine gute Entscheidung! Absolut fancy wurden hier zahlreiche Stände und Container aufgebaut und künstlerisch verziert. Ein Foodtruck reiht sich neben den anderen und lockt mit exotischen Gerichten. Wir können uns kaum entscheiden, doch schliesslich fällt die Wahl bei allen dreien auf Burger mit Pommes. Nebst einer Bierbrauerei findet man hier sogar einen Container in dem Glas geblasen wird und einen mit Secondhand-Kleidern. Reffen ist echt ein urbanes Fundstück und ich empfehle jedem, im Sommer nach Kopenhagen zu reisen, um sich hier den Bauch vollzuschlagen.

Gleich in der Nähe befindet sich das Industriegebiet von Kopenhagen. Mitten drin: Copenhill. Eine Verbrennungsanlage der besonderen Art. Hier befindet sich die höchste Kletterwand der Welt. 80 Meter kann man die steile und teils gläserne Kletterwand erklimmen. Für die nicht so schwindelfreien gibt es eine andere sportliche Beschäftigung: Ski fahren und snowboarden auf Gras! Tatsächlich wird hier die schweizerisch typische Wintersportart einfach auf Gras gemacht. Wir kriegen uns kaum noch ein und beobachten zahlreiche Sportler, wie sie auf dem grünen Boden hinuntersausen. Mit dem Meer und Hafen im Hintergrund und den hinaufragenden Türmen der Industrie ein wirklich besonderes Bild.


Møns Klint · Ausflug zu den Klippen

Mit leichtem Muskelkater in den Beinen bin ich froh, als wir das Zweirad am nächsten Tag gegen ein Mietauto austauschen. Denja und ich wollen ca. 2 Stunden in den Süden fahren und uns die rauen Klippen Dänemarks anschauen. Ein kleiner Naturausflug als Kompensation zur Grossstadt. Donnie und Raphael haben sich uns angeschlossen und zu viert ist die Stimmung gleich ausgelassener und es entsteht ein fröhliches Roadtripfeeling.


Die Fahrt zum GeoCenter ist eher flach und unspektakulär. Umso beeindruckender sind die Kalkfelsen, die steil in die Tiefe fallen. Die Klippen zu besuchen ist kostenlos (Parking 35 DK = CHF 5.- pro Tag) und es gibt einen gut ausgebauten Weg durch den Wald mit zahlreichen Aussichtspunkten, die Tiefblicke gewähren. Zusätzlich führt eine Treppe hinunter zum Strand. Der Ab- & Aufstieg ist weniger anstrengend als gedacht und lohnt sich sehr, um die imposanten Klippen auch von unten zu betrachten. Der Strand selbst jedoch ist ziemlich miefig und ein Spaziergang auf dem unebenen Kiesstrand eher unromantisch.

Der Ausflug hat sich sehr gelohnt und ich liebe die Kombination aus Naturwundern und Städtetripen.

Kopenhagen hat meine Erwartungen definitiv übertroffen und sich sofort auf die Top-Liste meiner liebsten Städtetrips katapultiert. Die tollen Menschen, die wir hier kennenlernen durften haben natürlich ihren Beitrag beigesteuert. Nächstes Jahr, so beschliessen wir fix, folgt ein weiterer Schwesterntrip in eine neue Stadt. Die Wahl überlasse ich wohl nochmals Denja =P


Und wie sagt man so schön: Nach der Reise ist vor der Reise. Und mit meinen Plänen lohnt es sich schon kaum, den Koffer wieder in den Keller zu versorgen. Bald geht es auf den nächsten Trip ;) See you soon.


Sightseeing-Map


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