„Grosse Träume soll man klein beginnen“ – mit diesen Worten erhielt ich letztes Jahr mein Weihnachtsgeschenk: Ein kleines Minibus-Model. Eine Anspielung auf meinen grossen Traum, eines Tages selbst ein solches Büschen umzubauen und damit durch die Welt zu düsen.
Als Vorgeschmack auf diesen Wunsch, haben mein Freund und ich uns einen Dacia Dokker Van gemietet und machen damit einen 2 1/2 wöchigen Roadtrip durch Norditalien und Kroatien.
Unsere Route und was wir dabei erlebt haben, findest du in diesem Bericht.
Das Büsli
Gemietet haben wir das einfachste und günstigste Modell, gespart bei den Extras, denn die hat man meistens sowieso bereits zu Hause.
Die Küche
Die gesamten Küchenutensilien haben wir also selbst mitgenommen, anstatt das angebotene Set zu mieten. Dazu noch ein paar Grundnahrungsmittel wie Reis und Nudeln, unsere liebsten Gewürze, wie auch Olivenöl. Ultra Plus: Der Picknickrucksack, den meine Eltern kürzlich ungenutzt im Keller entdeckt haben. Teller, Becher, Besteck und weiteres ganz kompakt und gut verstaut in einem Rucksack. 😃
Wassertank und Gaskocher sind inklusive, jedoch sind die Gaskatuschen nach 2-3 mal Kochen sehr schnell leer. Alles sehr zweckmässig, praktisch und hygienisch auf den ersten Blick, grosses Minus jedoch nebst der Schlechtwetteruntauglichkeit: Die Nähe zum Bett. Einmal fiel eine Sicherung oder etwas aus der rechten Gasflasche, wodurch diese undicht wurde und Feuer fing! Ist zum Glück nochmals gut ausgegangen… Korrektur: 2 mal😥
Das Grillen mit Holzkohle ist auf den meisten Campingplätzen zwar nicht erlaubt, der Mini-Kugelgrill ist trotzdem mit dabei und ansonsten nutzen wir oftmals die öffentlichen Grillplätze.
Der Wohnraum
Oder bei diesem Büsli besser gesagt die Ramschkammer😄 Sitzgelegenheiten im hinteren Bereich sucht man vergeblich, denn er besteht lediglich aus der Küchen-/Bettbox und Leerraum, wo wir unser Gepäck und die Kühlbox verstauen.
Das Schlafzimmer
Abends werden die Sitze nach vorne geklappt und die Matratze in wenigen Schritten ausgeklappt und an den Sicherheitsgurten eingehakt. Als Sichtschutz dient uns die selbstmitgebrachte Sonnenschutzfolie. Die beiden Seitenfenster werden leicht heruntergekurbelt, damit wir die ganze Nacht hindurch genügend frische Luft haben und die beiden vorschriftsmässigen Sicherheitswesten eingespannt. Diese haben wir sogar mit Moskitospray besprüht – hält die Viecher wenigstens etwas ab😅.
In der Tür zum Kofferraum wird mein Kambodscha-Tuch/Rock eingespannt und fertig ist das Schlafgemach.😊
Die Route
Gleich vorneweg: Wildcampen ist in Kroatien nicht erlaubt. Trotz der Hochsaison, die bis Ende August anhält, haben wir uns entschieden, spontan von Ort zu Ort zu reisen und uns vor Ort einen freien Campingplatz zu suchen. Ein Vorhaben, das mich etwas unruhig werden liess, sich jedoch trotz dem Ansturm während des Hochsommers als absolut unproblematisch erwies!
Von der Schweiz aus führt die einfachste Route, wie auch unsere, durch Norditalien nach Kroatien. Wir fuhren von Norden nach Süden, entlang einer der schönsten Küstenstrassen Europas (was will man mehr auf einem Roadtrip 😍) und verbrachten 3 Tage auf der wunderschönen Insel Brač, welche per Autofähre zu erreichen ist. Der Weg zurück führte uns durchs Landesinnere in den Nationalpark Krka und in die Nähe der Plitvicer Seen, wo wir uns aufgrund der sich zu Ende neigenden Saison weniger Touristenströme erhofften. Zurück im italienischsprachigen Bereich, genossen wir noch einige Tage am Gardasee, bevor es zurück nach Hause ging.
Mit der App camping.info haben wir uns jeweils die Campingplätze gesucht oder sind einfach spontan gegen den späten Nachmittag an einen ausgeschilderten hingefahren. Davon gibt es in Kroatien reichlich! Es scheint, jeder Zweite hier besitzt Apartments oder ein Autocamp in seinem Vorgarten.
Die Reise
Legende
Die Angaben sind jeweils zum entsprechenden Tag (das total ist im Factsheet ersichtlich)
🚗 = Strecke (ca.)
⏰ = Fahrzeit (ca.)
💰 = Kosten des Campingplatzes
Ungefährer Umrechnungs-Massstab:
10kn = CHF 1.70
100kn = CHF 17.-
Nachdem ich bereits vor 2 Jahren mit noch relativ frischem Führerschein mit meinem Fiätchen in dessen Heimatland fuhr, soll uns die Reise nach Kroatien erneut durch Norditalien führen.
Tag 1: Aargau -> Como
🚗 260km
⏰ 3h
Nach der Übernahme des Minicampers fahren wir los Richtung Tessin. Aufgeregt sitze ich im kleinen Büsli, denn meine Fahrroutine ist trotz zahlreichen Mietautos während meiner Weltreise nicht mehr ganz vorhanden. Neben mir summt Domi die Songs des Oldies-Radiosenders mit, der Fahrtwind weht durch die offenen Fenster und dazu begleitet uns die wunderbare Landschaft der Schweizer Seen und Berge – perfektes Roadtripfeeling!
Der Stau beim Gotthard ist am heutigen Mittwoch gnädig und so erreichen wir schnell den südlichen Zipfel der Schweiz. Die ersten Palmen im Tessin und der Sprachwechsel von Deutsch zu Italienisch lässt unsere Augen aufleuchten. Ferienfeeling pur! Auf einem Roadtrip nimmt man die Veränderungen viel intensiver wahr, als wenn man in ein Flugzeug steigt und nach wenigen Stunden an einem neuen Ort ausgespuckt wird. Da dauert es meist einige Tage, bis man richtig runterfährt und realisiert, dass man nun im Urlaub ist.
Der erste Stopp folgt kurz nach der italienischen Grenze: Como. Auf dem kleinen aber feinen Camping International kochen wir unser erstes Abendessen unter freiem Himmel. In der Stadt selbst geniessen wir ein richtig italienisches Gelato und beobachten, wie nahe des Sees gerade ein Filmdreh stattfindet.
💰 24€
Tag 2: Como -> Bologna
🚗 263km
⏰ 2.5h
Unsere Route führt weiter nach Bologna. Weshalb der V-Schwenker bevor es nach Kroatien geht? Wie zu Beginn erwähnt, geht mit dieser Reise ein kleiner Traum von mir in Erfüllung. Ein Vorgeschmack, sozusagen eine Probereise, bevor ich eines Tages mein eigenes Büsli besitzen möchte. Praktischerweise hat sich unsere Route so ergeben, dass wir durch das Geburtsland der Leidenschaft meines Freundes fahren. Und was ist schöner, als die Leidenschaft zweier Leute kombinieren zu können? Da er meine – das Reisen – bereits zum zweiten Mal mit mir teilt, wird es Zeit, etwas mehr in sein grosses Hobby einzutauchen: Das Töfffahren. Oder expliziter: Ducati! 😀 Also auf nach Bologna, zur Geburtsstätte Ducatis und ins gleichnamige Museum.
Bologna selbst erleben wir am Abend im schnelldurchlauf. Für Pizza und Pasta fahren wir mit dem Bus vom Campingplatz Centro Turistico Città di Bologna ins Stadtzentrum. Nach einem gemütlichen Spaziergang geniessen wir das Abendessen bei einem köstlichen Moscato d’Asti in der Trattoria Pizzeria Belle Arti.
💰 35€
Tag 3: Bologna -> Poreç
🚗 380km
⏰ 4.25h
Den Frühstückskaffee haben wir noch mit Euro bezahlt und das Abendessen bereits mit Kuna, der kroatischen Währung, eingekauft. Heute sind wir durch 3 Länder gefahren. Von Italien aus führt ein kleines Stück durch Slowenien und schliesslich erreichen wir Kroatien. 4 Stunden anstrengende Fahrt auf der sehr eintönigen Autobahn bei 35 Grad Aussen- und gefühlt auch Innentemperatur. Tag 3 und endlich bemerken wir im Stau an der kroatischen Grenze, dass der A/C Knopf die ganze Zeit ausgeschaltet war😅🙈… lieber spät als nie, hm.
Die einfachere Alternative wäre wohl die Fähre von Ancona nach Split gewesen. Eine Möglichkeit, die unsere Route jedoch auf den Kopf gestellt hätte, weswegen wir bei der ursprünglichen Idee blieben und auch die eintönigen Strecken auf der italienischen Autobahn durchzogen.
Erschöpft suchen wir uns in Poreç den erstbesten Campingplatz. Eine riesige Anlage, an der sich ein Camper an den anderen reiht. Massentourismus vom feinsten… zwar haben wir uns darauf eingestellt, da der Beginn unserer Reise noch in der Hochsaison liegt, jedoch schockiert uns das Bijela Uvala.
Unser Plätzchen liegt glücklicherweise etwas versteckt umgeben von Bäumen und Gebüschen und unsere Gesellschaft besteht aus zwei in den Baumkronen turnenden Eichhörnchen und einem Igel, der sich in der Dunkelheit bis vor Domis Füsse traut.
Mit der Hoffnung auf weniger Massentourismus und Luxuscampingplätze, mehr Ruhe und Privatsphäre für die nächsten Tage, legen wir uns zum Schlafen in unser kuschliges Büsli.
💰 400kn
Tag 4: Poreç -> Krk
🚗 142km
⏰ 2.25h
Mit einem erfrischenden Morgenschwumm im nur wenige Gehminuten entfernten Meer starten wir in den Tag.
Nach den stundenlangen Autobahnfahrten in Italien wünschen wir uns nun die wirklich schönen Strecken, die einen Roadtrip auch ausmachen. Die Offlinekarte in Google-Maps wird also auf „Autobahnen vermeiden“ eingestellt und so führt uns eine wunderschöne Überlandstrecke Berge hinauf und hinunter und anschliessend der Küste entlang durch zahlreiche niedliche kleine Dörfchen wie Opatija und Rijeka.Unser Übernachtungsziel heute liegt jedoch nicht auf dem Festland, sondern auf der Insel Krk, die man über eine Brücke erreicht. Die Strassen dorthin wirken beinahe schwebend, da sie sehr hoch an Klippen entlang erbaut wurden. Nach 2 Anläufen finden wir am späten Nachmittag schliesslich einen Campingplatz mit einem freien Schattenplätzchen und melden uns im Camp Glavotok für eine Nacht in der Free Camping Zone an.
Free, weil man auf dieser Fläche keinen fix zugeteilten Stellplatz erhält, sondern sich einfach auf ein freies Fleckchen hinstellt. Teuer ist die Übernachtung hier nämlich, denn die Anlage gleicht eher wieder einem Luxuscampingplatz wie dem in Poreç, zwar mit direktem Zugang zum Meer, jedoch mit Restaurants, Pool und Animationsprogramm, was wiederum Touristen anzieht, die 1-2 Wochen fix hierhin gehen und ihren Jahresurlaub mit Kind und Kegel hier verbringen.
Die Free Camping Zone befindet sich jedoch ganz am Ende des Camps, wodurch wir uns trotzdem etwas abgeschieden fühlen, so wie wir es uns wünschen. Eine freundliche Begegnung mit zwei Päärchen aus Österreich und der Austausch über den Aufbau ihr selbst umgebautes und unser gemietetes Büsli versüssen uns die Ankunft. Da sie am nächsten Tag sowieso nach ihrem 1-wöchigen Aufenthalt in Krk abreisen, geben sie uns für die eine Nacht sogar den Superplatz im Ecken des Campingbereichs frei. 😃 Mein gewünschtes Naturfeeling folgt anschliessend mit der Entdeckung einer Zecke am Arm, die Domi glücklicherweise chirurgisch mit einer Pinzette entfernt.🙈
💰 389kn
Tag 5: Krk -> Ribarica
🚗 136km
⏰ 2.5h
Routenmässig befinden wir uns nun auf der absoluten Traumstrecke! Im US-Highway Nr. 1 Style führt die Strasse direkt am Meer entlang Richtung Süden. Die Steigungsunterschiede nimmt man kaum wahr. Teilweise sieht es aus, als würden wir in den blauen Himmel fahren. Mal liegt das kristallklare Wasser ganz Nahe zu unserer Rechten, mal haben wir unbemerkt so an Höhe zugenommen, dass wir von oben auf die traumhaften Buchten hinunterschauen. Das alles in permanenter Begleitung wunderschöner Berg- und Klippenformationen. Kroatien ist atemberaubend! Das bemerken wir je länger wir in diesem Land sind je mehr.
Als wir schon beinahe befürchtet haben, kein Camp mehr zu finden, entdecken wir ein selbstgebasteltes Holzschild am Strassenrand. So biegen wir ins Camp Ribarica ab, auf dessen zwei Wiesenflächen sich nur 4 weitere Camper befinden und die Besitzerin des Hauses nebenan unser Check-in auf ihrem Balkon durchführt.
Wir geniessen ein Bier und einen Campari Orange im naheliegenden Restoran Ribarica (wird hier einfach alles nach dem Ort benannt?😄) und nutzen anschliessend die Naturpool mässigen Einbuchtungen am Meer für eine Abkühlung.
An diesem spontan entdeckten Ort finden wir die Ruhe und das Campingfeeling, welches wir bisher vermisst haben. Im klaren Nachthimmel zählen wir zahlreiche Sternschnuppen und erblicken die Milchstrasse, bevor wir uns lächelnd und zufrieden zu Bett legen.
💰 200kn
Tag 6: Ribarica -> Sveti Petar na Moru
🚗 117km
⏰ 2h
Der Tag beginnt herrlich. Da man mit so einem Büsli als Unterkunft gezwungenermassen gleich einen kleinen Spaziergang zum Badezimmer machen muss, tut einem die frische Luft am Morgen einfach unglaublich gut. Der Blick nach rechts zeigt vom Morgenrot in warme Farben gefärbte Berge. Links erspäht man zwischen den Häusern das ruhige Meer und die Insel Pag, deren wüstenhafte Landschaft zum Kontrast zur grünen Natur auf dem Festland steht.
Die wunderschöne Strecke des gestrigen Tages liess mich vermuten, dass dies nun der schönste Strassenabschnitt war. Doch ich habe mich getäuscht! Die heutige Route setzt nochmals einen drauf!
Domi vermisst zwar sofort seinen Töff, schlängelt jedoch auch mit userem Büsli gekonnt die Strasse entlang weiter gen Süden. Hier begegnen wir viel weniger Leuten und wir halten zweimal spontan an zwei Buchten, um einen Badestopp einzulegen. Barfuss sei Vorsicht geboten, denn das kroatische Meer vor den Kieselstränden ist berüchtigt für seine hohe Population an Seeigeln.
Die Grossstadt Zadar verlassen wir nach einem kurzen Einkauf fluchtartig und suchen wieder die Ruhe auf einem weniger bekannten Campingplatz. Dafür gelangen wir ans Camp Punta II nahe des Orts Sukosan.
Das kleine Camp direkt am Meer wirkt nur schon durch den freundlichen Besitzer, der uns bei unserer Ankunft in Badehosen bekleidet empfängt sehr einladend. So dürfen wir sogar seinen Grillplatz nutzen und lassen den Abend bei einer Flasche Weisswein, Caprese, Würstchen und Grillcheese ausklingen.
💰 100kn
Tag 7: Sveti Petar na Moru -> Grebastica
🚗 70km
⏰ 1h
Zur Abwechslung weckt uns heute anstelle von Sonnenstrahlen lautes Gewittergrollen und herabprasselnder Regen. Ein Unwetter zieht über Kroatien hinweg und wir müssen feststellen, dass unser Büsli eher für gutes Wetter gebaut wurde. Alles fällt also sprichwörtlich ins Wasser, das Aufräumen und Bett zusammenklappen wird zu einer echten Herausforderung und die Frühstückszubereitung in unserer Outdoorküche können wir komplett vergessen. Also fahren wir zügig weiter und füllen unsere Mägen stattdessen direkt mit einer Pizza zum Mittagessen.
Im Ort Biograd müssen Domi und ich feststellen, dass beide Bankkarten nicht mehr zur Bargeldabhebung funktionieren! Herrje, mit nur noch knapp 200kn im Portemonnaie reicht das kaum noch für eine weitere Übernachtung, geschweigen denn fürs Benzin! Zum Glück lässt sich das Problem mit zwei Anrufen erledigen und mit neuem Feriengeld bewappnet machen wir uns auf der Strasse Jadranska Magistrala auf die Suche nach dem nächsten Stopp, wie immer mit dem Anspruch zur Meeresnähe.
Am Nachmittag beruhigt sich das Unwetter schliesslich und wir finden in Grebastica den letzten freien Stellplatz im Panorama Autocamp.
Vor dem Ort liegt das Meer nicht wie sonst in klarem kitschigen Blau, sondern hat einen mystischen Grünton, der mich an die Lagunen in Thailand erinnert. Die Farbe hier kommt wohl von den zahlreichen grün bewachsenen Inseln, durch die wir den Reiz verspüren, ein Motorboot zu mieten und die umliegende Natur zu erkunden. Auf einer Insel habe ich sogar ein burgähnliches Gebilde erblickt, das aussieht wie ein Stück der chinesischen Mauer.😃 Ein wunderbarer Ort, den wir ohne unsere Spontanität und den ersten ausgebuchten Campingplatz sicher nicht entdeckt hätten. Manchmal fügen sich die Dinge einfach total zum positiven und so ergeben sich Entdeckungen und Begegnungen per Zufall, wie der Empfang in diesem Camp, bei dem die Reception aus dem Sohn des Grundstückbesitzers besteht, der auf einem weissen Plastikstuhl am Strassenrand sitzt. Sein Vater bietet uns reife Trauben an, die auf seinem Balkon wachsen und er zu Wein und Schnaps verarbeitet. Die Einheimischen, wie wir bisher die Erfahrung gemacht haben, wirken durch ihre Sprache recht „hart“, wenn man das so sagen kann, sind jedoch total herzlich und offen. Tolle Reiseerfahrungen!😊
💰 180kn
Tag 8: Grebastica -> Brač
🚗 130km
⏰ 1.5h + 0.8h Fähre + 0.75h auf der Insel
Unsere Route führt langsam zum südlichsten Punkt unserer Reise. In der Grossstadt Split zwängen wir uns durch den Ferienstau auf die Autofähre nach Brač, die erste Insel südlich von Split, die wir nach ca. 50min Überfahrt erreichen.
Nachdem sich die Touristenmassen in verschiedene Richtungen verteilt haben, tauchen wir ein in das besondere Feeling, mit dem Auto plötzlich auf einer Insel zu sein. Die gut ausgebauten Strassen, wie man sie in ganz Kroatien vorfindet, führen auch hier in schwindelerregender Höhe entlang des Meeres.
Wir passieren die Stadt Bor und erreichen schliesslich das Camp Aloa, welches wir vorab über die Camping.info App herausgesucht haben.
Das Camp setzt den ersten positiven Eindruck der Insel fort und der Stellplatz auf der obersten Ebene (vieles ist hier am Hang erbaut worden) bietet uns nonstop die Aussicht aufs Meer und die Nachbarsinsel Hvar. Der Postkartenkitschige Strand und die Campingbar mit Dächern aus Palmenblättern vervollständigen das Feriengefühl.
💰220kn
Tag 9: Brač
Nachdem wir auf der Fahrt vom Hafen in Supetar zum Camp zahlreichen Quadfahrern begegnet sind, möchten wir unserer Abenteuerlust folgen und eins der vierrädrigen Fahrzeuge mieten, um auf den höchsten Punkt der Insel zu gelangen.
Naja, leichter gedacht als getan – der spontane Plan fällt hier ausnahmsweise mal ins Wasser, denn alle Quads sind entweder vermietet oder reserviert. Uns bleibt also ein kleiner 50 Kubik Roller, der uns mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 und einer Maxgeschwindigkeit von 50 den Berg hinauftuckern lässt😄. Slow down auf eine andere Art. Wir haben ja Zeit, denken wir uns und saugen die Natur der Insel durch die langsame Fahrgeschwindigkeit noch viel mehr in uns auf.
Beim Vidova Gora angekommen, blicken wir auf den berühmten Sandstrand, das Goldene Horn, herunter und geniessen die schöne Aussicht vom höchsten Punkt der Insel aus.
Einen Besuch zu einem der einzigen Sandstrände Kroatiens ersparen wir uns, da dieser nur schon beim Vorbeifahren mehr nach Fleischbank als Entspannung aussieht. Schon mehr unserem Gusto entspricht der anschliessende Schnorchelgang in der Bucht vor dem Camp Aloa, wo wir den Tag ausklingen lassen.
💰 220kn
Tag 10: Brač
Fail Nummer 2 nach den gestrigen ausgebuchten Quads ereignet sich gleich am nächsten Morgen. Die Werbeflyer für das Blue Cave haben mich ehemalige Marketingangestellte mal wieder manipuliert 😅 und die wunderschönen Bilder den „ich muss das sehen!“ Effekt ausgelöst. Deswegen haben wir für heute eine der zahlreichen Bootstouren gebucht, um die blaue Höhle und weitere Naturschönheiten vom Wasser aus erkunden zu können. Nachdem uns der Wecker um 6:45 Uhr aus dem Büsli gerüttelt hat und wir zackig unser Frühstück zu uns nehmen, folgt das Warten am Steg und die Sicht auf Meer, weit und breit, und kein einziges Motorboot, das uns abzuholen scheint. Ein Anruf bietet Klarheit: Die Tour wurde gecancelled! Und warum bitteschön wird uns das nicht mitgeteilt??? Enttäuscht teile ich dem Touranbieter meinen Frust mit. So gemötzle liegt eigentlich nicht in meiner Art, doch diese schlechte Organisation hat meine ganze Vorfreude auf einen wunderbaren Tagesausflug sosehr gedämpft, dass ich ihm dies wütend zu verstehen gebe. Tragisch aber wahr – wer motzt scheint Erfolg zu haben🙈. Auf dem Boot seines Freundes sind noch zwei Plätze für uns frei und kurz darauf dröhnt uns bereits der Motorenlärm um die Ohren und salzige Wasserspritzer kühlen uns bei jedem Aufschlag auf eine Welle ab.
Die grüne Insellandschaft sieht aus wie das zu Hause der Teletubbies und wieder friedlich wie zwei Kätzchen lassen wir uns zum ersten Stopp auf die Nachbarsinsel Hvar fahren. Hier haben wir die Gelegenheit, die wunderschöne Altstadt zu erkunden und am Hafen entlang zu spazieren.
In mir sind nach wie vor Zweifel vorhanden, ob die Tour nun wirklich das bieten wird, was wir ursprünglich gebucht haben. Doch auf der Weiterfahrt werden diese sofort weggefegt, denn: Uns begleiten Delfine! Auf der Fahrt Richtung Insel Vis schwimmen sie friedlich in einigen Metern Abstand über das offene Meer.
Das begeistert alle 10 Tourteilnehmer, insbesondere den jungen Österreicher, der völlig aus dem Häuschen ist und bei der nächsten Boje die wir erblicken gleich noch eine Haiflosse assoziiert 😃 Nebst zwei italienischen Päärchen ist eine richtig tolle Familie mit an Bord – eine Mischung aus einer Schweizerin und einem Deutschen, die aber mit ihrem Sohn und deren älteren Schwester (beide etwa im Alter meiner zukünftigen Schüler) in Österreich leben. Mit ihnen unterhalten wir uns während dem Verlauf des ganzen Tagesausflugs und erfahren zum Beispiel auch, dass die in Österreich 9 Wochen Sommerferien haben! Ganz schön mehr als unsere eigentlich auch grosszügigen 5 Wochen in der Schweiz. Das lässt mich Reisefüdli und angehende Lehrerin natürlich gleich aufhorchen…🤔😉
Rund um die Insel Vis halten wir an einigen Buchten, wo sich uns Bade- und Schnorchelmöglichkeiten anbieten. Am berühmten Green Cave streifen wir kurz vorbei, wohl eher um uns zu zeigen, wie hier ein Boot neben dem anderen wartet, um anschliessend gegen einen Eintrittspreis von 70kuna pro Person hineinfahren (oder schwimmen) zu dürfen. Die Caves, die unser Captain mit uns besucht, sind noch viel schöner und wirken ohne den Massenansturm um einiges magischer und faszinierender.
Vis als ehemaliger Militärstützpunkt ist eine sehr durchlöcherte Insel mit zahlreichen solchen Caves und atemberaubenden Klippen in unterschiedlichsten Verwitterungsformationen. Mal sind sie total bewachsen, wo sich die Wurzeln von Bäumen und Sträuchern einen Weg durch die felsige Landschaft erarbeitet haben, mal sind die Gesteine wie treppenähnliche Rechtecke oder schon beinahe Stricklavaartige Steinwülste in schwarz und grau, teilweise überwachsen mit lila Muscheln und Algen.
In einigen Caves beginnt das sowieso schon traumhaft klare Blau des Wassers mystisch zu leuchten und ob nun Blue Cave oder nicht, für mich hat die Tour schon jetzt alle Erwartungen übertroffen und mir die Schönheit Kroatiens in voller Fülle gezeigt.
Schliesslich folgt der namensgebende Tourstopp beim berühmten Blue Cave, wo, surprize, so viele Boote und Touristen stehen, dass die Wartezeit 2 Stunden beträgt! Und man übrigens nochmals 100 Kuna Eintrittspreis bezahlen soll. Unser Tourführer lässt uns die freie Wahl, das Cave zu besuchen oder die Zeit in der Stadt der Insel Vis zu verbringen. Beim Anblick der Menschenmassen, die sich um jedes schattige Warteplätzchen ringen, fällt uns die Entscheidung leicht. Für uns und die österreichische Familie ist das Blue Cave gestrichen und bevor wir die Italiener nach deren separaten Besuch wieder hier aufgabeln, spazieren wir durch die schöne Altstadt Vis‘.
Natürlich denke ich bei der anschliessenden Präsentation deren Fotos, vielleicht haben wir doch was verpasst, denn die einzigartige Farbe erhält die Höhle nicht wie erwartet über Lichteinfälle durch Löcher in der Decke, sondern durch eine besondere Reflektion über den Boden, wodurch die Beleuchtung also vom Meeresgrund aus erzeugt wird. Mir fallen jedoch die Worte meiner Cousine ein, die bereits in Australien meinte „wir waren ja nicht da, also können wir gar nicht wissen, was wir verpasst haben“.😃 Wie wahr, denn auch wenn viele solche Spots verdient täglich tausende von Touristen anziehen und auch ich auf meinen Reisen sehr oft solche Ziele anstrebe, ist es auch ok, mal nicht ALLES gesehen zu haben. Das kann man sowieso nicht und eine Reise an sich lebt schlussendlich nicht „nur“ von dem abhaken der Must-see-Punkte sondern von dem ganzen Drumherum. Und diese Erkenntnis festigt sich auch gleich am nächsten Tag nochmals. Oder besser gesagt am übernächsten, denn…
💰 220kn
Tag 11: Brač -> Krka
🚗 175km
⏰ 0.75h auf Insel + 0.8h Fähre + 1.25h
… heute erreichen wir nach einem katastrophalen Stau, der uns wirklich an der Intelligenz der Menschheit zweifeln liess, erst gegen Abend das Camp Krka auf dem Festland. Also wird der Besuch zu unserem nächsten Highlightsziel auf den Folgetag verschoben.
💰 130kn
Tag 12: Krka -> Grabovac
🚗 187km
⏰ 2.25h
Ab in den Krka Nationalpark! Ein von mir sehnlichst erwarteter Besuch zu den spektakulären Wasserfällen im Landesinneren Kroatiens. In Skradin nehmen wir um 9 Uhr das zweite Schiff des Tages und fahren direkt zum wohl bekanntesten Punkt des ganzen Parks: Dem Skradinski Buk.
Der beliebteste und meist besuchteste Ort im Krka Nationalpark, denn hier ist auch die einzige Stelle, an der man Baden darf.
Wir folgen den Holzstegen durch den Park. Die einst im Internet gesehenen Fotos des Nationalparks haben meine Erwartungen nicht enttäuscht. Die Wasserfälle, wie ich sie mir in Europa und eigentlich gar nicht mal so unweit von der Schweiz entfernt, nie erhofft hätte, begeistern mich!😍
Die Menschen verteilen sich mehr oder weniger gut im ganzen Nationalpark und als wir unseren Rundgang gegen Mittag beenden, entscheiden wir uns gegen die Rückfahrt mit dem Touriboot und für den 1-stündigen Fussweg zurück nach Skradin. Trotz der drückenden Mittagshitze die absolut richtige Entscheidung!
Der Weg entlang des Flusses ist wunderschön und als wir die blaue Brücke erreichen, beobachten wir, wie einige Leute von der Brücke ins Wasser springen. Action für Domi und Erinnerungen aus Bali werden wachgerufen 😃.
Und genau auf diese zufällige Aktion wollte ich mit meiner Meinung zum Bucketlist-Reisestil hinaus. Bekannte Ziele anzusteuern ist absolut okay und gut, ich mache das ja kaum anders😄. Orte wie die Krka Wasserfälle oder beispielsweise die Oper in Sydney, eine Golden-gate Bridge in San Francisco… dies ist eine Definition des Reisens. Orte anzusteuern, die man in Filmen oder auf Fotos sieht und die in einem den Wunsch auslösen, diese mit eigenen Augen zu sehen. Davorzustehen, sich begeistern zu lassen, oder auch zu erkennen, dass man sich das doch anders, spektakulärer vorgestellt hat… Eindrücke und Erlebnisse zu DEM Ort selbst, doch was meiner Meinung nach noch viel wichtiger ist: Der Weg, die Reise dahin und das ganze Drumherum. Das zufällige Ankommen zur Brücke und die Unterhaltung mit der kroatischen Familie. Meine Bewunderung, wie locker die Eltern mit der Risikofreude ihrer Kinder umgehen, die sogar vom allerhöchsten Punkt der Brücke aus springen. Eindrücke nebst dem Besuch DES erstrebten Ortes, die meist mit viel geringerer oder ohne jegliche Erwartungshaltung geschehen und entsprechend als eine noch viel schönere Reiseerinnerung erhalten bleiben. Trotz dieser Erkenntnis, befindet sich in meinem Kopf eine imaginäre Liste von Orten und Dingen, die ich sehen möchte, ich denke da bin ich nicht alleine.😃 Doch es tut gut und bringt einem ein grosses Stück weiter zur Entspannung und einem bewussteren Aufsaugen der Eindrücke, auch einfach mal das ein oder andere zu „verpassen“, wie auf dieser Reise das erstrebte Blue Cave. Oder die Plitvicer Seen, der zweite angestrebte Nationalpark, in dessen Richtung wir am selben Tag noch fahren.
💰 256kn
Tag 13: Rastoke
🚗 21km
⏰ 0.5h
Denn den Nationalpark selbst besuchen wir nicht. Obwohl ursprünglich geplant und von mir sehnlichst erhofft, haben wir unseren Plan geändert. Und das ist völlig ok so. Auf einer Reise Änderungen vorzunehmen und die Reise so anzupassen, dass es in dem Moment für einen persönlich stimmt. Wir haben uns gegen den Schluss unseres Aufenthalts in Kroatien noch zwei Highlights gewünscht und ermöglicht: Ein Kajak Ausflug auf dem Fluss Mrežnica, ca. 30min ausserhalb des Plitvicer Nationalparks und eine 1 1/2 stündige Quadtour durch einen der hier liegenden Wälder.
Zwei krönende Abschlüsse, die wir nie vergessen werden und nun mit diesem Ort in Verbindung setzen. Es ist völlig ok, dass wir den Nationalpark selbst nicht besucht haben, weswegen eigentlich jeder in dieser Gegend hierhin fährt. Vielleicht kommen wir wieder einmal hierhin und besuchen ihn dann, vielleicht aber auch nicht… egal wie es kommt, für diese Reise haben wir zahlreiche unvergessliche Erlebnisse gehabt und freuen uns schon auf die nächste.😊
💰256kn
Tag 14 – 16: Grabovac -> Sirmione
🚗 510km
⏰ 6h
Letzte Tage am Gardasee
💰 3×35€
Tag 17: Sirmione -> Home sweet home
🚗 410km
⏰ 5h
Ein kurzer Besuch zu Hause, denn Zürich liegt näher bei dem Campervermieter.
Tag 18: Abgabe
🚗 30km
⏰ 0.5h
Visual Vibes🎥
Fazit
Reisen im Minivan. Wie zu Beginn erwähnt, ist es ein grosser Traum von mir, eines Tages einen Minivan oder noch lieber natürlich eins der älteren VW-Bus Modelle, ein typisches „Hippie-Büsli“, zu kaufen und den Innenausbau selbst vorzunehmen, um ihn Roadtrip-Reisetauglich zu machen. Die Reise nach Kroatien diente mir und meinem Freund als Vorgeschmack darauf, ob es denn wirklich was für uns wäre, oder diese Art des Reisens gar nicht unserem Geschmack entspricht. Ich denke, der Reisebericht hat bereits für sich gesprochen 😃: Wir waren/sind beide hellauf begeistert! Mein Traum, oder korrekterweise nun unser Traum, ist noch mehr gewachsen. Am Mietmodell haben wir einige „Mängel“ und Inspirationen entdeckt, was wir beim eigenen Umbau gleich machen oder verbessert umsetzen werden.
Es ist nur eine Frage der Zeit, doch wer mich gut kennt, der weiss, dass ich nicht nur träume, sondern diese Träume in Angriff nehme, darauf hinarbeite und hinziele, sie zu verwirklichen. Bis bald also mit mehr Stories meiner Traumverwirklichungen. 😊
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