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Costa Rica · 3.5 Wochen zwischen Dschungel und paradiesischen Stränden


Wenn ich das Land meiner Träume beschreiben müsste, dann klingt es eigentlich wie ein Beschrieb von Costa Rica. Traumhafte Strände, sowohl zum Baden als auch zum Surfen geeignet. Eine Landschaft, in der Vulkane aus grünem Dschungel herausragen. Exotische Tiere, die man in freier Wildbahn beobachten kann. Und eine lebensfrohe, entspannte Mentalität, die die Einheimischen noch dazu mit meiner Lieblingssprache Spanisch koppeln.

Wie kommt es also, dass es mich erst jetzt hierhin zieht? Bisher habe ich mich immer von der Regenzeit abschrecken lassen. Da jedoch die Semesterferien auf den Europäischen Sommer und die damit regenreichste Zeit Costa Ricas fallen, entschied ich mich, mir einfach ein eigenes Bild vom tropischen Wetter zu machen. Es soll dann besonders grün sein und Reisen in der Nebensaison ist bei einem solchen beliebten Reiseziel sowieso von Vorteil.

Mehr zur Wettersituation und alle meine Tipps zu Costa Rica findest du hier.


Costa Rica gilt als das perfekte Einsteigerland für Lateinamerika. Nicht umsonst nennt man es die Schweiz Zentralamerikas. Ihm eilt der Ruf voraus, ziemlich sicher zu sein. Der Lebensstandard ist vergleichsweise hoch und mit Englisch oder sehr gebrochenem Spanisch kommt man gut durch. Costa Ricas Vielseitigkeit macht es zum perfekten Reiseland und bietet mit einer Mischung aus Dschungel, Strand, Vulkanen und Regenwald für jeden etwas. Für mich, die ich die Abwechslung liebe, natürlich der perfekte Mix!

Zudem soll es sich gut für Alleinreisende eignen, was ursprünglich meine Absicht war. Viel schöner ist es jedoch, die Erlebnisse zu teilen, und auf meine Rundnachricht hin fand sich spontan tatsächlich eine Begleitung für die kompletten 3.5 Wochen. Viki, mein Reisebuddy, mit der ich schon ein perfekt eingespieltes Team bin! =)


Als wir nach dem 12-stündigen Flug endlich den Boden von Costa Rica betreten, kommen wir gleich mehrmals mit der Redewendung "Pura Vida" in Kontakt. Wörtlich übersetzt bedeutet das "Pures Leben" und beschreibt in nur zwei Worten perfekt, was uns in diesem Land erwarten wird.


Alajuela · Ankunft und Akklimatisierung

Die Autoübergabe verläuft unkompliziert und in gemütlichem Tempo. Nach der langen Anreise wünschen wir uns nur noch ins Bett im bereits gebuchten Hotel. Von der Hauptstadt San José habe ich weniger gutes gehört und da wir erst abends gelandet sind, haben wir uns entschieden, sofort das Mietauto entgegen zu nehmen und ca. 15min ausserhalb der Stadt im Ort Alajuela zu nächtigen. Der ersehnte Schlaf muss jedoch noch etwas warten. Nachdem wir erstmal ohne Bargeld eine Mautstation erreichen und uns unsere hilflosen und müden Blicke wohl vor der Gebühr von ca. 50 Rappen retten, heisst es, nochmals umdrehen. Das Mietauto macht merkwürdige Holpergeräusche und wird kurzerhand gegen einen 2x4 ausgetauscht und am Folgetag nochmals gegen einen 4x4, wie wir es unbedingt für diese Reise wollten.


Der erwartete Kulturschock hält sich irgendwie in Grenzen. Die Luft ist angenehm frisch und die Hitzewand à la Masoalahalle blieb weg. Da die Stunden mit Passkontrolle und Autoübergabe dahinschwanden, treibt uns der Hunger doch noch in die Nacht hinaus. Sofort fallen uns die wirr hängenden Kabel an den Strassen auf. Neben den Gehwegen befinden sich Gräben. Ein Strassenbild, das mich an vergangene Reisen in Asien erinnert. Für Viki exotisches Neuland. Ein Bild, an das sie sich erst noch gewöhnen muss, denn solche Leitungen sind hier ganz normal.


Beim Restaurant um die Ecke essen wir das erste lokale Gericht: Casado. Ein gemischter Teller, dessen Basis Reis und Bohnen bildet. Dazu gibt es Beilagen wie gebratene Kochbananen, Salat mit Zwiebeln, Tomaten und viel Koriander, Ei, Käse und


Gemüse. Während sich Viki vor dem Koriander sträubt, mache ich schon jetzt Witze darüber, dass Reis und Bohnen nun wohl unsere Hauptmahlzeit werden. Spoiler: Am Ende der Reise kann ich an einer Hand abzählen, wie oft ich Reis und Bohnen hatte und es war jedesmal ultra lecker ;).


La Fortuna · Auf zum Vulkan Arenal

Sichtlich erholt verlieben wir uns bei unserem ersten Frühstück direkt in die lokalen Früchte. So geschmackvolle Ananas, Papaya und Wassermelonen haben wir noch nie gegessen!

Gestärkt mit Reis und Bohnen machen wir uns auf die erste Fahrt unseres Roadtrips. 2.5 Stunden führt eine kurvige Strasse vorbei an grünem Dschungel und durch kleine Vororte hindurch. Die Stadt haben wir hinter uns gelassen, doch die Strasse ist bisher sehr gut ausgebaut und es fährt sich unglaublich angenehm in diesem neuen Land.

Ein Schild lockt uns zum Essen ins Lands in Love. Erstmals wird die Strasse etwas holpriger. Schilder fordern einen mit einem "Despacio" auf, langsamer zu fahren. Hier soll es einen Cat Garden und eine Auffangstation für Hunde geben. Ersteres finden wir leider nicht, dafür zwingen uns ein paar vorauswatschelnde Gänse zur Entschleunigung.

Das Hotelrestaurant setzt komplett auf Nachhaltigkeit und eine vegane Küche. Erst verwirrt uns die Speisekarte im hebräischen Alphabet. Anschliessend sind wir jedoch im Vegi Himmel und geniessen Tacos und Burritos mit vegetarischen Fleischalternativen. Die Sache mit der speziellen Speisekarte wird sich zu einem späteren Zeitpunkt noch aufklären ;).


Schliesslich checken wir ein in unser erstes Hostel: Das Selina Hostel La Fortuna!

Ja genau, das Hostel heisst genau wie ich und gehört sogar zu einer Hostelkette, die ziemlich bekannt ist in Zentralamerikanischen Ländern. Die Hostels haben den Ruf, sehr komfortabel zu sein, ein gutes Communitybuilding zu betreiben und sind dementsprechend beliebt unter digitalen Nomaden und Langzeitreisenden. Ich bin sofort hin und weg. Nicht nur der Name heisst wie ich, auch der Schriftzug gleicht meinem typischen Schnörkelschrift-Stil und sogar die Gestaltung könnte von mir sein. Überall hängen Lichterketten, alles ist mit Kissen dekoriert und in Türkis, Rosa und gelben Farbtönen gehalten. Hier und da sieht man ein Mandalamuster. Als dann noch "mein" Lied, Lost on you von LP im Hintergrund ertönt, komme ich mir wirklich vor, als hätte irgendeine gleiche Selina in einem Paralleluniversum diese Hostels designt :P

Mein Grinsen bleibt natürlich erst recht beim Check-in mit meinem Namen und dem Zimmerchip mit Logo, das nun unsere Handgelenke ziert.

By the way: Die Rezeption vom Selina Hostel in Santa Teresa ist sogar ein umgebautes VW Büsli!


Unser 6er mixed Dorm teilen wir nur mit 2 weiteren Frauen, die wir nicht mal zu Gesicht bekommen, da wir so früh ins Bett gehen. Nach einem leckeren Mangorita am Pool, entleeren sich die grauen Wolken, die vom Vulkan Arenal bedrohlich in unsere Richtung ziehen schliesslich und wir erleben den ersten tropischen Regenfall. Im Rainforest Café können wir so kaum noch das eigene Wort hören und stellen uns schon mal drauf ein, jetzt täglich gegen Abend mit dieser Nässe zu reisen.


Die Sonne geht in Costa Rica zwischen 5 und 5:30 Uhr auf. Entsprechend (oder noch gejetlaged?) mutieren wir zu Frühaufsteherinnen und werden mit einer guten Sicht auf den naheliegenden Vulkan Arenal belohnt.

Spätestens jetzt befinden wir uns wirklich in den Tropen. Die Luftfeuchtigkeit macht sich bemerkbar und wir sind nach nur wenigen Schritten froh über die Klimaanlage in unserem Mietauto. Eine Wanderung macht uns bei der Hitze nicht gerade an, doch wir möchten den Vulkan von näherem Betrachten oder vielleicht sogar die ersten exotischen Tiere erspähen. An der Hotelrezeption haben sie uns dafür das Arenal Observatory empfohlen.

Keine Seltenheit: Schilder, die Umrisse von uns fremden Tieren zeigen.

Unser Wunsch scheint erhört worden zu sein und so fällt uns auf der Fahrt ein Auto auf, das verdächtig lange am Strassenrand hält. Wenn ich eins auf meinen Reisen gelernt habe, dann das dies ein Tier in der Nähe bedeutet! Kurzerhand drehen wir um, drücken auf den Warnblinker und haben damit genug Zeit, uns ab den ersten Tieren Costa Ricas zu freuen: White nosed coatis! Auf Deutsch: Weissrüssel-Nasenbären.

Kurz vor der Einfahrt in Richtung Observatorium hält uns eine strahlende Frau an und beginnt auf Spanisch loszusprechen. Ich verstehe nur die Hälfte, doch sie schafft es, uns von dem Tucan Trail zu begeistern. So schreiben wir unsere Namen in das Gästebuch, schlüpfen doch noch in unsere Wanderschuhe und betreten den Dschungel über die Hängebrücke.

Schon nach wenigen Metern merken wir, wie naiv wir sind. Mit nackten Beinen und ohne auch nur den Hauch eines Eau de Mückenspray, immerhin noch mit anständigen Schuhen, laufen wir immer weiter auf dem Naturpfad in den Dschungel. Um uns zirpen die Zikaden um die Wette und das Rascheln in den Büschen macht auf die Anwesenheit von Echsen oder weiteren Tieren aufmerksam. Wir halten Ausschau nach Tukans, Affen, Schlangen und Faultieren. Sehen tun wir nur haufenweise Ameisen, die zielstrebig mit grünen Blättern über dem Kopf hintereinander hertraben.

Im Schatten des Dschungels lässt es sich gut laufen, doch die schwüle Luft drückt uns auf die Lungen und wir sind froh, als wir endlich die Lichtung erreichen, bei der man die Sicht auf den Vulkan hat. Als wir in der Ferne ein paar Äste knacken hören und wohl gerade ein Affe vorbeihuscht, wird uns bewusst, dass wir eigentlich komplett allein mitten im Dschungel sind. Das bemerken auch die Moskitos, die in unseren Beinen ein Festmahl sehen und unsere Fotosession zu einer Kratztortur machen.

Bedrohlich zeigt sich ein Grossteils des Vulkans vor uns. Seine Spitze ist von Wolken umhüllt, doch wir sehen genau, wo die einstige Lava ihre Bahnen hinab ins Tal gezogen hat.

Als wir endlich zurück beim Auto sind, fahren wir zu unserem eigentlichen Ziel, dem Observatorium. Gerade pünktlich zum Mittagessen. Da wir beim Gate sagten, wir wollen lediglich ins Restaurant, entfiel glücklicherweise das Eintrittsgeld.


Das Wetter kann hier so schnell wechseln. Und plötzlich liegt er vor uns, der Vulkan Arenal in seiner vollen Pracht. Während dem ganzen Mittagessen, bei dem wir beinahe die einzigen Gäste in dem grossen Restaurant sind, haben wir die perfekte Aussicht auf dieses Wahrzeichen Costa Ricas. Er ist der aktivste Vulkan des Landes und brach zuletzt im Mai 2010 aus. So heftig, dass der Nationalpark sogar evakuiert werden musste. Seit damals fliesst jedoch keine Lava mehr und er ist vorerst still. Trotzdem lässt einem dieses Bergmassiv ehrfürchtig werden. Erst recht, als wir unsere Route fortsetzen und zum See fahren. Der Himmel verdunkelt sich und kündigt das nächste Tropengewitter an. Über dem Arenal sammeln sich erneut graue Wolken und meine Vorstellungskraft ergänzt das dramatische Abbild mit roten Lavaströmen.

Nachdem unser Auto zum ersten Mal zeigen konnte, was seine 4x4 Funktion drauf hat, verschlägt es uns als Schutz vor dem Regen zurück ins Hostel. Hier lernen wir Conor aus Kalifornien kennen. Der Surfer schwärmt uns von den Wellen in Santa Teresa vor und erzählt uns, dass er als Medizinstudent gerade Praxiserfahrungsstunden in Costa Rica absolviert.

Von ihm erfahren wir, was Sodas sind. Quasi Local Restaurants, in denen es Gerichte zu günstigen Preisen gibt, oder man sich einen Teller mit hausgemachten Speisen füllen lassen kann.

Am nächsten Tag wachen wir neben einem überraschenden Zimmergenossen auf. Ein junger Mann ist spätabends mit seinem Hund angereist. Der friedliche Vierbeiner macht es sich in allen unteren Stockbetten bequem, während sein Herrchen ausschläft. Auch wir können ihm nicht böse sein, als er nach unserer Frühstücksrückkehr mein Bett beschlagnahmt hat.

Als Abschied von La Fortuna machen wir uns frühmorgens auf zum gleichnamigen Wasserfall. Die frühe Ankunft hier lohnt sich, um noch einen freien Parkplatz zu ergattern. Nur 10 Minuten vom Zentrum entfernt erreichen wir unser Ziel zwar schnell, müssen allerdings noch 500 Treppenstufen zum Wasserfall hinabsteigen.

Der ca. 70 Meter hohe Wasserfall ist wunderschön und das türkisfarbene Wasser lädt auf eine Abkühlung ein. Leichter lässt es sich im Fluss gleich nebenan baden. Das Wasser wird umrahmt von herabhängenden Lianen und alles erstrahlt in saftigem Grün. Eine farbige Abwechslung bildet der Regenbogen, den man vom Aussichtspunkt auf den Wasserfall erspähen kann.

Die Abkühlung hat sich gelohnt, denn nach dem Aufstieg ist man sowieso nochmals klatschnass von der nur kleinsten Anstrengung im tropischen Klima. Welcome to Costa Rica ;)


Tamarindo · Surf, sleep, repeat

Im Dschungel ist es wirklich toll. Eine kurze Planungssession, wie wir unsere zur verfügung stehenden Tage am besten Aufteilen, hat uns jedoch dazu bewegt, den Aufenthalt in Monteverde zu streichen und dafür direkt an die Küste zu fahren. Wir möchten ans Meer! Und das erreichen wir nach 4 Stunden Fahrt in Tamarindo.

Nach der abwechslungsreichen Fahrt mit interessanten Landschaften bei schönstem Wetter, heisst uns der Ort mit Regen willkommen. Und trotzdem finden wir sofort den vollen Surfer Vibe und eine lebendige Stadt. Touristisch, mit vielen Restaurants, Boutiquen und Souvenirshops. Hier fühlen wir uns sofort wohl. Unser Hostel liegt etwa 2 Strassen ausserhalb der Stadt, was den Preis im Vergleich gleich halbiert hat. Zu Fuss erreichen wir jedoch alles bequem und lassen unser Auto für die nächsten 3 Tage stehen. Der ultra Luxus ist das 4er Zimmer, das wir für uns allein haben. Inklusive Klimaanlage! Diese wird ab nun zum liebsten Upgrade bei der Unterkunftswahl.

Trotz Nieselregen geht es direkt ab an den Strand. Sein Anblick gleicht einer Perfektion. Ein ellenlanger Sandstrand, dessen Ende in Dschungelwälder übergeht. An einigen Orten gibt es Liegestühle und Sonnenschirme, doch gerade so, dass diese nicht dominieren. Vielmehr fallen die zahlreichen Surfboards im Wasser und an Land auf. Von den Bars und Restaurants dröhnt gute Laune Musik in unsere Richtung. Im Rausch von je 2 Mojitos buchen wir im Banana Surf Club sofort eine Semiprivate Lektion für den nächsten Morgen.

Kosten: 45 USD p.P: für 2 Stunden / bei einer Gruppensession wären es 35 USD p.P. / Surfboardmiete ohne Lektion 50 USD pro Tag.


Wir sind berauscht nach 2 Tagen surfen und hören nur deshalb auf, weil uns jegliche Körperteile schmerzen und unsere Unterarme und Oberschenkel von den Boards aufgescheuert wurden. Unser "Surftattoo", das uns die nächsten Tage direkt als solche erkennbar macht. Einmal hier gesurft, möchte man wohl kaum mehr woanders surfen. Die Wellen sind weich, man erwischt beinahe jede, gerät kaum in die Waschmaschine und muss weder gegen starke Strömungen ankämpfen, noch weit hinauspaddeln. Der Blick, sitzend vom Board in Richtung Strand, ist der pure Kitsch und uns wird bewusst, wir haben ein Stück Paradies gefunden und es nennt sich Costa Rica.

Eines Morgens höre ich sie zum ersten mal: Brüllaffen! Auf dem Weg zurück ins Hostel tänzeln sie über uns auf den Kabeln herum und springen von einem Ast zum nächsten. Unverkennbar dabei, ihr Brüllen, das wie aus den tiefen Kehlen einer Raubkatze klingt und so gar nicht zu den niedlichen Affen passt.

In Tamarindo erleben wir auch mal wieder unseren ersten Ausgang seit Monaten. Die laute Musik lockt uns nach dem Abendessen durchs Sharky's in einen Hinterhof mit Bar und DJ Pult. Nach einer so langen Pause und offensichtlich nüchternem Zustand im Vergleich zu den anderen Partygängern, wippen wir etwas awkward in der Menge und lernen ein paar Interessante, mal sympathische, mal Möchtegern coole Reisende kennen. Das Alphamännchen der Hostelgänger hier, ein breiter Österreicher, der an Ninja Warriors Austria teilgenommen hat, scheint gefallen an Viki zu finden und so sind wir plötzlich wie selbstverständlich aufgenommen in der Gruppe der Backpacker. Um 10 Uhr ist die Party vorbei und es geht eine Hektik los, in der jeder versucht herauszufinden, wo die Afterparty stattfindet. Da diese jedoch eine Taxifahrt benötigt und die Besitzer der Villa etwas ausserhalb von Tamarindo auch noch ein Eintrittsgeld verlangen, landen wir schliesslich mit unserer Gruppe am Strand. Die Gespräche gehen mir etwas zu sehr in Richtung Erlebnisüberbietung, und dass Reisen und Jobkündigen der einzig richtige Weg im Leben ist. Wir kennen nicht mal die Namen voneinander, weshalb also diese Überbietung der jeweiligen Erfahrungen? Als dann Alphamännchen und seine zwei Papageichen nacheinander betonen, dass the party over ist und sich aus dem Staub machen, unterhalten wir uns noch etwas mit Lucia, ihrem Freund und dem Rastaman, die hier in Tamarindo leben. Bis es mit gefühlt 50 neuen Mückenstichen schliesslich auch endlich ins Bett geht.

Vielleicht werde ich auch einfach langsam zu alt für solchen Kram ;P


Santa Teresa · Kein Tipp für uns

Nach einem gemütlichen letzten Abend in einer Art Foodheaven, El Mercadito de Tamarindo, packen wir unsere Sachen und fahren weiter in Richtung Süden der Nicoya-Halbinsel. An Santa Teresa haben wir hohe Ansprüche, sosehr Blogs und Leute von dem Surferparadies schwärmten. Unsere Ankunft startet eher verwirrt. Wir haben uns in einem Yoga Zen House eingenistet, wo eher ein distanzierter Vibe herrscht. So suchen wir das Zentrum von Santa Teresa auf, ohne es zu finden. Der Ort hat eher eine Hauptstrasse und ist unterteilt in Süden und Norden. Man muss sich also am Hauptverkehr vorbeischlängeln, um in Restaurants und Cafés zu gelangen. Auch der Zugang zum Meer ist etwas erschwerter als wir es bisher gewohnt sind. Den Strand erreicht man nur über wenig bis gar nicht ausgeschilderte Zugänge durch einen kleinen Dschungelabschnitt.

Zu allem übel begleitet mich seit heute früh eine leichte Übelkeit, die auch nicht weggeht, als wir uns an den Strand legen und den wilden Wellen zuschauen, in die sich nur sehr wenige fortgeschrittene Surfer trauen. Als auch der letzte Schluck Cola nichts mehr nützt, müssen wir zurück ins Hostel, wo leider das Badezimmer zu meinem neuen Stammlokal wird. Schön kann man das nicht formulieren, aber ich habe meine erste Magenverstimmung auf Reisen erwischt. Und das ausgerechnet im Hostel, bei dem sich die Badezimmer einen Stock tiefer befinden. Kraftlos kann ich mich noch knapp zurück ins Bett schleppen, als mir auf der Treppe schon beinahe Schwarz vor Augen wird. Wie froh ich bin, dass Viki bei mir ist und mich mit Fotos des Babymiezis im Hostel aufbauen möchte. Wie froh ich bin, dass wir uns wieder ein Doppelzimmer gegönnt haben. Doch wie gerne ich in dem Moment nur zu Hause wäre, mich nach einer Klimaanlage sehne oder um Himmels willen einfach nur den Platzregen draussen stummschalten würde, um endlich schlafen zu können.

Trotz der unerholsamen Nacht fühle ich mich am nächste Tag besser. Viki und ich schieben die Verstimmung auf den Cocktail, den ich im El Mercadito getrunken habe und der die lokale Frucht Tamarindo beinhaltete.

Um wieder zu Kräften zu kommen, chillen wir zwei Tage im Banana Beach, wo man die bequemen Liegestühle nutzen darf, solange man etwas vom Restaurant konsumiert.

Das Wetter spielt auch nicht so mit, wie wir wollen und unsere Tour nach Tortuga Island muss einen Tag nach hinten verschoben werden.


Montezuma · Das Inselparadies Tortuga Island

Eines Abends fahren wir nach Montezuma, um uns den Ort, ab dem die Boote nach Tortuga Island starten, anzuschauen. Das kleine Örtchen wirkt total hippiehaft und gefällt uns auf Anhieb besser als Santa Teresa. Als unsere Tour um einen Tag verschoben wird, legen wir spontan eine Nacht in Montezuma ein, um nach der Bootstour nicht noch zurückfahren zu müssen. Hier entdecken wir unser Lieblingsrestaurant, Cocolores, bei dem man köstlich isst und sich mein Magen wieder an normale Portionen gewöhnen kann. 3 niedliche Restaurantkatzen streichen uns um die Beine, während wir zum zweiten Abend in Folge Kartoffelstock mit Gemüsebeilage verspeisen.

Restaurant Cocolores

Schliesslich kommt eins der absoluten Highlights von Costa Rica: Tortuga Island!

Bei noch bewölktem Himmel fährt unser Boot mit einer Gruppe von ca. 20 Touristen von der Bucht vor Montezuma los. Es ist Walsaison, das heisst, die Weibchen kommen mit ihren Babies in die warmen Gewässer vor Costa Rica. Es dauert nicht lange, bis wir den ersten Riesen im Wasser entdecken. Daneben freudig plantschend sein "Kleines" (auch schon riesig!). Derzeit ist auch noch Mating Season der Meeresschildkröten und wir sehen ein Paar beim Akt.

Beim Schnorchelspot ist das Wasser eher trüb und ich gehe etwas früher als die anderen aus dem Wasser. Viki unterhält sich bereits mit einer Israelin auf dem Boot. Sie ist super offen und erzählt begeistert von ihrer Reise in Costa Rica, da sie nun nach einem Monat im Land am nächsten Tag nach Guatemala weiterreisen wird. Von ihr erfahren wir, dass in Israel ein 2-jähriger Militärdienst nach Schulende für Männer und Frauen obligatorisch ist. Nach dem Militärdienst begeben sich praktisch alle Isreali auf dieselbe Reise durch Zentralamerika. Dies erklärt das Vorhandensein der zahlreichen Restaurants, in denen wir uns ab den köstlichen Falafel erfreuen.

Der Schnorchelstopp endet mit dem hereinkommen der Red Tide. Einer Strömung aus rostbraunen Algen, die einem die Sicht raubt.

Schliesslich geht es auf die Isla Tortuga. Der saubere Sandstrand und die hoch hinaufragenden Palmen dahinter erinnern mich an die Serie "Lost". Dreht man sich um, sieht es schon eher aus wie eine Kulisse aus "The Beach" und wir sind nicht die einzigen, die diese Insel an Phuket in Thailand erinnert. Uns wird ein köstliches Mittagessen zubereitet, bei dem wir plötzlich von zwei Wildschweinen besucht werden.

Ich stupse unsere Sitznachbarin an, mit der wir ab nun ins Gespräch kommen. Violet aus Lyon reist gerade alleine eine Woche durch Costa Rica. Sie macht einen Sprachaufenthalt in Kolumbien und wollte eigentlich Freunde besuchen, die sie aber sitzengelassen haben. Sie wirkt auch ein bisschen verloren und so freunden wir uns mit ihr an und geniessen den Tag gemeinsam auf der Insel.


Manuel Antonio · Ankommen und unser erster Sloth!

Die heutige Fahrt fühlt sich an wie ein kleines Abenteuer. Es geht auf eine Autofähre. Was wir in Europa schon zigmal gemacht haben, kommt uns in Costa Rica sehr speziell vor. Viki hat online recherchiert und die Tickets bereits reserviert. Dank der 1.5-stündigen Überfahrt von Paquera nach Puntarenas, können wir uns etwa 3 Stunden Fahrt sparen. Nachdem wir mal wieder ein paar Komplimente und "Mucho gusto"s belächelt haben, sichten wir doch noch einige andere Touristen und fühlen uns gar nicht mehr so besonders. Es scheint also kein Geheimtipp zu sein, dass man auf diesem Weg am schnellsten von der Nicoya-Halbinsel kommt. Auf der Fähre dann die Überraschung. Mit Cap und Gesichtsmaske hätten wir sie beinahe nicht erkannt, aber vor uns steht Violet, die gerade eine Reise von Bus - Fähre - Taxi - Flugzeug - Taxi zurück nach Kolumbien vor sich hat. Wir freuen uns sehr, sie erneut zu sehen und vergessen diesmal nicht, Handynummern auszutauschen.

Unsere Reise geht weiter nach Manuel Antonio. Wiedermal überrascht uns Costa Rica mit seiner einzigartigen Natur. Plötzlich fahren wir kilometerweit vorbei an riesigen Palmwäldern. Wir haben wohl Palmen für unser ganzes Leben gesehen, so viele gibt es hier!

Bei unserer Ankunft stehen wir erstmal vor verschlossenen Toren. Das Nachbarsmädchen sieht uns und holt seine Mutter, die uns herzlich hereinlässt. Gleich kommt auch noch ein Päärchen heraus und beginnt mit uns zu reden. Es stellt sich heraus, dass Chris unser Nachbar ist und er kontaktiert unseren Gastgeber für uns. Der Host von unserem ersten Apartment in Costa Rica war wohl gerade noch surfen, lässt aber nicht lange auf sich warten und wir können es uns im niedlichen Bungalow gemütlich machen.

Mit Chris haben wir sofort Handynummern ausgetauscht. Er ist nicht nur super hilfsbereit, sondern auch Guide in Manuel Antonio und möchte später noch ein Bier mit uns trinken und bietet uns eine Privattour durch den Nationalpark an. Kurz wird gegoogelt und nach dem Preis gefragt und da er uns ein so günstiges Freundschaftsangebot macht "Pura Vida Price", vereinbaren wir direkt eine Tour für den kommenden Morgen.

Unsere Unterkunft liegt mal wieder nur 2 Abzweigungen von der Hauptstrasse entfernt, weswegen wir gemütlich zu Fuss in Richtung Zentrum laufen können. Mit wunderbaren Ausblick auf den Sonnenuntergang hinter dem Meer können wir den Ort nur auf Anhieb mögen. Umso sympathischer wird er uns, als wir in ein Restaurant sitzen und sich herausstellt, dass dieses Terrassenartig in den Dschungel nach hinten gebaut ist. Als es pünktlich um 18 Uhr wiedermal stockfinster ist, gehen die Lichterketten an, die jedem Restaurant in Costa Rica einen einladenden Charme verleiht.


Am Folgetag zahlt sich unsere Voraborganisation mit Chris als Guide sofort aus. Mit seinem Jeep fahren wir direkt vor den Eingang des Nationalparks, wo er dank seiner Connections einen Parkplatz in einer Seitenstrasse erhält. Wären wir selber hingefahren, hätten wir zig Parkplatzangebote ausschlagen müssen und uns erstmal durch das übertriebene Angebot an Souvenirständen, Touren und Guides kämpfen müssen. Der beliebte Nationalpark erschlägt einen ziemlich. Nun in der Nebensaison bleibt uns zum Glück die lange Schlange erspart, die normalerweise bis weit in die Hauptstrasse hinaus reicht und wir betreten den Nationalpark nach nur wenigen Minuten.

Chris zieht uns mit seiner Begeisterung für die Natur sofort in seinen Bann. Angesteckt von seiner guten Laune halten wir fleissig Ausschau nach Tieren und lauschen seinen Erzählungen über die Pflanzen und Bewohner des Nationalparks. Nach nur wenigen Metern im Nationalpark, als wir uns gerade eine knallpinke Blume anschauen, fliegt plötzlich ein bunter Kolibri zur Blüte. Mit seinem langen Schnabel holt er den Nektar aus der Blüte und wedelt dabei wie wild mit seinen kleinen Flügeln. Ein wunderschöner kleiner Vogel! In Gedanken setzen wir ein Häkchen auf unsere imaginäre Tierwunschliste.

Etwas weiter entdecken wir die erste Golden Web Spider. Das Weibchen erkennt man sofort an ihrer Grösse und den langen dürren Beine, die schwarz gelb gestreift sind. Ihr Netz ist so stark, dass die Fäden sogar für Schusswesten oder als Angelschnur verwendet werden. Die weiblichen Spinnen sind zudem dafür berüchtigt, die kleineren Männchen nach der Paarung aufzufressen.

Es ist gar nicht so leicht, in den dichten Blättern Tiere zu sichten. Wir finden noch einen schlafenden weissen Frosch, drei Fledermäuse, die kopfüber unter einem riesigen Blatt schlafen, sowie eine dünne Schlange, deren hellgrüne Schuppen die perfekte Tarnung im Dschungel sind.

Und schliesslich sichten wir ihn - unseren ersten Sloth! Weit oben in den Baumkronen frisst er in gemütlichem Tempo die Blätter eines Baumes. Dank dem Fernglas des Guides können wir das Faultier gestochen scharf heranzoomen. Kurz wirkt es, als würde er uns mit seinem niedlichen Gesicht direkt anschauen, bevor er sich wieder seiner Nahrung widmet.

Seine Bewegungen sind gemächlich und mit dem immer lächelnd dreinschauenden Gesicht ist das sofort unser Lieblingstier von Costa Rica.

Die meisten Guides beenden ihre Touren an einem der paradiesischen Strände, die sich im Nationalpark befinden. Dummerweise haben wir unsere Badesachen in der Unterkunft gelassen, sind aber begeistert von den blauen Buchten. Diese Strände sind definitiv die schönsten, die wir bisher in Costa Rica gesehen haben. Im Schatten der Bäume (von denen einige übrigens giftig sind und man sich fernhalten sollte) liegen Iguanas. Daneben krabbeln runde Krebse durch den Sand, die sich sofort verstecken, wenn man ihnen zu nahe kommt.

Unser gelungener Ausflug im Manuel Antonio Nationalpark endet mit dem Weg zurück, der über einen Steg durch Mangroven hindurch führt, in denen man mit etwas Glück sogar Kaimane oder Basilisken sichten kann. Eine Echsenart, die durch ihre schnelle Geschwindigkeit über die Wasseroberfläche rennen kann.


Corcovado · Unser Offroad-Abenteuer!

Unser Ausflug in den Manuel Antonio Nationalpark hat den Reiz geweckt, noch mehr Tiere zu sehen. Wir haben uns sogar ein kleines Wildlife Heftchen zugelegt, in dem wir die bekanntesten Tierarten studieren können. Perfekt also, dass unser Roadtrip weiter Richtung Süden führt. Und zwar in den grössten Nationalpark von Costa Rica.

Auf zur Osa Peninsula, in den Corcovado Nationalpark!


Eine 1-stündige Fahrt auf 30 Kilometern führt zur Drake Bay an die Westküste des Zipfels.

Jetzt kommt unser 4x4 so richtig zum Einsatz! Die Strasse kann man definitiv als Offroad bezeichnen. Zahlreiche Schlaglöcher zieren die unbefestigte Strasse und wir versuchen sie im Schritttempo möglichst zu umfahren um nicht allzusehr durchgeschüttelt zu werden. Insgesamt 4 kleine Flüsse müssen wir durchqueren, die ich als Beifahrerin immer mit einem "oh ou" ankündige. Der erste davon ist so braun, dass wir gar nicht erkennen können, wie tief er ist. Festhalten, Anlauf holen und mit Schwung schaffen wir die erste Hürde. Bei den nächsten 3 Flüssen ist das Wasser klarer und die Tiefe dementsprechend besser erkennbar. Zufälligerweise begegnen wir an allen Fluss-Stellen Einheimischen. Entweder fährt gerade gekonnt einer auf einem Motorrad durch das Wasser oder Bauarbeiter teilen uns mit einem "Izquierda" mit, dass wir links ausholen sollen, da der Fluss sonst zu tief ist. Irgendwie beruhigt mich das etwas, da ich mir denke, dass wenigstens Leute zu Gegend wären, die uns beim herausziehen helfen könnten. Trotzdem übernimmt Viki die gesamte letzte Strecke bis zu unserem Hotel und wird damit zu meiner Offroad-Queen.

Mitten im Corcovado Nationalpark ist es sofort ein riesen Kontrast zum gestrigen Manuel Antonio. Es kommt uns vor, als wären wir die einzigen Touristen hier. Unser Auto bleibt auch das einzige auf der Parkplatzfläche. Erst am Abend reisen noch weitere Touris an, alle jedoch mit Shuttleservice. In unserer Lodge fühlen wir uns trotzdem sofort wohl und buchen bei der freundlichen Besitzerin die Dschungeltour für den nächsten Tag. Unser Wunsch, möglichst viele Tiere zu sehen, soll sich bei einer geführten Wanderung im Gebiet Sirena erfüllen.

5:15 Uhr, Zeit fürs Frühstück. Obwohl uns die früh aufgehende Sonne zu übertriebenen Frühaufsteherinnen gemacht hat, sitzen wir noch leicht grimmig am Frühstückstisch. Kurz darauf begleitet uns auch schon einer der Söhne der Besitzerfamilie an den direkt nebenan liegenden Strand und bringt uns zum Treffpunkt für die Tagestouren in den Corcovado Nationalpark.

Die Drake Bay hat berechtigterweise den Ruf, einer der schönsten Strände Costa Ricas zu sein. Doch heute morgen setzt der Ort nochmals einen oben drauf! Ein Regenbogen in perfekter Bogenform zeichnet sich am Himmel über der Bucht ab. Ein Bild wie gemalt. Es ist einer dieser Momente, bei denen man alles um sich herum vergisst, nur staunen kann und sich denkt, wie schön das Leben doch ist! Ich glaube, wir machen gerade alles richtig =).

Unser Guide heisst Manuel und wird von seinen Kollegen liebevoll Manuelito genannt. Die Verniedlichungsform im Spanisch. Er ist auch ein niedliches kleines Mannlein, jedoch eher im Seniorenalter, was wir noch gut finden. Der kennt sich bestimmt super im Nationalpark aus. Erstmal geht es leicht chaotisch aufs kleine Touriboot. Ca. 3 Gruppen inklusive Guides werden pro Boot zum etwa 1 Stunde entfernten Startpunkt transportiert. Der Einstieg ist leicht riskant, da wir immer wieder den Wellengang abwarten müssen und nur vereinzelt aufsteigen können, wenn sich das Boot gerade nicht im beinahe 90 Grad Winkel in die Höhe neigt.

Bereits die Bootsfahrt ist ein Highlight, bei dem uns wieder Schildkröten begegnen und dieses Mal Delfine anstelle von Walen.

Auch die Ankunft im Nationalpark ist episch. Völlig unberührte Natur. Der Fluss ist einer dieser, bei denen man nach Krokodilen Ausschau hält. Im Hintergrund schwingen sich Spidermonkeys mithilfe ihrer langen Schwänze von Ast zu Ast.


Schliesslich werden die Gruppen aufgeteilt. Manuelito ist nebst unserem Doppelpack noch für ein Päärchen und eine Gruppe von 3 Männern und 2 Frauen zuständig, alle davon aus Spanien. So wird unsere Wanderung in Spanisch und Englisch geführt, wodurch wir unser Vokabular gleich etwas aufbessern können.

Es geht nicht lange, bis er die ersten Tiere für uns ausfindig macht. Er liest ihre Spuren und findet sofort eine kleine Fledermaus, die sich als Schlafplatz ein Zelt aus einem Blatt geformt hat und unter dessen Schutz hängt. Zum ersten Mal sehen wir Spidermonkeys. Sogar mit Baby auf dem Rücken! Auch Brüllaffen finden wir schnell, deren Grollen man bis zu einer Distanz von 4km durch den Regenwald hört. Schliesslich werden 2 weitere Tierwünsche erfüllt: Ein Papageienpaar schmust auf einem Ast über uns. Tukane sind trotz ihrer grellen Schnabelfarbe schwer ausfindig zu machen und noch schwieriger zu fotografieren, da sie nicht lange auf einem Ast verweilen (und noch schwerer durch das Teleskop, das dieses Mal leider etwas dunstige Fotos liefert).

Die winzigen Squirrel Monkeys, die wegen ihrer Niedlichkeit leider oft für den Haustiermarkt missbraucht werden, ähneln auch in ihren Bewegungen einem Eichhörnchen. Sie erinnern mich an die Totenkopfäffchen, die ich als Kind im Zoo so gemocht habe. So in der freien Wildbahn ist das Erlebnis natürlich kein Vergleich und mal wieder schwöre ich mir, die Tiere niemehr hinter Gittern zu besuchen. Bei einer solchen Tour ist man ständig wachsam und weiss nicht was einen erwartet. Jede Tierbegegnung ist die absolute Freude.

Zu einem solchen Dschungeltrekking gehören natürlich auch ordentliche Matschfüsse. Der Weg startete noch harmlos mit ein paar matschigen Stellen, bis wir in Richtung Strand immer mehr im Boden versinken und aufpassen müssen, nicht auszurutschen. Wir sehen Spuren von einer Tapirmutter in Begleitung ihres Babies. Alle Guides scheinen es sich zum Ziel gemacht zu haben, die Kleinfamilie aufzuspüren. Gelingen tut es leider keinem. Die seltenen Tiere sind so gut getarnt im Dikicht, dass eine Begegnung mit ihnen ein seltener Glücksfall sein muss. Auch Pumas und Ozelots leben hier und konnten von wenigen Glücklichen auf der Safariliste abgehakt werden. Jaguare jedoch hat noch nicht einmal Manuel zu Gesicht bekommen, der seit Jahrzehnten täglich den Nationalpark besucht.

Er meint, die Raubkatzen sehen zwar uns, wir sie aber nicht.

Dafür kommt uns ein anderes Raubtier zu Gesicht: Ein Krokodil, noch eher ein kleines Exemplar, liegt gut getarnt im Flussbett vor uns.

Kurz darauf bewegt es sich und schwimmt durch den Fluss. Gruselig stellen wir fest, wie schnell das Reptil im Wasser nicht mehr sichtbar ist und schwören uns, auf jegliche Flussüberquerungen zu Fuss zu verzichten.

Umso niedlicher sind die White Nosed Coatis, die wir bereits in La Fortuna am Strassenrand gesichtet haben. Hier suchen sie mit ihren langen Nasen nach Krebsen im Sand und sind in einer grossen Gruppe unterwegs. Völlig fokussiert auf die Nahrungssuche, zeigen sie keine Scheu und kommen uns ganz nah. Sie geben quietschende Laute von sich und sind wirklich zuckersüss!


Uvita · Der schönste Strand

Nachdem wir die Offroad-Route retour gemeistert haben, zieht es uns der Küste entlang zurück gegen Norden. Um die Strecke an die Karibik etwas zu kürzen, haben wir uns entschieden, zwei Nächte in Uvita einzulegen. Ein Hotel mit Pool, wo wir die Erlebnisse der letzten Tage sacken lassen können.

Doch wie wir so sind, wird uns schon nach einem Fauli-Tag langweilig. So beschliessen wir, uns am nächsten Tag den wenige Gehminuten entfernten Nationalpark Marino Ballena anzuschauen. Der Grossteil des Nationalparks befindet sich eigentlich im Meer. Um an dieses und den daranliegenden Strand zu gelangen, wird jedoch ein Eintrittsgeld verlangt. Und der Nationalpark macht erst um 9:30 Uhr auf. Wir sind natürlich zu früh dran, weswegen wir etwas weiter dem Dschungel folgen und bald darauf eine Stelle finden, an der der Weg zum Strand nicht abgezäunt ist. Also sneaken wir in den Nationalpark und finden einen komplett menschenleeren Strand. Riesige Palmen hängen wie das Postkartenbild per se vom grünen Dickicht über den weichen Sand hinaus.

Wir geniessen den Morgenspaziergang in diesem unberührten Paradies ohne Hotelanlagen und Liegestuhlbänke und laufen bis zur "Walflosse". Da hier zwei Strömungen aufeinandertreffen, macht diese Strandzunge in Ebbezustand nämlich einen Zugang frei, auf dem man zu einer Felsformation an deren Ende spazieren kann. Aus der Luft betrachtet, gleicht der Abschnitt damit einer Walflosse.

Während Viki gegen die Strömung der Gezeiten ankämpft und nicht bis zur Spitze der Walflosse gelangt, werde ich von einem Tico angesprochen. Ronnie ist mit seinen beiden Freunden auf Surftrip. Sie blödeln herum und als er ein zu grosses Loch in eine Kokosnuss schlägt und deren Fruchtwasser zu schnell hinausläuft, drückt er sie mir einfach in die Hand und ich trinke frische Kokosmilch am wohl schönsten Strand in Costa Rica.


Jaco · Crocodile Bridge

Wir fühlen uns so wohl in dem Land und haben uns richtig ans Herumreisen gewöhnt, dass wir manchmal beinahe vergessen, wo wir sind. Beziehungsweise vergessen, was hier alles für Tiere leben und eigentlich egal wo man ist, frei herumlaufen. In Uvita kreuzt eine riesige Echse mit bunten Stacheln auf dem Rücken unseren Weg. Die war sicher 1.5-2 Meter gross.

In der Nähe von Jaco liegt die Crocodile Bridge. Auch eine Touristenattraktion, die es dementsprechend sogar unter diesem Namen in Google Maps geschafft hat. Da wir bisher erst ein Krokodil und noch dazu ein eher kleines gesehen haben, unterbrechen wir unsere 8-stündige Fahrt an die Karibik mit einem kurzen Stopp bei der Brücke.

Da wir frühmorgens unterwegs sind, ich spreche von einer Uhrzeit zwischen 7 und 8 Uhr früh, scheinen die anliegenden Restaurants und Souvenirshops erst so langsam aufzumachen. So bleibt uns die Heranlockerei auf die kostenpflichtigen Parkplätze erspart und wir können gemütlich und als einzige Besucher über die Brücke laufen.

Erst sehen wir nur den Kopf von einem Krokodil im trüben Wasser und denken schon, wir haben eher wenig Glück, noch mehr der Tiere zu sehen.

Doch dann wechseln wir die Strassenseite und da liegen sie! Ausgebreitet in ihrer vollen Grösse. Sie sehen aus. als wären sie plattgedrückt und flädeln auf der Kiesbank, wie wir gestern noch am Strand.

Viki lässt ein paar freudige Quietscher ab und wir sind froh, diesen Unterbruch bei dem langen Fahrtag eingelegt zu haben.

Anschliessend kämpfen wir uns nämlich durch den Stau der Hauptstadt San José, bevor eine weitere Fahrstunde durch einen gebirgigen Nationalpark führt. Die Strecke Richtung Limon scheint ein Hauptverkehrszweig zu sein und vor uns tuckern zahlreiche Trucks, die wir wegen den einspurigen Strassen und zu wenig Pfupf unseres Suzukis kaum überholen können.

Für die ursprünglich 7.75h Fahrt, die uns das Navi angezeigt hat, benötigen wir locker 10 Stunden und sind froh, als wir endlich an unserem letzten Ziel der Costa Rica Reise ankommen.

Puerto Viejo (de Talamanca) · Caribbean Vibe

An der Karibikküste kommen wir sofort total an. Unser schlechtes Gewissen über das verdreckte Auto ist schnell beseitigt, als wir einen ordentlichen Betrag draufzahlen, weil wir das Auto an einer anderen Vermietstation abgeben. Es ist komisch, unser Truckli nach 18 Tagen Entdeckungstour abgeben zu müssen. Aber hier in Puerto Viejo ist ein Auto definitiv nicht mehr nötig. Gleich am nächsten Tag mieten wir uns für 3 Tage ein Velo. Nach dem ordentlichen Mietauto sind diese völlige Klappergestelle. Rost überzieht die Speichen und eine Gangschaltung sucht man vergeblich. Gebremst wird per Rückwärtstrampen. Wer ein Fahrradhelm verlangt, wird genauso verdutzt angeschaut, wie wenn man mit Regenschirm durch Costa Rica läuft. Zum Glück ist die Strasse von Cahuita bis Manzanillo mehrheitlich gerade.

So machen wir an einem Tag einen Ausflug zum Ort Manzanillo. Auf dem Weg halten wir noch bei Punta Uva, wo uns mal wieder Traumstrände wie aus dem Bilderbuch erwarten. Hier finden wir die Karibik, wie man sie sich vorstellt. In ca. 1 Stunde erreichen wir Manzanillo. Auf dem Weg liegen einige niedliche Restaurants und Cafés, die uns auf einen Café Frio hineinlocken. In Manzanillo befindet sich ein gleichnamiger Nationalpark. Da wir den Ort aber erst gegen Abend erreichen, zieht es uns eher an den schwarzen Sandstrand, bevor wir die Fahrt entlang des Dschungels, begleitet vom Geräusch der Brüllaffen, zurück nach Puerto Viejo auf uns nehmen.


Obschon wir uns an der Ostküste befinden, können wir wunderschöne Sonnenuntergänge beobachten. Die Strände hier sind viel belebter. Einheimische fahren am Wochenende und am Feierabend an die Strände, öffnen den Kofferraum ihres Autos und packen eine komplette Campingausrüstung aus. Was wir in der Schweiz am See machen, findet hier halt am Meer statt. Im Meer befinden sich Boote und Schiffswracks, die von Schnorchlern aufgesucht werden oder von Kindern zu Spielplätzen umfunktioniert wurden.

Als weiteren Fahrradausflug treten wir in die Pedale, um ins nördlich gelegene Cahuita zu fahren. Mit 16km liegt der Ort etwas weiter entfernt als Manzanillo. Die Fahrzeit beträgt aber auch um 1 Stunde. Allerdings ist die Strecke nicht so schön wie die Richtung Süden und wir folgen konstant der Hauptstrasse und kämpfen gegen den Gegenwind an.

Trotzdem schaffen wir es pünktlich zum Tourismusoffice, wo wir freundlich in Empfang genommen werden. Unser heutiger Guide bringt uns an den Strand und zeigt uns auf dem Weg noch schnell einen Sloth im Baum, auf dessen Bauch ein Babysloth liegt! Was für eine Überraschung. Wir haben so eine Freude, da wir nun schon so viele Tiere mit Baby sehen durften. Zusammen mit ihm und seinem Bruder gehen wir heute mit 5 weiteren Reisenden auf Schnorcheltour. Das kleine Fischerboot hält an zwei Spots im Cahuita Nationalpark. Einmal sehen wir besonders viele Korallen und bunte kleine Fische. Aufmerksame Schnorchler sichten sogar Moränen und Rochen. Mit viel Glück kann man hier auch Nursesharks sehen, die im Schutz der Korallen nach Hummern suchen. Am zweiten Spot faszinieren mich vor allem die riesigen Fischschwärme, die sich kaum aufscheuchen lassen, sondern in Seelenruhe unter uns hintümpeln.

Der Ausflug endet am feinen Sandstrand beim Punta Cahuita, wo man den Bootsausflug beenden und durch den Nationalpark zurückwandern kann. Da wir noch die ganze Fahrradfahrt retour vor uns haben, entscheiden wir uns dagegen, stärken uns mit köstlichen Früchten und fahren mit dem Boot zurück zum Ausgangspunkt. Ein Restaurant in Strandnähe scheint es nur eines zu geben. Um anschliessend noch etwas zu chillen, muss man den Nationalpark betreten und einen symbolischen Eintritt von ca. 2'000 Colones (ca. 3 Fr.) bezahlen.

Die Tage in der Karibik vergehen schnell. Es tut gut, für die letzte Woche noch eine feste Basis in Form einer Airbnb Wohnung zu haben und einfach in den Tag hinein zu leben. Wir lernen unsere Nachbarn und eine liebe Kellnerin in einer Tiki Bar kennen. Am letzten Abend schlagen wir mal wieder etwas über die Stränge und feiern zusammen mit Pilar und ihren Freunden aus Barcelona. Entsprechend hart wird die Heimreise am Folgetag. Nach der 5-stündigen Fahrt nach San José stellen wir einstimmig fest, dass uns eine Costa Rica Reise ohne Mietauto und mit öffentlichen Bussen viel mehr gebraucht hätte. Die Vorstellung, ein Roadtrip in einem Lateinamerikanischen Land gemacht zu haben, ist immer noch etwas absurd. Aber auch einfach nur der Wahnsinn! Costa Rica war definitiv das perfekte Einstiegsland, um meine Lust nach mehr Ländern im Zentral- & Südamerikanischen Teil der Erde zu wecken.

Pura Vida!


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