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Finnland · Hochsommer in Helsinki

Es wird wieder Zeit für einen Schwesterntrip mit Mini-me Denja. Die Wahl war wiedermal sehr einfach. Skandinavien soll es werden, um der Sommerhitze in der Schweiz zu entfliehen. Naja, etwas zu früh gefreut... Aber erstmal beginnt unsere Reise am Flughafen. Die morgendlichen News kündigen den Sommerferienbeginn an. In Kombination mit dem durch die letzten Jahre angestiegenen Personalmangel also das absolute Chaos. Entsprechend früh stehen wir schon bei der Gepäckabgabe und es verläuft glücklicherweise alles unkompliziert. Bei allen Abfertigungsschaltern blicken wir sogar in freundliche Gesichter und endlich tritt das ersehnte Vorfreudegefühl auf unsere Reise nach Helsinki ein.

Immernoch mitten im Bachelorsemester liegen iPad und Laptop im Handgepäck bereit um den 2h 50min langen Flug produktiv zu vertreiben. Mein Sitznachbar Tyler macht mir gleich nachdem ich mich hingesetzt habe einen willkommenen Strich durch die Rechnung. Der American Football Spieler aus den USA erzählt mir von seinen 9 Jahren Vollzeitreisen und wir finden uns schnell in einem angeregten Gespräch über bereiste Länder, einer ähnlichen Lebenseinstellung zum Reisen und Arbeiten und einigen Differenzen punkto Ernährungsansicht wieder. Die Zeit verfliegt wortwörtlich wie im Flug.

Aufgrund der späten Ankunft gönnen wir uns für 35€ ein Taxi direkt zu unserem ersten Airbnb, wo uns die Besitzerin Tiina in Empfang nimmt. Wir wollten sie nicht noch länge wach halten und entschieden uns für die 30-minütige Autofahrt anstelle der wesentlich günstigeren aber doppelt so langen Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (ca. 4€ hätte dieses Ticket gekostet).


Mitternachtssonne

Gleich in der ersten Nacht erleben wir ein besonderes Phänomen: Die Mitternachtssonne. In den Sommermonaten wird es hier im Norden nämlich kaum Nacht. In Finnland zumindest nicht pechschwarz und nach nur 3 Stunden bereits wieder hell. Je nördlicher man sich dem Polarkreis nähert, desto stärker wird das Phänomen. In Nord-Finnland scheint damit die Sonne von Mai bis August durchgehend und verschwindet nicht unterhalb des Horizonts.

Wir finden das unglaublich faszinierend, setzen aber eine Augenmaske auf unsere Einkaufsliste. Die einfachen Lamellenrollos steuern nicht gerade zur Abdunklung der Räume bei. Womit wir definitiv nicht gerechnet haben, ist die Hitzewelle, die sogar Helsinki anfangs Juli erfasst. Durch die kaum untergehende Sonne herrschen bereits morgens Höchsttemperaturen gegen 30°C und eine beträchtlich höhere Luftfeuchtigkeit, als wir es von zu Hause gewohnt sind.


Traditionelles Gebäck

Finnland ist bekannt für sein köstliches Gebäck. Etwas, das man als Reisende im Ausland oft vermisst. Schleckmäuler können sich ab den berühmten Zimtschnecken oder süssen Kardamom Rollen, „Pulla“ genannt, freuen. Finnland ist bekannt für seine Beeren, wovon wir später einige auf dem Marktplatz Kauppatori verköstigen dürfen. Im Kanniston Leipomo, der Bäckerei um die Ecke von unserer ersten Unterkunft, probieren wir die salzigen Varianten des traditionellen Gebäcks. Die Karelian pastry gibt es mit einer gefüllten Masse aus Ei und Reis oder Kartoffel, verfeinert mit etwas Peterli. Die Pirogge aus einem dünnen Roggenmehlteig schmeckte uns leider etwas zu trocken. Vielmehr mochten wir die Munariisipasteija eine Blätterteigpastete gefüllt mit Reis und Ei.

Überrascht bin ich ab dem Fakt, dass Finnen den grössten Kaffeekonsum der Welt haben! Das erklärt die zahlreichen Cafés im Barista Stil und den köstlichen Kaffee. Ob unser Konsum wohl gleich mitgezählt wird? So wäre Platz 1 jedenfalls wieder sicher ;).


Pärke und Strandpromenade

Passend zu den sommerlichen Temperaturen verschlägt es uns an die Strandpromenade vor Helsinki. Hier tummeln sich bereits zahlreiche Badegäste. Über uns kreischen die Möwen und eine wohlige Ostseebrise weht uns um die Nasen. Mein Klischéebild der kalten Skandinavischen Länder wird mächtig durchgewirbelt. Segelschiffe bahnen sich ihren Weg zwischen den vorgelagerten Inseln hindurch. Auf grossen Felsen sonnen sich die Einheimischen. Mit einem solchen Sommer-Lifestyle hätte ich hier nicht gerechnet. Was wir jedoch wie erwartet finden ist sehr viel Grün.

Im riesigen Park vor der Strandpromenade die sich zwischen den beiden Häfen befindet, dröhnt uns plötzlich Musik entgegen. Bunt bekleidete Menschen, teilweise in Fantasiekostümen, wehen regenbogenfarbene Flaggen und versprühen eine unglaublich lebensfrohe Energie im gesamten Park: Wir sind in einer Pride gelandet.


Der Dom: Das weisse Herz von Helsinki

Unser Stadtbummel führt weiter entlang des Hafens von Helsinki. Aber Achtung, dies ist nicht der einzige Hafen der Stadt und wir nahmen fälschlicherweise an, dass ab hier unsere Fähre nach Estland ablegen würde. Zum Glück habe ich einen Organisationstick und prüfe die Tickets immer dreifach. Über den Marktplatz geht es zum Wahrzeichen von Helsinki: Der Dom. Er gilt als eines der imposantesten und gleichzeitig bedeutungsvollsten Bauwerke der Stadt. Durch seine Lage auf einem erhöhten Fundament ist er weithin sichtbar und ziert nicht nur Postkarten der Stadt, sondern auch die meisten Fotos aus den verschiedensten Winkeln Helsinkis. Immer präsent ist dabei die majestätische Kreuzkuppel.

Die drückende Hitze der gefühlt dauerpräsenten Mittagssonne zwingt uns zur nächsten Eiskaffee-Pause. Über die Love Bridge gelangen wir auf die Katajanokka-Halbinsel, auf derer Promenade sich zahlreiche Cafés innerhalb der rostroten Backsteingebäude aneinanderreihen.

Bereits beim überqueren der Brücke sticht sie ins Auge: Die Uspenski Kathedrale, deren Optik wie einem Märchenschloss gleicht.

Die Kathedrale ist das grösste orthodoxe Bauwerk des westlichen Europas. Früher gehörten grosse Teile Finnlands zu Schweden. Nach dem Finnischen Krieg wurden weite Teile an Russland abgetreten und Helsinki wurde 1812 zur Hauptstadt. Die Uspenski Kathedrale wurde als Ausdruck der Macht Russlands über das neu eroberte Gebiet erbaut, was auch die Lage auf der Anhöhe auf einer Halbinsel erklärt.


Tagesausflug nach Porvoo

Manchmal ist es wirklich spannend, wie man sich die Reiseziele aussucht oder gar an Geheimtipps gelangt. Beim Scrollen auf dem Handy landete Denja einmal auf einem Interview mit dem finnischen Schauspieler Peter Franzén aus der Netflixserie "Vikings". In dem Interview fiel der Name des Städtchens Porvoo, welches er als die schönste Stadt Finnlands betitelte. Wenn das ein Einheimischer sagt, muss doch was dran sein. Wir wollen uns ein eigenes Bild machen und laufen zum Busbahnhof Kamppi. Nach mehrmaligem rumfragen ergattern wir schliesslich die gesuchten Bustickets beim R-Kioski und zahlen CHF 19.- pro Person retour. Rund 50 Minuten dauert die Fahrt mit dem Car.

Bereits bei der Brückenüberfahrt erblicken wir DAS Fotomotiv von Porvoo: Die roten Flusshäuschen.

Wir müssen nicht weit laufen, um in den Kern der Altstadt zu gelangen. Vor den pastellfarbenen Hauswänden stehen Ausstellstücke von handgemachten Dekorationen und allen möglichen Dingen fürs zu Hause. Die Restaurants haben ihre Gartenstühle rausgestuhlt und an jeder Ecke befindet sich ein niedliches Café oder ein Glacestand.

Wir finden, die lobenden Worte aus dem Interview sind klar verdient. Porvoo ist so niedlich, dass man in jeder Strassenecke am liebsten für einen weiteren Iced Latte verweilen möchte. Läuft man ans Ende der Altstadt, wo sich die roten Flusshäuschen befinden, wird es plötzlich grün und ein Spazierparadies offenbart sich.

Entlang der Flusspromenade stehen weitere der typisch Finnischen Häuser. Über eine Brücke durchqueren wir ein kleines Moorgebiet und erklimmen den Iso Linnamäki, ein Hügel mit einem unglaublich wohlduftenden Wald.

Nachdem wir unseren Hunger beim Mittagessen im Restaurant Gabriel 1763 etwas überschätzt haben und uns das deftige Essen noch etwas aufliegt, folgen wir dem restlichen Nachmittag lieber den Cafés. Das schönste davon liegt direkt unterhalb einer Brücke. Im Porvoon Paahtimo Bar & Café gibt es nebst leckeren Iced Lattes auch eine grosse Auswahl an Bieren, wovon ich eine Mischung aus Cider und Gingerbeer probiere.

Zwar hat man Porvoo sehr schnell gesehen, trotzdem hat sich der 4-stündige Aufenthalt sehr gelohnt, da man sich die Zeit super in der umliegenden Natur oder beim Bummeln durch die süssen Läden vertreiben kann.


Die Festungsinseln Suomenlinna

Ein weiterer Tagesausflug steht auf dem Plan. Für uns geht es auf die historischen Festungsinseln vor Helsinki: Suomenlinna. Regelmässig verkehren die Boote, die einen in nur 15 Minuten auf die vorgelagerten Inseln bringen. Das Ticket kann entweder online über die HSL App gelöst oder am Schalter gekauft werden. Da die Boote zum regionalen Verkehrsnetz zählen, reicht die A-Zone und eine einfache Fahrt kostet somit nur 2.80€. Suomenlinna zählt zu den beliebtesten Ausflugszielen und entsprechend ist mit einem Menschenandrang zu rechnen. Wir haben das bei unserer Rückfahrt am frühen Nachmittag festgestellt und gehörten um 11 Uhr Vormittags somit tatsächlich noch zu den frühen Besuchern. Vor 10 Uhr öffnen die wenigsten Cafés in Helsinki ihre Türen, weswegen sich ein spätes Frühstück lohnt oder ein mitgebrachtes Picknick, um es sich in der schönen Natur auf den Inseln gemütlich zu machen.

Die fünf Inseln sind perfekt für einen Spaziergang. Über die blaue Route läuft man zu den Verteidigungsanlagen, an Wällen und Kanonen vorbei und besichtigt eins der ältesten Trockendocks der Welt. Im Visitor-Center werden auch Touren angeboten um mehr über die Geschichte der Festung zu erfahren.

Besonders schön sind definitiv die vielen Buchten, bei denen teilweise Badestrände und Felsvorsprünge direkt zum Meer führen. Umgeben sind die Inseln von viel Grün. Teilweise wurden Häuser in die Hügel gebaut und die Kulisse erinnert an ein kleines Hobbiton.

Überall laufen uns die lustigen Gämse mit ihren flauschigen Babies entgegen. Einer davon kreuzt unseren Weg und wird so aggressiv, dass er beinahe Denjas Bein packt.

Auf den Inseln befinden sich auch Restaurants und Cafés. Im Café Piper teilen wir uns einen leckeren Spinat-Feta Strudel zu einem Himbeer-Mocktail. Später gibt es auf der ruhigen Aussenterrasse im Restaurant Adlerfelt ein Gläschen Weisswein. Glücklich beduselt tuckern wir zurück aufs Festland. Unseren letzten Abend in Helsinki schliessen wir mit einem leckeren Abendessen beim Libanesen ab und träumen, wie immer, wenn die Heimreise bevorsteht, von der nächsten Reise. Soviel sei verraten: 2023 wird Denjas grösster Skandinavientraum in Erfüllung gehen ;).


Unsere Unterkünfte

Ich muss hier fairerweise sagen, dass ich beide Unterkünfte nicht 100-prozentig weiterempfehlen kann. Allerdings hatten wir keine Lust auf ein Hostel-Mehrbettzimmer und haben uns aus Kostengründen für verhältnismässig günstige Airbnbs entschieden. Beide hatten die perfekte Lage, um Helsinki zu Fuss zu erkunden.

Beim ersten Airbnb war unser grosser Nachteil definitiv die Hitzewelle. Trotz Ventilator staute sich die Hitze enorm und da sich das Fenster nur leicht öffnen liess und sich die Wohnung auf der Sonnenseite befindet, kühlte das Zimmer während der Mitternachtssonne kaum ab. Die Wolldecken befestigten wir an den Fenstern, um das Zimmer zumindest ein bisschen abzudunkeln. Mit den Rollos war dies kaum möglich. Leider haben wir beim Buchen übersehen, dass es keine Küche hat und selbständiges Kochen war dadurch sehr eingeschränkt. Die Kommunikation mit der Besitzerin war jedoch sehr sympathisch und auch ihr persönlicher Empfang bei unserer Ankunft gegen Mitternacht gibt der Unterkunft einige Pluspunkte. Über ihre Restauranttipps und Nachfragen nach unserem Wohlbefinden waren wir sehr dankbar.

Tipp: Lasst euch zeigen wie sich die Tür öffnen und schliessen lässt. Die Schlösser in Finnland sind... anders ;)

Beim zweiten Airbnb war die Kommunikation etwas mühselig. Erst auf zweifache Nachfrage hin erhielten wir die Check-In Anweisung und rechneten dadurch schon damit, kurzfristig eine neue Unterkunft suchen zu müssen. Die Schlüsselübergabe erfolgte nicht persönlich und die Anleitung klang etwas kompliziert, war jedoch total einfach. Die Schlüssel befanden sich nämlich im Innenhof des gegenüberliegenden Gebäudes und konnten mittels Zahlenschloss entnommen werden. Leider fiel uns beim eintreten direkt der "verschlargte" Spiegel auf, wodurch wir die Wohnung als nicht besonders sauber empfanden. Auch sollte erwähnt werden, dass das Bett nicht bezogen ist und die Gäste das selbst nach ihrer Ankunft machen. Zumindest war dieses Airbnb viel grösser als das erste, welches eher einem kleinen Hotelzimmer glich. Auch die Fenster liessen sich hier besser abdunkeln.


Bei einem nächsten Trip würden wir erneut eher zur zweiten Unterkunft tendieren oder direkt mehr Budget für die Übernachtungen einkalkulieren.


Sightseeing-Map


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